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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0278

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durch eine Reise zu erfrischen. So machte er sich denn
im September und Oktober 1854, und zwar diesmal nach
dem Rheine, auf, wo er sich während zweier Monate vor-
zugsweise in Köln, Bonn, Koblenz, Bingen, Gei-
senheim, Johannisberg, Wiesbaden und Mainz
aufhielt, um die dortigen alten Baudenkmäler und Kunst-
werke näher zu untersuchen. Große Freude hatte er na-
mentlich an den schönen alten Kunstwerken, welche Prinz
Friedrich auf dem Rheinstein gesammelt hatte. Er be-
suchte auch Frankfurt, Hanau, Gelnhausen und
Aschasfenburg. In letzterer Stadt besichtigte er vor-
zugsweise das pompejanische Haus, welches der König
Ludwig von Baieru, nachdem Vorbilde des Hauses
des Castor und Pollux in Pompeji, hatte bauen lassen.

Während freies vierwöchentlichen Aufenthalts in Han-
nover in den Monaten November und December des
Jahres 1854 hatte Zahn die Ehre, dem Könige alle Ta-
feln seines großen Werkes zu erklären. Für die warme
Theilnahme an seinen Studien und die schmeichelhafte An-
erkennung seiner Bestrebungen, die sich durch die, einige
Zeit später stattfindende Ertheilung des Gnelphenordens
bethätigte, bewies sich der Künstler dadurch dankbar, daß
er dem dortigen Kunstmuseuni seine schöne Gypssammlung
nach den seltensten Antiken aus dem königlichen Museum zu
Neapel, aus Pompeji, Herkulanum und Sicilien zum Ge-
schenk machte. — Er benutzte seinen Aufenthalt daselbst,
um einen Abstecher nach Söder bei Hildesheim zu machen,
wo er die im Besitz der Gräflich Stolberg'sche» Familie
befindliche schöne Gemäldesammlung in Augenschein nahm.

Seit dieser Zeit haben wir nur noch eines längeren
Ausflugs zu erwähnen, welchen unser Künstler machte, in-
dem er den Herbst des Jahres 1857 zu einer Erholungs-
reise nach Thüringen benutzte und in Folge einer dringen-
den Einladung des Herzogs Bernhard von Sachsen-
Weimar den Monat August in Liebenstein zubrachte-
Es waren dies schöne Tage, unvergeßlich durch die reichen
Erinnerungen an Neapel und Ponipcji, welche er mit dem
Herzoge und dessen Tochter, der Prinzessin Anna, theilte.
Von Liebenstcin aus besuchte Zahn mit dem Großherzoge
von Sachsen-Weimar und dem Erbprinzen von Sachsen-
Meiningen die vom Prinzen in Meiningen veranstaltete
Ausstellung historischer Cartons; brachte auch einige Tage
auf Einladung des Großherzogs von Weimar in Wil-
helmsthal zu, von wo aus er mit demselben die Wart-
burg, den Drachenstein, die Landgrafenschlucht u. s. w.
besuchte. Im Anfang September begab er sich zur Theil-
nahme and den Karl- August- und Göthe-Schiller Fest-

lichkeiten nach Weimar, wo er am großherzogliche Hofe
glückliche Tage verlebte.

Er brachte noch einige Tage in Gotha, Rudolstadt,
Jena und Kösen zu, und kehrte über Leipzig und Dresden
nach Berlin zurück.

Die nächsten beiden Jahre widmete er sich ganz der
Herausgabe der dritten Folge seines großen Werkes, wel-
ches er gegen Ende des Jahres 1659 vollendete, worauf
er unmittelbar, obgleich durch mancherlei Nebenarbeiten,
namentlich Zeichnungen zu pompejanischen Billen u. s. f.,
abgezogen, an die der dritten Auflage seines zweiten
Prachtwerkes „Ornamente aller klassischen Kunstepochen"
ging.

Wir schließen hiermit die Memoiren dieses merkwür-
digen Mannes, den — wie vielleicht keinem Andern —
das Glück zu Theil wurde, durch seine eigeuthümliche
Stellung als Hauptförderer der pompejanischen Ausgra-
bungen, nicht minder wie durch sein reges Interesse für
die antike Kunst in Beziehung zu allen Notabilitäteu der
Kunst und Wissenschaft nicht allein, sondern auch zu den
höchsten Spitzen der Gesellschaft zu treten. Es giebt im
Laufe der letzten vierzig Jahre unsers Jahrhunderts wohl
kauni einen berühmten Namen, mit dessen Träger Zahn
nicht in mehr oder weniger enge Verbindung getreten ist.
Da wir glücklicherweise keine» Nekrolog zu schreiben haben,
weil Zahn noch heute in unsrer Mitte weilt und seine
eiscnseste Gesundheit und jugendliche Geistesfrische ihm
noch ein langes Leben und Streben verspricht, so müssen
wir uns, um den bescheidenen Mann nicht zu verletzen,
leider versagen, eine Schilderung seines trefflichen Cha-
rakters hinzuzufügen und beschränken uns mit der, aller-
dings vielsagenden, Bemerkung, daß bei der ungeheuren
Zahl von Freunden und Bekannten aus allen Ständen
doch Niemand existirt, der ihm nicht aufrichtiges Wohl-
wollen entgegentrüge. Er besitzt keinen Feind, ja nicht
einmal einen Neider. Diese Thatsache spricht mehr als
der hochtrabendste Paneghrikus.

Nachdem seine Hauptaufgabe, die Herausgabe seines
großen Werke, vollendet, gedenkt unser Künstler in Kur-
zem wieder nach Italien zu reisen, um vorzugsweise neue
Studien in Pompeji zu einer Fortsetzung seines großen
Werkes zu sammeln. Außerdem beabsichtigt er, ein Werk
über die antiken Villen in Campanien, und ein
Werk über bemalte Terracotten, die vorzugsweise
in Apulien und in Sicilien in altgriechischeu Gräbern
gefunden wurden, herauszugeben. M. Sr.

Kunst-Chronik.

Berlin. — Die Skizze zum „Stein-Denkmal", welche
der Professor Schievclbein ausgeführt hat, ist jetzt in
der Wagnerschen Bilder-Galerie im Akademie-Gebäude
zur Ansicht ausgestellt. Der Sockel des Standbildes zeigt
auf seinen vier Seiten symbolische Darstellungen des Glau-
bens, der Vaterlandsliebe, der Wahrheit und der Stärke.

— — Die Bildhauer <Si eine ring und Begas ha-
ben die Skizzen zum „Schiller-Denkmal" jetzt so weit fer-
tig, daß solche dem. Prüfungs-Comitö, welches der Ma-

gistrat eingesetzt hat, zum l. September abgeliefert wer-
den können.

Düsseldorf. — Dem Professor Oswald Achenbach
ist vom Kaiser Napoleon das Ritterkreuz der Ehrenlegion
verliehen worden.

Köln. —Karl Hassenpflug hat aus Nom mehrere
Marmorgruppen hierher zur Ausstellung gesandt, welche
Aufmerksamkeit erregen. Es sind eine „Gruppe zweier
streitenden Liebesgötter" und eine „Nymphe, welche den
 
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