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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0229

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verzerrt; eine Anstrengung, die sich die klebrigen mehr oder
weniger zum Muster nehmen. Gewiß, es sind sehr schöne
Einzelheiten in diesem Bilde: aber das Ganze, als gei-
stiges Erzeugniß betrachtet, ist so unorganisch, daß nur
Verstimmung in steigendem Maaße eintreten kann, je län-
ger man das Bild betrachtet. Mit mir hoffen viele, daß
Herr Hübner diesem Motive bei einer etwaigen Wieder-
holung eine gediegenere geistige Bearbeitung widerfahren
lassen werde. Sein zweites gleichzeitig ausgestelltes Bild,
„ein Landmädchen auf dem Kirchhofe" darstellend, bot eben-
falls in geistiger Hinsicht gar nichts: alle Mühe und Arbeit
war auf das Aenßerliche verwendet —und darin bot dasselbe
denn auch sehr viel Schönes. — Von Osw. Achenbach
waren zwei Bilder auch der Gegend von Neapel ausgestellt,
von denen sich das erste durch Gluth der Färbung, das

zweite durch Feinheit derselben auszeichnete. — Andreas
Achenbach hat wieder einmal ein etwas größeres „West-
phälisches Motiv" behandelt, dessen Mittelpunkt eine Mühle
bildet, die leider das Bild in zwei Theile der Art trennt,
daß man zwei Bilder vor sich zu haben wünschen könnte.
Abgesehen von diesem Kompositionssehler ist das Bild aber
wieder von einer Feinheit und Kraft der Farbe, von einer
Delikatesse der Durchführung, daß es sich vollkommen
würdig des Meisters und dessen letzteren Arbeiten zeigt. —
Nächstens hoffe ich Ihnen Einiges über die gegen-
wärtige Kunstvereins-Ausstellung zu schreiben,
unter der Bedingung, daß Sie nicht von mir verlangen,
mich durch den ganzen Wust von Mittelmäßigeni durch-
zuarbeiten; denn ich gedenke nur über einzelne Bilder zu
sprechen.

Kunst-Chronik.

Berlin. — Die Nachrichten über den Hofmaler Pro-
fessor E. Hildebrandt lauten fortwährend günstig;
er hat sich den Monat Februar in Baugikuk aufgehalten
und dann die Reise nach China, zunächst Hongkong, fort-
gesetzt, von wo ans er Macao und Canton besuchte.
Hildebrandt ist entzückt über die reiche schöne Vegetation
und das überaus Malerische, was er angetroffen hat.
Von Hongkong will er weiter nach Ningpo, Shanghai,
Peking und dann nach Jayang gehen.

-Das Ober-Tribunal hat in einem Falle, wo

von einer Holzstatue der „Maria mit dem Kinde" ei»
Slahlstich und demnächst lithographirte Abdrücke veran-
staltet waren und deshalb Untersuchung wegen Nachdrucks
eingeleitet wurde, angenommen, daß dergleichen Darstel-
lungen plastischer Kunstwerke auf den Schutz gegen Nach-
bildung durch Zeichnung, Lithopraphie rc. Anspruch machen
dürfen, wenn die Nachbildung auf rein mechanischem Wege
erfolgte. Hat sich der Autor eines Kunstwerkes aber das
Recht der Vervielfältigung den bestehenden Vorschriften
gemäß gesichert, so kann er dasselbe in gültiger Weise auf
einen Andern übertragen, ohne daß es einer Anzeige des-
halb bei dem Kuratorium der Künste bedarf.

- München. — In Stadtimhofe, Regensburg gegen-
über, steht das Kirchlein des KatharincnspitalS, dessen
sechseckiges Schiff die ursprüngliche Kapelle ist, welche
Herzog Heinrich im Jahre 1287 stiftete. Später wurde
das Presbyterium, dann der Chor mit der Emporkirche
und schließlich an der Nordscite eine kleine, dem heiligen
Joseph geweihte Kapelle angcbaut. Das Schiff des
Kirchleins gehört der Uebergangsperiode vom romanischen
in den altdeutschen Stil an. Die sechs Ecksäulen, welche
das spitzbogige Gewölbe tragen, zeigen romanische Kapi-
täler von großer Eleganz der Formen und seltenem Reich-
thum der Motive. Die Restauration, welcher dieser Ban
seit dem Jahre 1859 in durchgreifender Weise unterzogen
wurde, geschah nach den Entwürfen des königl. Kreis-
Banbeamten Mich. Mauerer in Regensburg.

$-Der König Ludwig von Bayern hat für die

Glyptothek in München sehr werthvolle assyrische Alter-
thümer erworben. Sie sind ganz dazu geeignet, die Reihe
der kostbaren Schätze zu schließen, welche die Glyptothek
umfaßt. Die Freude der Kunstfreunde über deren Er-
werb ist eine um so größere, als jenes Gebäude bisher
assyrische Kunstwerke nicht aufzuweisen hatte. Als die
Glyptothek gebaut wurde, der Bau begann nemlich schon
1817, galt die ägyptische Plastik als alleinige Vorschule der
griechischen. Dadurch erklärt sich die Anordnung der
Kunstwerke in der Glyptothek: man schreitet durch den
ägyptischen Saal zu den Erstlingswerken der griechisch-
etruskischen Kunst fort und gelangt von da zu den Meister-
werken des_ griechischen Genius. Durch die neuen An-
schaffungen ist jene Lücke, welche später entstandene Samm-

lungen aus naheliegenden'Gründen nicht zeigen, auf das
Glänzendste ausgefüllt. Uebrigens irren sich Jene, die da
behaupten, München habe bis heute kein assyrisches Kunst-
werk, selbst nicht einmal einen Gyps-Abguß aufzuweisen
gehabt. Das Antiquarium, welches leider von Einhei-
mischen und Fremden noch viel zu wenig besucht wird,
enthält nicht blos zwei Abgüsse der bedeutendsten assyri-
schen Monumente des berliner Museums, deren eines
' eine Löwenjagd, das andere eine cyprische Stele mit einem
Priester in Relief und langen Streifen von Keilschriften
zu beiden Seiten darstellt, sondern auch ein werthvolles
Original, eine kleine Relief-Figur in Alabaster, welche
Dr. Sandrescki, der früher in München studirte, dem
Museum der Akademie vermachte. Zu diesem kommen
noch vier Bruchücke origineller assyrischer Köpfe und ein
größeres Relief mit der Darstellung einer Opferscene,
wobei die Gottheit mit vier Flügeln und einer blumen-
gekrönten Tiara erscheint, in der Rechten einen Fruchtkorb,
in der Linken den Cypressen-Zapfen haltend. Der Gott-
heit naht ein Priester in langem Gewände mit der Lotos-
blume in der Hand und einen Widder unter dem Arm,
der zum Opfer bestimmt ist. Hinter dem Priester erscheint
ein zweiter in ähnlicher Kleidung, die rechte Hand zum
Gebete erhoben. —

Leitmcritz. — Hier fand am 28. v. M. die Enthül-
lungsfeier des Hilscher-Denkmals statt. Dasselbe be-
steht in einer mehr als lebensgroßen Erzbüste des Dich-
ters, von Radnitzky in Wien meisterhaft ausgeführt, welche
auf einem Granitsockel ruht und in einer mit militairischen
und dichterischen Symbolen gezierten Nische des Seminar-
gebäudes, des Geburtshauses des Gefeierten, unter dem
Schwibbogen der Brückenstiege aufgestellt wurde. Der
Präsident des Hilscher-Comi'tös Herr Di-. Lauda hielt
die Festrede, der Bürgermeister und Reichsraths Abgeord-
nete Herr Dr. Fleischer eine kürzere Ansprache. Das
Denkmal wurde zugleich mit der Widmungsurkunde der
Gemeinde übergeben und unter Jubelrufen der Kopf an
Kopf stehenden Menschenmenge enthüllt. Es trägt die
die goldene Inschrift: „Joseph Emanuel Hilscher,
geboren in diesem Hause am 22. Januar 1806, gestorben
zu Mailand am 12. November 1837. Die Vaterstadt
dem Dichter."

Wien. — Der Landschaftsmaler August Schaffer ist
nach Wiesbaden übergesiedelt.

Paris. — Heute hat die Preisertheilung an die
Künstler der nunmehr geschlossenen Kunst-Ausstellung statt-
gesunden.^ Der Haus- und Kunstminister Marschall B ail-
lant eröffuete die Sitzuna durch eine Rede, der sich eine
Ansprache des Intendant. Grafen Nieuwekerke anschloß.
Das Ritterkreuz der Ehrenlegion wurde fünf fremden Ma-
lern: Achenbach*), Alfred Stevens, Schwertschkow, Bela

*) A. oder O. ?
 
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