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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1915)
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0313

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Schmucktestarnent, „Dresdner Schmucktestament", so nennt man der
Kürze halber „Das Neue Testament und die Psalmen", wie sie kürzlich die
„Sächsische Hauptbibelgesellschaft" mit Bildern und Buchschmuck von Ru«
dolf Schäfer in einer ganzen Anzahl verschiedener und preiswerter Aus«
gaben hat herstellen lassen. Vor manchem neuen großen Bilde Schäfers
mag man zweifeln, ob seine Kunst ganz gehalten hat, was sie versprach, ob
er sich nicht in den Stimmungen und Gestalten schon etwas unerwünscht wie-
derholt. Aber diese Bildchen hier, von denen die Kopfleiste und die Initialen
dieses tzeftes Proben sind, gehören in die Art Kunst, die ihm am besten liegt,
und so überhaupt zu seinem Besten. Wie leise Musikbegleitung deuten
sie nicht, sondern umschweben sie bescheiden und fein den Text. Auch
Druck und Einband sind geschmackvoll.

Zu den Bildchen „Der Sandmann", die Bürkner gezeichnet und
die einst der Roquettesche Iugendkalender für (855 veröffentlicht hat, ge--
hört der Rundschaubeitrag „Alte Bilderbücher". Auf dem letzten der drei
Bildchen vom Müderwerden sieht man leider am Mund und sonstwo die
Tintenstudien eines kleinen Besitzers der Vorlage. Leider? Ls ist doch
auch wieder vergnüglich. — Das kleine Schlußstück von Fritz Philipp
Schmidt ist aus dem tzausbuch.

>»^nsre Notenbeilage bringt diesmal eine ganze Reihe verschiedener Stücke.
^Mit dem ersten gedenken wir der Weihnachtszeit. Das alte „Es
ist ein Ros' entsprungen" hat vor Iahren C. G. Reissiger in seiner
schlichten, kraftvollen Art vertont. Reissiger ist zu Unrecht fast vergessen;
es gibt Dinge von ihm (wie „Die beiden Grenadiere"), die sich neben
überall gesungenen Meisterliedern halten können. Der schöne Weihnacht-
chor, den wir diesmal bringen, ist für Chöre kleinen Amfangs zweifellos
ein wertvoller Besitz, zumal ja gerade zu Weihnachten, wie die Rnzahl
minderwertiger „Weihnachtsalbume" beweist, oft recht Gehaltloses darge-
boten wird. Wir verdanken die Möglichkeit, den Chor hier zu veröffent-
lichen, dem Lntgegenkommen des Verlags Gebrüder Reinecke in Leipzig,
bei dem auch eine einstimmige Liederausgabe der Komposition erschien;
sie sei ebenfalls bestens empfohlen.

Mozarts „Ave verum corpus", diese meist a capella gesungene Mei-
sterhymne in vorbildlich einfachem feierlichen Satze, hat im Original (Fak-
simile als Beilage zu A. Schurigs Mozartbiographie im Inselverlage)
die Begleitung von Streichern und Orgel. Unsere a-capella-Linrichtung
beruht auf Linsicht in die ursprüngliche Fassung und gibt die rein instru-
mentalen Stellen an. FriedrichBrandes

„tzeilige Saat" betitelt Fritz Lrdner sein Gedicht, das dem großen
Sterben der Zeit geweiht ist. Die Lrnte des Todes als Saat der Zu-
kunft aufgefaßt, verpflichtend und fruchtbringend — ein mystischer Gedanke,
dem die Gehobenheit und bildliche Kraft der Worte entsprechen. tzermann
Stephani hat dafür den rechten Ton getroffen und ein Lied geschaffen,
das nicht äußerlich an die Zeitereignisse anknüpft, sondern ihnen wahrhaft
künstlerisch beizukommen sucht. Seine Komposition zeigt den gewiegten
Kenner des Chorsatzes; in dunkle Farben ist das Ganze gehüllt auch da, wo
die gedämpfte Leidenschaft des Lmpfindens stärker hervorbricht. Interessant
ist die tzarmonik. Eigentlich steht das SLück in Ges-Dur, und nur die re-
frainartige Wendung, die Anfang und Schluß jeder Strophe bildet, rückt
es in die Grundtonart L. Dadurch ist der Eindruck des Feierlichen auf
einfachste Weise erreicht und der leitende Gedanke hervorgehoben. Lei-

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