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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 14.1896

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Beck, Paul A.: Die Glasmalerei im "Ueberblick etc."
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https://doi.org/10.11588/diglit.15915#0125

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12

Höfe besaßen, in irgend einer Beziehung
gestanden ist bezw. in einem derselben seine
erste Anleitung nnd vielleicht durch solche
Vermittlung bezw. Empfehlung den Auf-
trag nach Oltobenren erhalten hat. Aber
auch in dem im Südwesten der oberschwä-
bischen Landschaft gelegenen Konstanz
mit seiner Kathedrale, welches doch für
die Kunst von größerer Bedeutung ist, als
der „Ueberblick" (S. 14) annimint, welches
vielmehr nach den neueren, Herrn Probst
entgangenen Spezialforschnngen von dein
früheren .. Konstanzer Stadtarchivar Pro-
fessor Phil. Nnppert im 14. nnd 15.
Jahrhundert nnd noch bis in die ersten
Jahrzehnte des 10. Säknlnms der Hanpt-
martl der Kunst für ganz Schwaben,
nicht nur der Zentralpunkt des Bistums,
der Haupt sitz der Geistlichkeit, sondern
auch der Sammelplatz der Künstler war
— schon ans dem einfachen Grunde, weil
die Kunst noch einen vorherrschend kirch-
liche» Charakter trug nnd weniger profanen
Zwecken diente — nnd dessen Künstler
weithin nach Augsburg, Wmzbnrg, Köln,
Wien, bis nach Frankreich (Nantes) gingen,
blühte schon in den ersten Zeilen des
15. Jahrhunderts die Glasmalerei (Nnp-
pert, Konstanzer gesch. Beiträge, II, 1870,
die Glasmalerei, S. 1-8 nnd IV, 1895.
'Nachträge S. 95/96), wovon die beide»,
freilich leider über die Hälfte zerstörten
Ehorfcnster der dortige» Sr. StephanS-
tirchc ein schwaches Ileberbleibsel sind. Die
Fenster im großen Kapitelsaal deö Münsters
im oberen Stocke des östlichen KrenzgangeS
— zwar keine Figuren, sondern nur go-
tische Verzierungen in Schwarzlot, nach
Art der gotische» Tabcrnakellrönungen,
aber von großer Farbenpracht, mit der
Jahrzahl 1480 — wurden leider — gerade
kein günstiges Zeugnis für das Kunst-
verständnis des Josephinismus bezw. Wes-
senbergianiSmnS - - im Laufe dieses Jahr-
bnnderts mit Glaögcmäldcn der Grab-
kapelle a» den bekannten Sammler Joh.
Nik. Bincent daselbst um eine Kleinigkeit
veräußert, welcher das meiste davon schon
längst vor der leider i. I. 1891 erfolgten
Auflösung dieser Sammlung ins Ausland
verkaufte. Ebenso wurden die alten, je
24 Schuh hoben Glasgemälde in der St.
Morizkapelle i. I. 1812 — deren Meister
man alle nicht mehr kennt, also „Werke

ohne Meister" — heransgenommen und
teils nach Freiburg, teils nach Karlsruhe
verkauft. Noch i. I. 1802 sollen sich in
verschiedenen öffentlichen Gebäuden, ebenso
in manchen Privatwohnungen eine Reihe
alter GlaSgemälde befunden haben. Nach
Marmors Bericht waren auch ans der
Gesellschaft zur „Katz" noch alte Scheiben
vorhanden. Der Chronist Schultheiß be-
richtet, daß Kaiser Sigismund i. I. 1431
der genannten Gesellschaft in ihr neues
ZunfthanS ein neues Fenster mit dein
Reichsadler und der Königskrone verehrt
habe. Einzelne dieser Stücke möge» in
die Vincentiche Sammlung ls. Kat. derf.
1891; „Mitteilungen der antiq. Ges. in
Zürich." 54. St. 1 und 2 Heit, 85 S.
nnd diese Zeitschrift VIII, 1891, Nr. 6,
„Die Vincentsche Glasgemäldesammlung"
vom Verf. dieses) gekommen sei». Bei
diesem Anlässe darf auch an einen der
größte» altschwäbischen Maler (Kupfer-
stecher und Holzschneider), an den aus
Schwäbisch Gmünd stammenden Nhein-
schwaben H anS Bald» n g Grie n (ca.
1480 — 1545) als eilten ausgezeichneten
Zeichner, „Visicrer" für Glasgemälde er-
innert werden, welcher cS nicht verschmähte,
sich als Entwerfer von Kompositionen snr
Glasbilder, von Glasgemälde-Vorlagen,
Wappenskizzen sc. auch in den Dienst der
Glasmalerei zu stellen und von welchem
noch über ein halb Hundert klassischer mit
der Feder unter Zuhilfenahme von Tusch,
Sepia und farbigen Pinsclhöhnngen geris-
sener, zum Teil auch durch die Persönlich-
keit der Besteller — so Herzog Ulrich von
Württemberg, Nippenburg, Kuuiguuee
Gräfin von Sounenberg (verehelicht mit
Bernhard III., Graf von Eberstci»), von
Gemmingen, Werdcnberg, Dürrmenz, von
Bern, Lud. Graf v. Hohenlohe ec. — für
Schwaben interessanter Wappenzeichnnngen,
größtenteils im Ernst-Albert-Muscnm zu
Kvburg, dann in der Albertina z» Wie» ec.
vorlicgen (s. Näheres im Jahrbuch des
„Adler", ». Folge, V. und VI. Bd.
1895, Wien t „Wappenzeichnungen" HanS
Baldung Griens ec. von Ickr. N. St i a ß n h,
S. 331 394, mit 16 Tafeln). —Durch die
Reformatio», bei deren Bilderstürmen
in erster Linie natürlich viele GlaSgemälde
zu Grunde ginge», war diese Kunst un-
leugbar stark znrüekgegangen, bis sie einige
 
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