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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0307

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291

einer Zeichnung, auf einer Platte einzudrucken, so daß diese,
mit Farbstoff bedeckt, in die Presse gebracht werden kann.
Ueber das nähere Verfahren ist noch nichts Sicheres be-
kannt und halten wir unser Urtheil über diese Erfindung
deshalb zurück.

6. Die Reproductionsmethoden, welche nur
dekorative, historische oder industrielle Bedeu-
tung haben.

Die nun folgenden weiteren Drnckarten schlagen schon
mehr in das Fach der bloßen Typographie und stehen zu
den graphischen Künsten kaum noch in mechanischer Be-
ziehung, sondern dienen mehr oder weniger zur Herstellung
von äußerlichem Schmuckwerk.

1. Die Polytypie, wörtlich „Vieldruck" d. h. Ver-
vielfältigung von Druckplatten, ist dem Princip nach Eins
mit dem Clichiren und unterscheidet sich rücksichtlich der
Anwendung von diesem nur dadurch, daß sie nicht in der
Vervielfältigung von Kunstplatten, sondern von Vignetten-,
Zierbuchstaben- und Stanzenmatrizen besteht, welche man
zur Ausschmückung von Büchern, Zeitungsannoncen u. s. f.
benutzt.

2. Der Facsimiledruck geht darauf hinaus, seltene
Manuskripte und altcrthümlicke Druckwerke, welche für
die Geschichte der Presse von Wichtigkeit sind, durch ge-
treue Nachbildung der Züge und Typen zu vervielfältigen
und dadurch vom allmäligen Untergange zu schützen. Man
geht dabei entweder so zu Werke, daß man die Originale
durchpaust und dann auf Hol; überträgt oder aber durch
Ueberdruck dieselben unmittelbar aus den Holzstock bringt.
Letzteres giebt zwar ein genaueres Facsimile, ist aber nicht
ohne Gefahr für das Original. In letzterer Beziehung
verhält sich dann der Facsimiledruck zur Autographie wie
die Polytypie zum Clichiren.

3. Der Gold- Silber- und Broncedruck unter-
scheidet sich vom gewöhnlichen Farbendruck nur dadurch,
daß statt der Schwärze aus die Platten eine aus Blatt-
gold, Blattsilber oder Broncepulver znbereitete Masse auf-
getragen wird. Ucbrigens war der Golddruck bereits im
15. Jahrhundert bekannt.

4. Der Congrevedruck, so genannt nach dem Er-
finder der Brandraketen, Congräve, der diesen Buntdruck
zuerst vervollkommnet hat. Die Engländer nennen dieses
Verfahren compound printing, die Franzosen impression
polychrome. Er kann als Vorläufer des eigentlichen Ge-
mäldedrucks betrachtet werden, obschon er doch auch wieder
ein eigenthümlichcs Princip besitzt. Die Platte nämlich,
von welcher der Druck bewirkt wird, besteht aus einer
Hauptform für die herrschende Farbe und mehreren Ein-
satzstücken für die andern Farben, welche in die entsprechen-
den Ausschnitte der Hauptform passen. Um eine solche
zusammengesetzte Druckform herzustellen, werden ans der
für die Hauptform bestimmten Metallplatte diejenigen
Stellen, welche für die Einsatzstücke bestimmt sind, her-
ausgeschnitten, und zwar so, daß der Schnitt etwas schräge
geht, damit das Herausnahmen leichter ist. Dann wird
die Platte umgekehrt auf eine Ebene gelegt und von hinten
mit Schriftmasse ausgefnllt, so daß die vordere Oberfläche
derselben wieder hergestellt ist. Nachdem nun diese abge-
schliffen und darauf die den Einsatzstücken entsprechenden
meist vermittelst der Guillochirmaschine gravirten Verzie-
rungen angebracht sind, werden die einzelnen Stücke herans-
genommen, mit den verschiedenen Farben belegt, dann
zusammengesetzt und unter die Presse gebracht.

5. Der Jrisdruck ist eine andere Art Buntdruck, der
vermittelst einer Walze bewirkt wird, welche auf den ver-
schiedenen Seiten verschieden gefärbt ist und so gehandhabt
wird, daß beim Walzendruck die Farben allmälig in ein-
ander übcrflicßen.

6. Der Hochdruck ist entweder bloßer Relicfdruck
d. h. trockncr Erhabendrnck, oder eine Verbindung desselben
mit dem einfachen Farben- oder dem Congrevedruck. Die

Platte wird tief gravirt und gefärbt, worauf der Druck
in der Weise bewerkstelligt wird, daß das Papier, Leder
u. s. f., welches den Hochdruck erhalten soll, vermittelst
einer besondern Preßvorrichtung in die tiefen Einschnitte
hineingetrieben wird. Im Französischen heißen diese Prä-
gungen Ganfrages; man wendet sie besonders zur Ver-
zierung von Lampenschirmen, Cigarrentaschen, Blnmen-
topfumschlägen, Adreßkarten u. s. f. an.

ES bleibt jetzt nur noch diejenige Klaffe von Druck-
methoden übrig, welche auch nicht mehr dekorative sondern
nur noch praktische Bedeutung haben. Sie können unter
dem allgemeinen Namen der Typographie zusammen-
gefaßt werden, deren Hauptgattnng der Buchdruck ist.

7. Der Buchdruck, Letterndruck, auch Typographie
(von rvTiTo) prägen, also „Prägedruck") im enger» Sinn,
ist der Druck vermittelst geprägter (gegossener) Stempel
(Typen-Lettern), deren jeder einen Buchstaben, eine Ziffer
oder sonst ein im Druck von Manuskripten vorkommendes
Zeichen darstcllt. Sie werden zu Wörtern, Zahlen u. s. f.
zusammengesetzt, in Formen (Rahmen) gebracht, die dann
auf der Buchdrnckpresse abgedruckt werden. Der Lettern-
drnck ist bekanntlich ans dem Holzschnitt und zwar zunächst
ans dem sogenannten Taseldruck entstanden, und hat in
neuercrZeit eine sehr verschiedenartige Anwendung erfahren.

8. Der Notendruck, meistens vermittelst Typen oder
Stereotypplatten hergestellt. Sonst bedient man sich
dazu der Knpferplatten oder des lithographischen Steins.

9. Die Typometrie ist der typographische Land-
karten- und Planzeichnungsdrnck. Außerdem rechnet man'
dazu auch den typographischen Druck mathematischer Fi-
guren, wie Kvnstructionszeichnungen von Maschinen und
zuweilen auch fremdländischer Alphabete, wie des chine-
sischen, der Hieroglyphen u. s. s.

10. Die Stereotypie; 11. Logographie; 12. Li-
thotypographie sind besondre Gattungen des Buch-
drucks. Die erstcre ist die Herstellung von festen Buchdruck-
platten, vermittelst Abguß von den mit beweglichen Lettern
gesetzten Kolonnen in Schriftmetall. Sie heißt auch Mo-
notypie und wird nur bei großen Auflagen angewandt.
Die zweite steht zwischen dem Buchstabendruck und dem
Seitendruck (Stereotypie) in der Mitte und heißt wörtlich
„Wortdruck". Statt der Letternstempel werden Wortstempel
gegossen, besonders in der Absicht, die Druckfehler zu ver-
meiden. Da aber nur die Wurzeln der Wörter und selbst
diese nicht immer fest sind, während die Endungen wechseln,
auch die Anzahl der nöthigen Typen bei einiger Vollstän-
digkeit zu bedeutend ist, so hat dies Verfahren keine Nach-
ahmung gefunden. Die Lithotypographie endlich erklärt
sich aus ihrem Namen von selbst. Sic ist die Anwendung
des Steindrucks auf den Buchdruck oder die Verbindung
beider, und meist nur als Facsimiledruck von praktischen!
Nutzen.

Wenn wir die ganze Reihe aller dieser Druckmethoden
vom Holzschnitt an bis auf die Typographie herab unter dem
Gesichtspunkt des D r u ck v c r f a h r c n s, mit Absehung von
der Herstellung der Platten, betrachten, so steht die größere
oder geringere Wichtigkeit des Antheils, welchen der Druck
an der Reprodnction im Ganzen hat, mit der mehr oder
minder künstlerischen Bedeutung der letztern im engsten
Zusammenhänge. Denn wenn auch beim einfachen Buch-
druck, sei es im Setzen der Lettern oder beim Drucken
selbst, von einer künstlerischen Thätigkeit noch nicht die
Rede sein kann, sondern dabei nur mechanische Geschick-
lichkeit, praktische Fertigkeit und höchstens ein gewisser
Sinn für äußerliche Symmetrie und Eleganz in Betracht
kommt, so gestaltet sich dies Veryältniß, je weiter wir in
der Reihe znrückgehcn, mehr und mehr anders, bis endlick
in den Methoden der ersten Abtheilung auch für die Ausfüh-
rung des Drucks wirklich künstlerische Erfordernisse obwalten.
Insbesondere gilt dies vom Druck der Holzschnitte,
 
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