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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 8.1863

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https://doi.org/10.11588/diglit.13517#0374

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förmigen Absätze über den ersten drei Stufen erhalten
gleichfalls bildnerischen Schmuck und zwar von symboli-
schen Figuren. An die Stirnseite kommt der „Ruhm", au die
Rückseite die „Wissenschaft," zur Seite rechts der „Rhein
und Deutschland", links die „Rheinprovinz und Preußen."*)
Der Künstler soll Aussicht haben, den Auftrag zur Aus-
führung dieses bedeutenden Werkes zu erhalten. Die An-
frage des Regierungspräsidenten der Rheinprovinz, welche
Pilz jüngst zugekommen ist: ob er geneigt wäre, für den
Fall ihm das Werk übertragen würde, nach Köln überzu-
siedeln, läßt dies wohl vermuthen. Wie vernommen wird,
soll die Antwort des Künstlers bejahend ausgefallen sein."

Brauweiler. — Nachdem die berühmten alten Wand-
gemälde auf Anordnung des Regieruugspräsidiums durch
den akademischen Zeichenlehrer Hohe aus Bonn hergestellt
worden sind, haben jüngst auch die Restauratiousarbeiten
von den alten Fresken der schönen romantischen Doppel-
kirche zu Schwarzrheindorf bei Bon» aus dem Jahre 1151
begonnen. Eine Deutung dieser höchst bemerkenswerlhen,
stark an die Antike erinnernden Wandgemälde hat kürzlich
ein katholischer Geistlicher in der Bonner Zeitung ver-
öffentlicht. llebrigens wird die Kirche auch architektonisch
hergestellt.

Kolüerg. — Dem Comits zur Errichtung eines Denk-
mals für den verstorbenen König Friedrich Wilhelm IV.
sind die bei dem Denkmale des Grafen von Brandenburg
ersparten 4000 Thlr definitiv überwiesen worden; somit
wird die Aufstellung und Enthüllung dieses Standbildes
am 2. Juli künftigen Jahres erfolgen können.

Danzig. — Der Hofphotograph Hr. Busse Hierselbst
hat es unternommen, die in künstlerischer Beziehung her-
vorragendsten Theile des Innern der hiesigen Oberpfarr-
kirche zu St. Marien zu photographireu und die auf diese
Weise sich ergebenden Photographien zu einem Album für
den Knnsthandel zu vereinigen. Bis jetzt hat er bereits
zehn Blätter gefertigt, welche die Abbildungen von Altären
und Kapellen auf das Deutlichste und in der größten Sau-
berkeit zeigen.

Hamburg. — In einem durch die W. Ree. veröffent-
lichten Bericht über die hiesige Kunstsammlung schreibt Hr.
Waagen in Betreff des von dem Bildhauer Lippelt
angefertigten Schillermodells: „Zu meiner großen Freude
habe ich mich endlich überzeugt, daß die Begeisterung für
Schiller auch in Hamburg, unv zwar durch einen dort ge-
borenen Bildhauer, einen höchst würdigen künstlerischen
Ausdruck finden wird. In der That drückt das Modell
der Broncestatue in der Werkstadt desHrn. Lippelt, wel-
ches ihn, in übrigens nur wenig bewegter Stellung, be-
geistert emporschauend und zwar in der Tracht seiner Zeit
Larstellt, das eigenthümliche Wesen des großen Dichters
glücklicher aus, als ich dieses bisher in den mir bekannt
gewordenen Statuen desselben gefunden habe. Dabei er-
kennt man in der Weise, wie eine ungünstige Tracht mit
den Stilgesetzen der Plastik ausgeglichen ist, ein glückliches
Studium der meisterhaften Statue Lesstugs von Riet-
sch el, und ist die Statue in allen Theilen mit ebenso vie-
lem Berständniß als sichtbarer Liebe ausgeführt. Auch
die Statuen der dramatischen und der lyrischen Poesie,
sowie der Geschichte und der Philosophie, welche sehr
zweckmäßig die vier Ecken des Piedestals schmücken sollen,
und mit deren Ausführung der Künstler jetzt beschäftigt

*) Beiläufig eine wunderliche Zusammenstellung symbolischer
Abstraktionen. „Ruhm" und „Wissenschaft", die doch hier
Pendants bilden sollen, stehen in gar keinem korrelativen Ber-
hältniß, wie etwa „Ruhm" und „Gerechtigkeit" oder „Wissen-
schaft" und „Industrie"; und in der andern ist ein Fluß mit
einem Lande verbunden gegeniibergestellt einer Provinz, in
welcher jener Fluß liegt, wieder mit einem Lande, das ein Theil
des erstgenannten ist. Oder sollte unter „Preußen" die Provinz
gemeint sein? Dann wäre die Inkonsequenz noch größer.

D. Red.

ist, versprechen sehr ausgezeichnet zu werden. — Ich kann
mir schließlich nicht versagen, auch meine Freude über eine
ebenfalls von Lippelt herrührenve, bisher nur im Gyps-
modell vorhandene Statue des tobten Adonis, welcher von
der Benus beklagt wird, auszudrllcken. Namentlich gehört
der nach einem schönen jugendlichen Modell in Nom aus-
geführte Körper des Adonis, von einem ansprechenden
Motiv, zu den mit dem feinsten Gefühl durchgebildeten
Skulpturen, welche ich von moderner Kunst kenne. Möchte
es dem trefflichen Künstler, Lessen feine und liebenswür-
dige Persönlichkeit ganz seinen Werken entspricht, bei lei-
der zarter Gesundheit nicht blos vergönnt sein, jenes hof-
fentlich einst vor der Kunsthalle prangende Denkmal Schil-
lers zu vollenden, sondern auch, in Folge des Auftrages
eines Kunstfreundes in Hamburg, jenen schönen Körper
seines Adonis in dem edlen und dauernden Material des
Marmors auszuführen!

Leipzig. — Preller's landschaftliche „Cartons zur
Odyssee", die gegenwärtig hier ausgestellt sind, ziehe» die
Aufmerksamkeit des Publikums in hohem Grade auf sich.

Dresden. — Es ergeht ein Aufruf um Beiträge zu
einem Hierselbst zu stiftenden Körner-Denkmal. Den Grund
zum Fond lieferte bereits die vom Literarischen Verein
Hierselbst veranstaltete Körner-Gedenkfeier, die einen Ertrag
von über 1500 Tblr. einbrachte; auch haben die städtischen
Behörden dem Unternehmen jede Förderung zugesichert.

— — Julius Schnorr v. Carolsseld hat neuer-
dings sein für das Maximilianeum in München bestimm-
tes Bild: „Luther vor dem Reichstage zu Worms", voll-
endet. Dasselbe ist jedenfalls eines der vorzüglichsten
Werke; besonders ergreifend wirkt der Gegensatz zwischen
dem Kaiser und dem Reformator.

Wien. — Das von dem Kaiser von Oesterreich beru-
fene Comits zur Vertheilung der zur Unterstützung von
Künstlern bewilligten 10,500 Fl. hat sich vorläufig dahin
ausgesprochen, talentvolle Künstler des Historienfachs und
der Kupferstecherei mit Aufträgen zu bedenken.

Wien. — Das „Museum für Kunst und Industrie" ist
in den Adaptirungsarbeiten so weit vorgeschritten, daß
mit der inneren Einrichtung noch in diesem Jahre wird
begonnen werden können. Das Gebäude zerfällt in drei
Säle, einen größeren i» der Mitte und zwei kleinere
zu beiden Seiten, ferner einen Raum für die mit dem
Museum verbundene Gypsgießerei und ein photographi-
sches Atelier. Das Comits beschäftigt sich bereits mit dem
Projekt für den großen Museumsbau, bis zu dessen Voll-
endung das adaptirte Ballhaus bekanntlich nur als Pro-
visorium dienen soll.

— — Der Bildhauer Hr. Christen hat eine Büste
des Dichters Anastasius Grün verfertigt, welche als wohl-
gelungen bezeichnet wird. In dem namentlich an Por-
trätwerken reichen Atelier des genannten Künstlers waren
vor Kurzem auch die Büsten des verstorbenen Grazer-
Landeshauptmanns Grafen Allems und des bekannten
polnischen Emigranten Grasen Ostrowski ausgestellt.

Innsbruck. — Die obere Hälfte der Arkaden auf dem
hiesigen Friedhofe werden im Aufträge der Stadt von
Wörndle mit Fresken geschmückt, welche die „Leidenssta-
tionen" darstellen.

Nürnberg. — In der Erzgießerei von Lenz und Herold
wird die Herstellung des für Dresden bestimmten Monu-
ments des Königs Friedrich A u g u st I I. von Sach-
sen jetzt rasch gefordert. Die 12 Fuß hohe Hauptfigur
des Königs ist trefflich gelungen, ebenso das 13 Fuß hohe
Piedestal. Zwei 7'/- Fuß hohe Seitenfiguren zu diesem
Denkmal, die „Stärke" und die „Gerechtigkeit", sind so
gut wie vollendet; zu zwei weiteren Eckfiguren, die „Weis-
heit" und die „Frömmigkeit" darstellend, werden die Mo-
delle aus Dresden erwartet.
 
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