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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0081

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Mitbürger. Eine Lotterie von Kunstwerken soll die zum
Baue nöthigen Mittel beschaffen und schon find die er-
freulichsten Zusagen thätiger Mithilfe von mehreren Kunst-
genossenschaftcn z. B. von Düsseldorf, Wien, Frankfurt,
Hamburg rc. cingegangen und man darf noch weiterer ge-
nossenschaftlicher Unterstützung dankbar und vertrauensvoll
cntgegensehcn. Die hiesige Künsilerschaft hat ihrerseits
bis jetzt Beiträge und Zusagen bis zum Werthe von
10,000 fl. an die Kominissivn abgegeben und auch hier
ist noch manches Weitere zu erwarten.

Stuttgart. — Der Bildhauer Rau hat, mit Be-
nützung der Todtenniaske, eine Kolossalbüste Uh l a nd's
vollendet und in Tübingen ausgestellt, wo dieselbe all-
gemeinen Beifall findet. Nach dem „Schwäbischen Mer-
kur" hat Uhland's Witwe den Künstler sofort beauftragt,
die Büste für sie lebensgroß in Marmor ausführen. Man
hofft dann das Werk auch in lebensgroßen Gypsabgüssen
dem Publikum zugänglich zu machen.

Wien. — K arl Rahl ist an der Stelle des jüngst
verstorbenen Kupelwieser zum Professor an der k. k.
Akademie ernannt worden.

— — Aus Anlaß der Dekorirung von sieben ihrer
Mitglieder veranstaltete die Genossenschaft der bildenden
Künstler Wicn's am Abende desselben Tages (21.) an wel-
chem S. Majestät der Kaiser die Künstler und Industriellen
in der Hofburg empfangen hatte, ein kollegiales Fest. —
In gehobener, froher Stimmung blieb die Versammlung
bis in die späte Nacht vereint, mit dem ermunternden Ge-
fühle, daß mit diesem kaiserlichen Akte nicht allein die ein-
zelnen, hervorragenden Talente des Vaterlandes geehrt
und ausgezeichnet wurden, sondern daß durch ihn auck das
Princip der Anbahnung der Bedeutung der bildenden Kunst
im Staate, ausgedrückt erscheint.

Die durch das schöne Fest gefeierten Kollegen und Ge-
nossenschaftsmitglieder, haben die folgenden Auszeichnungen
erhalten: 1. Das Ritterkreuz des Franz Josef-
Ordens: Der Maler Friedrich Amerling, der k. k.

Professor und Kunstschriftsteller Rudolph Eitelberger
v. Edelsberg, der Architekt Heinrich Ferstel, der Ma-
ler Gustav Pettenkofen, der Maler und k. k. Professor
Karl Rahl, der Architekt und Vorstand der Genossenschaft
der bildenden Künstler Wien's Friedrick Stacke, der
Maler Ferdinand Waldmüller. — 2. Das goldene
Verdienstkreuz mit der Krone: Der Architekt und

Professor Joseph Hieser, der Kunstfreund und Bronze-
waarenfabrikant David Hollenbach, der Maler Ludwig
Neu statt er. — 3. Das goldene Verd ienstkreuz:
der Architekt August Weber.

München. — Alois Stanzer, ein talentvoller jun-
ger Plastiker, hat ein Relief I. v. Liebig's als Me-
daillon ausgeführt, welches als die gelungenste Nackbildung
der Züge des großen Chemikers gelten kann. Abgüsse in
Gyps und Erz werden durch die literar-hiftorische Anstalt
hier in den Handel kommen.

Paris. — „Heliochromi e" nennt der Pariser Pho-
tograh Nicpce die vor Kurzem von ihm der französi-
schen Akademie der Wissenschaften producirte neue Erfin-
dung, Farben auf photographischem Wege wiederzugeben.
Roth, Grün und Blau darzustellen, war Niepcc schon
früher im Stande, jetzt ist es ihm auch gelungen, das
widerspenstische Gelb zu bezwingen. Nur in" einem
Punkte ist die Erfindung noch mangelhaft, — der freilich
überhaupt die Achillesferse der Pbotographie bildet, —
insofern es nämlich nicht gelungen ist, die photographirten
Farben dauernd sestzuhaltcn. Im Gcgentheil verschwin-
det das farbige Bild bereits nach wenigen Tagen.

-Im Louvre nimmt KaiserNapoleon große

innere Veränderungen vor. Die Sammlung Sauvageot
kommt in den Lebrun-Saal, die auserlesenen Stücke der
Sammlung Eampana werden in die betreffenden Zimmer

des Louvrcmuseums vertheilt: dem letzteren sollen jetzt
auch die sogenannten Mays de Notre Dame, Widmungen
der Pariser Goldschmiedezunft, welche bisher im Chore
von Notre-Dame hingen, nachdem sie restaurirt find, eiu-
verleibt werden.

Florenz.— Die Faoade von S. Croce ist nahezu
vollendet, und man sieht ihrer Enthüllung im nächsten
Monat entgegen. Die Domfaoade scheint nun auch
nächstens in Angriff genommen werden zu sollen. In
Folge des ausgeschriebenen Konkurses sind 42 Pläne zur
Erbauung derselben eiugereicht worden. Die Kommission,
welche den Richterspruch geben und über den letzten Ab-
schluß von Arnolfo's Schöpfung entscheiden soll, hat
ihr ilrtheil noch nicht veröffentlicht. Es ist daraus auf-
merksam zu machen, daß sich auf der einen Seile die ein-
gereichten Pläne zum Thcil auf den bekannten älteren
Entwurf des Schweizers Müller, und auf der andern
Seite zum Theil auf die Grundgedanken des slorentiner
Architekten Matas stützen Es ist nun interessant zn er-
fahren, ob in der heutigen Zeitströmung nationale Ein-
flüsse nicht ein Uebergewicht erlangen. 'Nach dem offen
gegebenen Bekenntniß, daß der hiesige Dom nicht blos
den Florentinern, sondern der ganzen gebildeten Welt ge-
höre, ist man allerdings das Beste zu hoffen berechtigt.

Rom. — Steinhäuser hat eine überlebensgroße
Statue der „Deborah" für den Großherzog von Olden-
burg gefertigt. Außerdem wird er den im letzten Früh-
jahr bei den Nachgrabungen auf dem Palatin zu Tage
geförderten „E r o s t v r s o" restauriren. Steinhäuser
erhielt von Paris aus deu Auftrag, den Torso zunächst
in Gyps zu ergänzen, und da die Restauration in Pho-
tographie dem Kaiser Napoleon vorgelegl wurde, so
befahl dieser, daß die Ausführung in Marmor an Stein-
häuser übertragen werde.

— — Die Kommission des päpstlichen Instituts für
Kupferstecherei hat Herrn Morris Moore, dem Besitzer
des Raphael'schen Meisterwerkes „Apollo und Marsyas"
des Wunsch zu erkennen gegeben, das genannte Bild ste-
hen zu lassen. Das betreffende Schreiben lautet (in der
Uebersetzung):

„Hochgeehrter Herr! Die Kommission der päpstlichen
Kupferstecherei, bestehend ans den Herren Professoren Com-
mendatore Tommaso MinardiZ Pietro Folo,- Com.
Pietro Fenerani,I) * * * * * * 8 Com. Antonio Sarti,^ Cavaliere Paolo
Mercuxi^ Direktor der päpstlichen Kupferstecherei, Cav.
Alessandro Capalti,8 Niccola Consoniff Giuseppe Mar-
cucci,8 Kondjutor des Direktors der päpstlichen Kupfer-
stecherei, hat mich in ihrer Sitzung vom l5. Deceniber a. c.
beauftragt, Ew. Wohlgebore» in Kenntniß zu setzen, daß
sic, da ihr die Bereicherung der Anstalt zum Vortheil der
Künste stets am Herzen liegt und sie einstimmig ist über
die Nützlichkeit der Wahl, den lebhaften Wunsch hegt,
Sie möchten gestatten, daß die Zeichnung des berühmten
Bildes von Raffaell oSanzio, welches den Apollo und
Marsyas darstcllt und sich in Ihrem Besitz befindet,
angefertigt werde, damit es auf'S Treueste im Kupferstich
wiedcrgegebcn und auf Rechnung der Anstalt plublicirt
werden könne: eine Huldigung, welche man einem so aus-
gezeichneten Werke und seinem unsterblichen Autor schul-
det. Hr. Professor Cousoni wird mit Sorgfalt die Zeich-
nung leiten und davon die Verantwortlichkeit auf sich
nehmen, und, um den Erfolg noch mehr zu sichern, würde

I) Historienmaler, Expräsident der Akademie von S. Lucas,

und gegenwärtig Direktor aller Malereien und Mosaiken im

Besitz des heiligen Stuhls. 2) Kupferstecher. 3) Bildhauer,

Expräsident der Akademie von S. Lucas, und gegenwärtig Ge-

neral-Direktor der päpstlichen Museen. 4) Architekt, und jetzt

Präsident der Akademie von S. Lucas 5) Kupferstecher, uud

Mitglied der Akademie vou S. Lucas. 6) Historienmaler und

Mitglied der Akademie von S. Lucas. 7) desgleichen. 8)
Kupferstecher.
 
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