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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,1.1915

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1915)
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https://doi.org/10.11588/diglit.14291#0315

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es unsere Feinde verlieren und ihm gar nachlachen, so steht es aus«
schließlich in deutscher Hut, in deutscher Pflege, und also halten wir's um
so fester.

Im Dienste solchen Gedankens und Gefühls arbeiten jetzt wir alle
und so auch wir vom Kunstwart. Darum hat sich ja dieser zum „Deut«
schen Willen" mobilisiert, darum hat er und der „Dürerbund" seine
Kriegsarbeit vorgenornrnen. And aus dem Bewußtsein gemeinsamer Auf«
gaben kommen alle die guten Worte, die wir hier in der Werkstatte in
letzter Zeit so oft und so herzerquickend hören. „Der Kunstwart ist wieder
jung geworden" — scheint euch das? Mitunter kommt es wirklich uns
selber so vor. Aber alle guten Grüße nähme unsereiner mit zweisrlei
Gefühlen an, klangen daneben nicht auch üble bis zu den feindlichen und
hassenden — denn wenn alle schon denken wie einer, dann soll sich der
eine begraben lassen. Iedenfalls: Mit oder gegen den Strom, insofern
ist es wirklich wieder wie vor einem Vierteljahrhundert, Freunde: wir
sind eine Schar von Suchern, von Wollenden in die Zukunft hin-cms.
Aber: wir sind jetzt eine große Schar. Wozu verpflichtet uns d<rs!
Wenn wir damals schon so viel erreichen konnten, wie wir erreicht habsn,
wieviel mehr müßte uns erst jetzt gelingen können!

Eine Zeitschrift als Zeitschrift ist wenig. Werte Berufsgenossen, die
ihr mit Rednergebärde und Sprechergewicht auf einer parpiernen Mb^re
steht, wie dieser hier: zeigt auch außerhalb ihrer, was ihr
könnt, denn dann erst ist der Beweis erbracht, daß eure Zeitschrist nicht
nur eine tönende Schelle ist, sondern der Mund einer Kraft, die schafft.
Der Kunstwart allein tut's lange noch nicht, auch der „größte publizistische
Organismus", als den man unsere Unternehmungen bezeichnet hat, tut's
noch nicht, und auch der Dürerbund mit allen Arbeiten seiner ^00 Ver»
bände und Vereine nicht. Viel, viel weitreichender muß die Arbeit von
uns Gesinnungsgenossen sein, wenn wir als den Preis dieses VöLker»
ringens einen Deutschen Willen erreichen wollen, der jede Kraft frei
sich entfalten läßt und für gemeinsame Ziele doch all die Freien ver«
bünden kann. Immer wieder: mit welchen Aufgaben sind wir jetzt be-
gnadet! Ergraben und erbauen. Pflanzen, aber nicht minder jaten.
Äberall zugreifen, wo man weiß, auf welchen Griff es ankommt.
Im Allerkleinsten ist ja dann immer das Große dabei. And wer so
arbeitet, wird durch Dunkel und Drohen, durch Starre und Weh, wird
mitten zwischen Schmerz und Zorn auch aus dieser Weihnacht das wer-
dende Licht erft recht und wird es mit ganz ungewohntem Schauer
fühlen. Trotz alledem, was weint und blutet: „Iahrhundert, es ist eine
Lust, in dir zu leben." A

HerarrSgeber: O?. ti. e. Ferd^ Avenarius in Dresden-Blasewitz; verantwvrllich: der Hrrausgeder —
Verlag von Georg D W. Lallwey, Druck von Kastner Lc Laüwey, k. Hofbuchdruckerei in München —
An österreich-Ungarn für Herrusgabe und Schrifileitnng verantwsrtlich: Dr. Richaev Batka in Wien
 
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