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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

DOI Heft:
Heft 6 (2. Dezemberheft 1915)
DOI Artikel:
Weinhandl, Margarete: Das Fensterkreuz
DOI Artikel:
Meyer, Conrad Ferdinand: Friede auf Erden
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0289

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Kreuze in den tzänden, wie sonst wohl am Heiligen Abend Tannenzweige
und Christbäumchen. Und immer mehr und mehr strömten auf die Gasse.
And alle wogten einem Ziele zu, dorthin, wo am Ende der schwarzen
Häuserschlucht ein fernes, blausilbernes Leuchten lag. Nun standen wir
ja auf freiem Feld. Das weiche Himmelsgewölke hing blütenhell über uns,
aber da unten wimmelte es dunkel durcheinander von all den zahllosen
schwerbeladenen Menschen. Ein ratloses Gemurmel: „Die Kreuze, die
Kreuze! Wir können nicht mehr." Da, irgendwoher, eine helle Stimme:
„Legt sie zusammen!" Wunderbar: plötzlich lag statt ihrer aller nur ein
einziges riesengroßes Kreuz weithin gestreckt übers ganze Land. So
wuchtig schwer, daß die Erde darunter stöhnte. And wieder die Stimme:
„Hebt es auf!" Aufheben? Dieses ungeheure Kreuz aufheben? Rnd
nochmals die Stimme: „Es ist ja uns er Kreuz!" „A. ns er Kreuz?^ Wun
verstanden sie: „Anser Kreuz!^ Das schwoll und brauste jetzt wie ein
inbrünstiges Beten: „Anser Kreuz!" And siehe, siehe: Das Riesen-
kreuz hob sich, bebend und schwankend, Ruck um Ruck, höher, immer
höher, und da stand es. Feierlich groß zwischen tzimmel und Erde. Ietzt
aber geschah das Wunder. Der starre, dunkle Kreuzesstamm, von all den
Menschenhänden gestützt, umschlungen, umwärmt, umlebt, er begann heim--
lich selber zu leben, er trieb Wurzeln in die Erde und mächtige Aste nach
allen Seiten, und die Aste trieben Zweige, und die Zweige trieben Grün,
und aus dem Grün blühten allenthalben die goldenen Weihnachtslichter
auf. Der Kreuz-Baum aber wuchs, er wuchs in den blausilbernen Glanz
empor. Er wuchs und er wipfelte mit Gezweig und mit Kränzen und
überwölbte tröstend und segnend mit unzähligen Lichterblüten die tzeimat.

Margarele Glantschnigg

Zrie-e auf Eröen

D

.^^Lietzen unö -es Lngels worte
Trugen öurch öie nieöre §forte
Au -er Mutter unö öenr Ainö,
Fuhr öas hinrnrlische Gesinö
Fort inr Sternenraurn zu singen,
Fuhr -er Hinrinel sort zu klingen:
„Frieöe, Frieöe! aus öer Sröe!"

a -ie Hirten ihre Heröe

Seit -ie Gngel so geraten,
G wie viele blut'ge Taten

Hat öer Streit auf wilöem Kseröe,
Der geharnischte, vollbracht!

In wie inancher heil gen Aacht

Sang öer Thor öer Geister zagenö,
Dringlich slehenö, leis verklagenö:
„Lrieöe, Frieöe. . . aus öer Gröe!'

Doch es ist ein ew'ger Glaube,

Dast öer Schwache nicht zum Aaube
Ieöer srechen Morögebäröe
weröe fallen allezeit:

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