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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0170

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nach einem bestimmten Modus — etwa nach der Ancienne-
tät oder nach freier Wahl — alternirendes einjähri-
ges Direktorium in mehrfacher Beziehung vortheil-
hafter?

Wir sind hiervon überzeugt und wollen die Gründe
unserer Ueberzeugung kurz darlegen.

Daß keine N o t h w e n d i g k e i t für die Ernennung eines
lebenslänglichen Direktors vorhanden ist, beweisen unsere
Universitäten, deren Direktorium, die Würde des Rector
magnificus, alljährlich unter den ordentlichen Professoren
der verschiedenen Fakultäten wechselt. Es liegt kein Grund
zu der Annahme vor, daß die Stellung eines akademischen
Direktors — sei es aus Rücksichten der Administration oder
der Repräsentation — mehr an eine bestimmte Person
gebunden sei als die eines Rector maguitleus der Univer-
sität. Das Direktorium beschränkt sich hier wie dort ans
die Funetion einer Vollziehungsbehörde der Senatsbe-
schlüsse; der Senat also ist der eigentliche administrative Kör-
per, welcher nach Stinnnennlehrzahl beschließt, während der
Direktor diese Beschlüsse nur auszuführen, eventuell den Be-
hörden und der Oeffentlichkeit gegenüber zu vertreten hat.
Er ist nur die formelle Spitze des Senats. An welche
Person sich diese Funetion knüpfe, ist gleichgültig, voraus-
gesetzt, daß diese Person — was doch wohl von allen
Mitgliedern des Senats erwartet werden darf — über-
haupt befähigt ist, dieser formellen Funetion zu genügen.

Eine Nothwendigkeit ist also für die Ernennung eines
lebenslänglichen Direktors durchaus nicht vorhanden:
es bleibt jetzt nur noch die praktische Seite, die Zweck-
mäßig k e i t s f r a g e, zu betrachten. Zunächst durfte es kaum
zweifelhaft sein, daß die jedem einzelnen Mitgliede des
Senats exöffnete Aussicht, die Würde eines Direktors zu
bekleide», namentlich wen» die Modalität der freien Wahl
eingeführt würde, nicht ohne einen wohlthätigen Einfluß
auf dieselben bleiben dürfte, insofern Jeder dahin streben
würde, durch lebhafte Betheiligung an den Verhandlungen
des Senats sowie durch eigene Fortbildung in administra-
tiver wie in repräsentativer Beziehung sich möglichst geeig-
net für die ambirte Stellung zu machen. Sodann würde
Jeder dahin wirken, die äußerliche Stellung des Direktors
so achtenswerth und potent wie möglich erscheinen zu las-
sen. Man wäre sehr im Jrrthum, wenn mau diese Dinge
zu gering anschlagen wollte; denn in ihnen liegt die Ge-
währ einer sehr wünschenswerthen Entwicklung des akade-
mischen Senats zu einer energischeren, selbstständigeren und
intelligenteren Behörde. Es ist keineswegs unsere Absicht,

auf die Schwächen dieses Instituts in seiner bisherigen
Form eiuzugehen. Aber wir dürfen uns nicht verhehlen,
daß es weit davon entfernt ist, sich als diejenige Potenz
im Staate zu fühlen, welche die Aufgabe und Pflicht hat,
Alles, was in's Bereich der Kunst — in praktischer wie in
administrativer Beziehung — gehört, zu überwachen und zu
vertreten. Unsere neuliche Notiz über die Aufstellung der
vom Wilhelmsplatz entfernten Feldherrenstatuen im Hofe
des Kadettenhauses giebt einen Belag zu dem Mangel an
jenem wahren Verständniß der Aufgabe, welche eine könig-
lich preußische Akademie der Künste zu erfüllen hat. Nicht
die Heranbildung von Künstlern allein — dieses kann auch
auf privatem Wege, z. B. in Meisterateliers, bewirkt wer-
den — ist Zweck der Akademie. Nicht eine Schule, ein
Gymnasium etwa — nein eine Universität, und, als oberste
Kunstbehörde, mehr als eine solche soll eine Akademie der
Künste sein. Oder man trenne diese Functionen gänzlich
von ihr, überweise sie einer besonderu Kunstadininistra-
tionsbehörde (wie Kugler wollte) und lasse die Akademie
nur noch als Lehrkörper bestehen. Dies wäre wenigstens
konsequent.

Wenn die Akademie aus ihrem gegenwärtigen haltlosen
Zwitterzustand zu einem wahrhaft potenten Faktor des
öffentlichen Kunstlebens erhoben werden soll, so kann dies
unserer Ansicht nach nur, oder doch wesentlich, auf jenem von
uns bezeichneten Wege der Einführung eines alterniren-
den Direktoriums geschehen. Ob die Ernennung bcö
jeweiligen Direktors jährlich oder zweijährlich u. f. f. statt-
finde, ob sie nach der Folge der Anciennetät im Amte
oder nach freier Wahl geordnet werde, bleibe dem Ermes-
sen des Gesetzgebers überlasten. Von unser»! Standpunkt
würden wir folgende Bestimmungen als die zweckmäßig-
sten erachten:

1. Der Direktor der Akademie wird jährlich durch den
Senat ans seinen Mitgliedern gewählt. ES sind § der
säinintlichen Stimmen nothwendig. Die Bestätigung bleibt
Sr. Maj. dein Könige Vorbehalten.

2. Der Turnus ist vierjährig; d. h. wer zuni Direktor
gewählt ist, darf in den nächsten drei Jahren nicht wieder-
gewählt werden.

3. Es ist wünschenswerth, daß die Wahl in den, vier-

jährigen Turnus zwischen den vier Hauptkünsten wechsele,
so daß also ein Bildhauer, ein Maler, ein Architekt und
ein graphischer Künstler in jedem Turnus anfeiuander-
folgen. M. Sr.

Korrespondenzen.

E Düsseldorf, den 20. Mai. (Adloff. Perma-
nente Ausstellung). Wenige Tage, nachdem wi>r
unfern tüchtigen Adloff zu Grabe getragen, war eins
von desselben letzten Bildern, ein „Mondaufgang", aus-
gestellt, welches sich durch eine feine poetische Stimmung
bei großer Naturwahrheit anszeichnete. Wir bedauerten
von Neuem des Meisters frühen Tod, dessen Pinsel wie
keines Anderen das Weiche, ahnuugsvoll-Melancholische der
Dämmerstunde darzustellen wußte. Sei ihm die Erde
leicht! — wir werden ihn nicht vergessen, so lange noch der
Vollmond aus den feuchten Wassern eniporsteigt. — Eine

„Marine" von Meviuö fesselte namentlich durch die ganz
ausgezeichnet feine Luft; ein Vorzug, welcher der „Wald-
landschaft" von W. Klein mangelte; denn wenn dessen
Lust auch der Poesie deS Bildes entsprach, so war sie in
der Praxis doch wohl etwas allzuschwer ausgefallen; sie
schadete durch ihren allzustarken Ton den so kräftig durch-
gefnhrte» Bäumen des Vordergrundes. —Auch in Bütt-
l er'S „Gewitter in den Bergen" ist die Luft fast der kräf-
tigste Theil des BildeS, doch dürfte hier der Hauptmangel
in der Behandlung deS Vordergrundes zu suchen sein, dem
mehr Körperlichkeit zu wünschen wäre; die obere Hälfte
 
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