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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Die Kirchen und Kapellen des mittelalterlichen Reutlingen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0020

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19

Vikar, an dem sie „ein sauber Wohlgefallen
empfahcn mögen" geordnet werde. "2)
An die Stelle Peters Schenk trat Georg
Schick, dann Jakobns Pensellnö,
Kleriker und tlresaurnrirm §enern1is der
apostolischen Kammer, der am 31. Marz
1518 ans die Pfarrkirche der Stadt Nent-
linge» verzichtete. Nach einer Supplika-
tion vom 9. November 1517 wurde dieselbe
dem Eberhard Ke che übertragen, der dem
Gnilelmus de Vinario, Kleriker der
Diöcese Cambrah von den Einkünften dieser
Kirche ein jährliches Leibgeding von 20 rh.
Goldgulden bewilligte?") Vor dem 1. Mai
1523 wurde der Pfarrer entlassen und der
Stadt vom Abt von Königsbronn bewilligt,
daß „sy, nachdem die Chur (—Wahl)
iezcn vacieren würt, einen Pfarrer, welcher
ihnen gefällig und angenehm, anzeigen und
benennen sollen". Hierauf schlugen sie
Meister Kaspar Wölfl in, einen Nent-
linger Bürgerssohn, der seit 2. Dezember
1500 in Tübingen studiert hatte, vor, welcher
dem Abt gefiel. Er wurde ans 3 Jahre
znm Pfarrer ernannt und sollte die Pfarrei
am 24. Juni 1523 beziehen und mit ge-
schickten und löblichen Helfern versehen.
Dem Pfarrer wurde „zu den vorigen jähr-
lichen 100 fl. noch so viel an Gelt, Wein
»nd Getraid angeschlagen, als 100 fl."
(40 fl. Geld, 1 Fuder Weins, 20 Scheffel
Besen Kaufmanns Gut, 1 Fuder Heu und
1 Fuder Stroh).^) Doch schon am 1. Mai
1524 verlangte der Pfarrer seine Ent-
lassung?") Der Abt wollte ihn deö Pfarr-
amts nicht entlassen. Allein der Nat er-
klärte am 4. Mai 1524 dem Abt, daß ge-
meldeter Vikar genugsam Ursache habe, sich
der Pfarrei zu entschlagen. Schließlich trat
Wölflin, der 1535 Prediger an St.
Moritz in Ehingen - Nottenbnrg war nnd
1542 starb, doch von der Pfarrei ab nnd
der Abt setzte 1525 einen andern Vikar
ein, Meister Hans B n tz b a ch?°) Derselbe
war aus Wimpfen gebürtig, hatte seit 3.Okt.
1510 in Tübingen studiert, wo er 1517
Magister wurde. Am 12. November 1528
erfüllte der Abt den Wunsch der Stadt,
diesen Vikar noch 2 Jahre in der ersten
Besoldung bleiben zu lassen, obgleich Butz-
bach damals schon verehelicht sich hatte."st
Butzbach starb Ende Juli oder Anfang
August 1530, jedenfalls vor dem 1. Sept.
1530. Die Verwaltung der Pfarrei über-

trug an diesem Tage der Abt von Königs-
bronn dem Georg Schick, so vormals
auch der Nentlinger Pfarrer gewesen sei, in
der alten Besoldung bis zu Ende des Reichs-
tags, verkaufte jedoch am 17. September
1533 dem Spital zu Reutlingen denKirchen-
satz samt dem Patronatsrecht um 18,514 fl.
50 Heller gemeiner Landeswährung (60
Kreuzer den Gulden), von denen er jedoch
nur 2300 fl. bar erhielt."st Die Tage der
Pfarrkirche waren nun gezählt. Schon 1531
hatte man die Glocke vom Turm der St.
Peterskirche genommen und auf ein Thor
gehängt?")
Fizion in seiner Chronik, Seite 272
bis 273, singt:
„Hernach da man zelltt drcyßig Jor
Unnd achte auch die Jvrzal wvr,
Hatt man die Kiirch »ff dem Gottsacker
Mitt irem schennen Thnrn gantz wackher
Abbruchen nnnd gelegt znr Erdt,
Wissendtlich nnnd nitt nngefebrd,
Eine schenne unnd große Kiirch filrwar,
Darinen man vil Grabstain Par
Uffhnob nnnd braucht sie nngefohr
Zum Wasserrnns vorm Oberthor;
Doran wirst noch theils Schrisfteu finden,
Welche dir die Worheitt verkünden."
Da der Kanal, zu dessen Errichtung die
Steine verwandt wurden, im 19. Jahr-
hundert völlig verändert worden ist, so sind
alle Spuren des Kirchengebändes zu Grunde
gegangen?»)
3. Die Barfüßer-Kirche.
Zunächst genügten St. Peter und die
Franenkapelle dem religiösen Bedürfnis der
Nentlinger Bürger. Im Jahre 1259 wurde
sodann die Barsüßerki rch e errichtet
mit gesammeltem Almosen und unter Bei-
hilfe der freigebigen Bürger?') Diese
wurde mit dem Kloster am 4. Mai 1535
vom Guardian und Vizeguardian der Stadt
übergeben, welche sie 1540 abbrechen ließ
und die Steine 1542 beim Bau des neuen
Spitals verwandte?") Fizion singt 1621
in seiner Chronik (S. 57):
ein schöne Kiirch im Kloster stund,
mitt einem Thurm gor scheu von Grund
erbauen von gantz Qnaderstnckh,
reicht mitt seim Spitz hoch in die Lnfft.
Derselb stund noch vor knrtzer Zeitt,
wie man's dann Hort von ältten Leitt,
daz ser, ein scheue Kürch gewesen
nnd osst darinnen Meß gelesen.
Darin sein Stainescil gestanden,
dieselbigen sind noch vorhanden.
 
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