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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0232

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216

Kunst-Institute und Kunst-Vereine.

Wissenschaftlicher Kunstverein in Berlin.

(Sitzung vom 15. Juni.)

Zunächst legte Prof. Pfannenschmidt siebci^ Entwürfe
zn Glasfenstcrn vor, welche die Stadt in die hiesige St. Nikolai-
kirche stiftet. Die durch das Maaßwerk in 3 Thcilc getheiltcn
Fenster konnten nur solche Gegenstände in sich aufnehmen, die
diese Theilung, unbeschadet ihres Vorgangs, erlauben und die
doch einen festen abgerundeten Jdeengang bilden sollten. Die
Gegenstände sind nun folgende: I. „Die Anbetung der Hirten".
Der Eintritt des Erlösers in die Welt. II. „Christus als zwölf-
jähriger Knabe im Tempel". Die Unterordnung des Erlösers
unter das Gesetz. III- Das „Eece agnus dei“. Das Bekennt-
nis) der größten der Propheten, daß in Christo der Messias er-
schienen. IV. „Christus, Maria und Martha". Christus stellt
sich selbst als den Weg zur Seligkeit dar. V. „Die Auferweckung
des Lazarus". Der Erlöser bezeugt sich als der wnnderthätige
Gott, der die Macht hat über den Tod. VI. Das „Ecos homo“.
Er leidet, uns zur Erlösung, den Tod. VII. Die „Auferstehung
(Erscheinung der Maria Magdalena)". Er überwindet den Tod.
Die Cartons zn den Glassenstern sind in Farben ansgeführt.
Die Ausführung in Glas geschieht in der Anstalt des Glasmalers
Louis Müller. Der architektonische Schmuck der Fenster ist
nach Entwürfen des Geh. Oberbauraths Stüler. — Außerdem
legte Prof. Pfanncnschmidt eine Photographie nach dem Car-
ton des Altarbildes, welches er für die Kirche zu Altenkirchen
auf Rügen bereits ausgcfllhrt, darstellend „Christus und Petrus
ans dem Meere", vor. Hr. Inspektor Maas machte Mittheilung
von einer „An die Bildhauer aller Länder" von dem Kunstvcrein
(Art-Union) in London gerichteten Aufforderung zu einer Kon-
kurrenzarbeit, welche in einer Gruppe oder Statue in Lebensgröße
bestehen soll.*) Daß ein Londoner Kunstverein den Siegerpreis
nicht nach englischen Pfunden, sondern nach französischem
Münzfuß bestimmt, erweckt gerechtes Mißtrauen gegen ein so

*) Bereits mitgetheilt in den Diosknren Nr. 25. unter
Kunstverkehr Nr. IV.

großmiithigcs Anerbieten.*) — Mit großer Freude vernahin
die Versammlung die Ankunft des Direktors von Kaulbach
in Berlin, zugleich aber auch mit Bedauern, daß er verhindert
gewesen, dem Verein heut seine Gegenwart zu schenken. Als
eine der wesentlichsten Aendcrungcn, welche er in dem Carton
zu dem Schlnßbilde seiner welthistorischen Galerie in dem Trep-
penhaus«: des neuen Museums gemacht hat, wurde die verbesserte
Stellung und Haltung Luthcr's bezeichnet. Während er in
dem früheren Entwürfe die Bibel mit beiden Händen hoch er-
hoben über seinen Haupte hielt — wodurch er allzusehr an Rem-
brandt's Moses erinnerte, welcher auf die abtrünnigen Israeliten
die Gesetzestafeln in gerechtem Zorne zu schleudern droht—
hält der große Reformator gegenivärtig die heiligen Schriften
fest und sicher im Arm und deutet mit der ans das Herz gelegten
Rechten an, daß er, nach dem Zeugniß des Geistes die Wahrheit
zu verkünden, Muth und Ucberzcngung besitzt. — Durch die ihm
im erhöhten Mittelpunkte des Bildes, wenn auch zurücktretend,
angewiesene Stellung hat der Künstler dem Doktor Martin die
Bedeutung gesichert, welche er, umgeben und gleichsam getragen
von den hervorragenden Männern in der neueren Kulturgeschichte
und ans dem Bilde einnimmt, in welchem Kaulbach nicht eine
einzelne Scene ans Luther's Leben, sondern „das Zeitalter der
Reformation" darstellen wollte.**)

*) Bemerkung des officiellen Berichts über die Sitzung.
Uns ist nicht erinnerlich, daß in der Versammlung selbst ein sol-
ches Mißtrauen kundgcgeben wurde.

**) !Dv der officielle Bericht, welcher schließlich eine Stelle
aus der Einleitung zur Tragödie „Franz Sickingcn" zur Bestä-
tigung der Känlbach'schen Auffassung anführt. So sehr wir mit
dieser Rektifikation eines früheren Berichts (s. Nr. 3 „der Dios-
kuren") einverstanden sind, so waren wir doch einigcrmaaßen
überrascht, daß der officielle Bericht, statt an die denselben Ge-
danken enthaltende Bemerkung des Hr. Schasler in der Sitzung
vom 15. December anzukniipfen und zu bemerken, daß diese An-
sicht im Verein bereits knndgeacben wurde, von außen her eine
Stelle citirt, bei welcher der Verfasser schwerlich an die Kaul-
bach'sche Komposition gedacht hat.

Briefkasten.

Kn die Kommission der Kamönrger Kquarell-Kussiessuitg.
Wir haben bisher vergeblich auf eine Antwort auf unser Schrei-
ben (per Adr. der Commeter'schen Kunsthandlung abgesandt)
gewartet. Die Redaktion d. Diosknren.

Y. S. in II- I. g- u. k. D. m. I. m. s. T. — D. M.
i. w. u. l. a. g. — D. P.

Krn. | Korrespondenten in Bremen- Gehen Sie nicht
nach Hamburg?

Besterreichischer Kunstverein in Wien. ! Poiyg^ades-Bieistifte

Unsere Säle wurden am 5. d. M. auf die Dauer von acht Wochen
geschlossen.

Beschickungen dieses Vereins, welche in der Zwischenzeit bis 25. August
d. I. an uns gelangen, werden der Aufnahms-Jury für die September-Aus-
stellung, — jene, die uns bis 25. Oktober zukommen, der Jury für November*)
zugewiesen. Alle weiteren Einsendungen innerhalb November d. I. bis Ende
Mai k. I. bleiben jederzeit der Ausstellung des nächstfolgenden Monats Vor-
behalten.

Wir haben die Ehre, die P. P. bildenden Künstler des In- und Aus-
landes hiervon in Kenntniß zu setzen und zu recht vielseitiger Bctheiligung
an unseren Ausstellungen höflichst einzuladen.

Wien, am 7. Juli 1863. Die Geschäftsleitung

[164] Lduard Irauenfeld.

*) Die Oktober-Ausstellung enthält nur die zur Dcrloosung im Laufe des Jahres
angekauften Kunstwerke.

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Kommissions-Verlag der Nicolai'schen Verlags-Buchhandlung (G. parthey) in Berlin. — Druck von G. Bernstein in Berlin.
 
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