Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0102

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
86

Catel, in ein besonderes inniges Verhältniß trat er zu
De Menron, ebenso zn Gärtner und Ohlmüller,
mit denen er Sicilien durchwanderte. Heinigekehrt, wurde
er 1818 zum Professor angestellt und verheiratete sich 1819
mit Fräulein Friederike Klose, aus welcher Ehe drei
Kinder entsprangen. In diesen Jahren gab er seine gro-
ßen italienischen Blätter heraus, durch welche er seinen
Ruf als Kupferstecher gründete, wie er denn auch später
durch seine Originalradirungen auf diesem Gebiet Meister-
haftes geleistet hat.

Nachdem er auf einer Reise nach Paris und London
1824 die Kunst des Stahlstiches kennen gelernt, war er es,
der sie zuerst nach Deutschland verpflanzte und durch sein
Künstleratelier verbreitete, aus welchem mehr als hundert
Schüler, und darunter die besten Stahlstecher, wie Schütze,
Poppel, Würthle, Willmann hervorgegangen sind.
Er war es auch, der zuerst den Gedanken der Kunstvereine
in's Leben rief, indem der nachmalige Großherzog Leopold
schon als Markgraf sick mit ganzer Wärme einer Sache
annahm, die nachher im ganzen deutschen Vaterlande An-
klang gefunden. 28 Jahre lang war er Präsident des
Karlsruher Kunstvereins und bekleidete dies Amt mit auf-
opfernder Treue. Seine vollste Mannesthätigkeit aber
entwickelte er, nachdem er seit 1830 zum Galeriedirektor
ernannt war. Wer noch den Zustand kennt, in welchem
die Sammlung von Bildern damals in Karlsruhe sich be-
fand und nun durch die Kunsthalle wandert, der wird be-
greifen, welche angestrengte Arbeit Fromme! angewendet,
und wie sie ihm durch Schutz und Huld eines Fürsten-
hauses gekrönt ward, das in seltener Weise die Kunst
pflegte. Die innere Einrichtung der Kunsthalle, die Ord-
nung und Sichtung der vorhandenen Schätze, bei verhält-
nißmäßig beschränkten Mitteln dennoch eine möglichst reiche
Darstellung der einzelnen Kunstepochen in ihren verschiedenen
Branchen zu geben und zugleich der vaterländischen Kunst
in ihren hervorragenden Männern ein Denknial zu setzen,
war sein Werk. Die Ordnung und Vervollständigung des
höchst werthvollen Kupfcrstichkabinets durch einen Ka-
talog von über 40,000 Nummern, war eine Aufgabe, die
einer Künstlernatur zwar fremd und mühevoll, aber für
seine Pflichttreue ein um so schöneres Zeugniß ist. An
dem Ruhme, daß die Kunsthalle zu Karlsruhe zu den be-
deutendsten und wohlgeordnetsten Süddcutschlands gehört-
hat Fromme! durch seine Treue und Fleiß einen reichen
Antheil.

Dabei arbeitete er in freien Stunden vom frühen Mor-
gen bis an den Abend an seiner Staffelei. Eigentlich zum
Kupferstecher ausgebildet, und nebenher Aquarellmaler, fing
er erst später an, auch in Oel zu malen. In der Rast-
losigkeit, mit welcher er bei all' den zerstreuten Geschäften,
welche seine Stellung mit sich brachte, diesem seinem Ideale
nachjagte, offenbarte sich in ihm der ächte Künstler, der

seine Lust und seinen Lohn am Schaffen selbst findet. Nicht
nur belauschte er die Natur in ihrem stillen Walten, wie
seine unzähligen Studien zeigen, sondern er kopirte zu
seinem Studium ganze Bilder trefflicher Meister. Es war
ein schöner Zug in ihm, daß er keinen Neid kannte gegen
Künstler, die ihm voraus waren. Allenthalben hat er ein
offenes Auge für deren Werke gehabt und mit Freude ge-
nossen, was er sah. Gerade und offen, unbestechlich und
ein ganzer Mann, ging er in seiner vielfach beneideten
Stellung durch manche schwere Stunde hindurch, die ihm
durch das Uebelwollen und Verkennen von Seiten Anderer
bereitet wurden.

Die Gnade seines Fürsten hatte ihn mir dem Ritter-
kreuz des Zähringer Löwenordens und der goldenen und
silbernen Medaille für Kunst und Industrie, Se. Majestät
der König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen mit dem
rothen Adlerorden, Se. Königl. Hoheit der Herzog Ernst
von Sachsen-Coburg mit dem eruestinischen Hausorden
und der Prinz-Gemahl von England mit der Medaille
für Kunst und Wissenschaft geschmückt.

Aus einer zweiten im Jahre 1826 geschlossenen Ehe
mit Fräulein Henriette Gambs, Tochter des Pfarrers
Christian Gambs, waren ihm 3 Söhne geboren worden,
Emil, Max, Otto, von denen 2 deni geistlichen Beruf,
einer der Landschafsmalerei sich widmete. Seinen Neffen
Karl Lindemaun-Frommel nahm er 1830 in sein
Haus auf. Mit wahrhaft väterlicher Liebe hing er au
diesem Sohne; es war die Freude seines Alters, dessen
Namen unter den bedeutenderen Künstlern der Jetztzeit zu
sehen. Ein liebender Gatte, ein treuer zärtlicher Vater
seiner Kinder war er am liebsten im Kreise der Seinen.
Als schon Enkel ihn begrüßten, starb sein jüngster talent-
voller Sohn Otto im blühenden Alter von 26 Jahren,
und bald darauf dessen einziges hinterlassenes Kind An-
gelika. Der Verlust des theuren Sohnes, der neben
ihm arbeitete, hat seine Kraft gebrochen; ein Schlaganfall
traf ihn, von dem er sich nur schwer erholte.

Nachdem er im Jahre 1858 nach vierzigjähriger Dienst-
zeit auf sein Ansuchen in den Ruhestand getreten war,
unter Anerkennung seiner ausgezeichneten und besoudern
Dienste von Seiten seines Landesherrn, der ihn mit dem
Kommandeurkreuz des Zähringer Löwenordens schmückte,
war er nach Lichtenthal bei Baden gezogen, wo er sich
während 20 Jahren einen lieblichen Landsitz geschaffen.
Als er aber bei zunehmender Schwachheit sich zu fern
von seinen Kindern fühlte, zog er zu seinem jüngeren
Sohne nach Jspringen bei Pforzheim im Herbst vorigen
Jahres, wo er am 6. Februar, nachdem er noch de» gan-
zen Tag sich wohl gefühlt und fleißig gearbeitet hatte,
und Abends noch heiter im Kreis der Seinen bis gegen
10 Uhr verweilt hatte, innerhalb einer Stunde entschlief.

Korrespondenzen.

G Düsseldorf, den 15. März. (Permanente Aus- bekunden. Das eine, ein Kniestück, offenbar nach einer
ste l l un g.) Es gereicht mir zur besondern Freude, Ihnen Photographie gemalt, hat die dadurch gegebene Schwierigkeit
heute über zwei Portraits berichten zu können, welche Prof, so vollständig überwunden, daß man nur noch durch die
Sohn ausgestellt hat und die vollständig die alte künst- Beleuchtung an ein so mangelhaftes Original erinnert
lerische Kraft unseres Meisters im weiblichen Portrait wird. Wunderbar lebendig im Ausdruck und von vollen-
 
Annotationen