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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0359

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349

Das Gesammtgebiet des Steindrucks oder rollständige
theoretisch-praktische Anweisung zur Ausübung der
Lithographie in ihrem ganzen Umfange und auf ihrem
jetzigen Standpunkt. Bearbeitet von Heinr. Weis-
haupl, technischem Vorstande der lith. Kunsranstalt
der HandwerkSseiertagsschule u. s. f. zu München.
Vierte Auslage von Pesch ecks „Das Ganze des
Steindrucks" in gänzlicher Umarbeitung nebst einem
Atlas von 10 Tafeln, enthaltend 132 Abbildungen.
Weimar 1865. (B. F. Voigt.)

Der große Aufschwung, welchen die Lithographie in dem
letzten Decennium, namentlich durch die mehr kunstgemäße Aus-
bildung und Ausbeulung des Farbendrucks erfahren hat, machte
ein den heutigen Ansprüchen au diese Technik genügendes Werk
schon lange zu einem Bedürfniß. Diesem Bedürfniß ist nun
durck die Neubearbeitung des bekannten Pescheck'schen Buches
durch Hrn. Weishaupt in sehr rühmlicher Weise entsprochen
worden. In praktischer wie in theoretischer Beziehnng ist es mit
ebenso großer Sachkenntniß wie Gewissenhaftigkeit geschrieben.
Wir können hier in eine Detailkritik natürlich nicht eingehen und
bemerken nur im Allgemeinen, daß der Vers, nach einer kurzen hi-
storischen Uebersicht über die Geschichte und Literatur des Stein-
drucks, sowie über seine charakteristische Eigenthiimlichkeit im Gegen-
satz zum Holzschnitt und Kupferstich, (worüber unken eine kurze Be-
merkung), den Gesammtstoff in dreizehn Kapiteln behandelt, von
denen die ersten drei sowie Kap. 8—7 die für den Steindruck
nvthwendigen Requisite, das vierte sowie Kap. 8—Schluß die
verschiedenen technischen Manieren und Verfahrungsweisen des-
selben beschreiben. Als Anhang folgt dann noch eine Abhand-
lung über Zinkographie u. s. f. sowie über die Photolithographie.

Alles, was das rein Technische des Verfahrens betrifft, ist
wie bemerkt mit großer Genauigkeit beschrieben; die dazu ge-
hörigen Abbildungen der Instrumente, Pressen u. s. w. machen
die textlichen Erläuterungen vollkommen deutlich. Nur einige
Punkte müssen wir indes; hervorheben, in denen wir mit dem
Verf. theils aus ästhetischen tbeils aus historischen Gründen nicht
übereinstimmen. Zunächst fällt auf, daß die eigentlich künstle-
rische Charakteristik der Lithographie fast gar nicht berücksichtigt
ist. Die wenigen beiläufigen Bemerkungen, welche etwa dahin
zielen, .sind theils zu oberflächlich, theils geradezu irrig. Der Vers,
hat sich offenbar zu wenig mit dem Holzschnitt und dem Kupferstich
beschäftigt, um diese beiden technischen Reproduktionsmethoden
ihrer künstlerischen Natur nach richtig zu würdigen. Seiner
Meinung nach wäre eigentlich Holzschnitt und Kupferstich ganz
überflüssig, da sich beide durch die Lithographie ersetzen lassen.
Sv sagt er in der Einleitung (S. 6): „die Leistungen des Holz-
schnitts aber sind denen des Steindrucks in keiner Art vorzuziehen,
denn schneller und reiner als in Holz wird jede Ar-
beit auf den Stein hergestellt, und selbst das Eigenthüm-
liche, was der Holzschnitt bei Kunstwerken besitzt und
woher die Holzschnittmanier ihren Namen hat, kann man im
Steindruck täuschend und leicht nachahmen". Das sind
Ansichten, die abgesehen von ihrer Unrichtigkeit den Beweis lie-
fern, daß der Berf. von der künstlerischen Eigeuthümlich-
keit jeder der drei Hanpimethoden der Graphik — Holzschnitt,
Kupferstich, Lithographie — wenig begriffen hat. Man kann
auch die Lithographie, und zwar die gekörnte Manier derselben,
in Holzschnitt „täuschend" nachahmen (Beweis find die Kretzsch-
mar'schen Holzschnitte zu d'AltonS Anatomie), ohne daß es dem
künstlerisch arbeitenden Holzschneider einfallen wird, in dieser
immerhin surrogativen Manier den eigentlichen Werth des Holz-
schnitts zu suchen, und die bekannte englische Stahlstichmanier
des Holzschnitts bleibt immer ein dürftiger Nothbehelf, der dem
Charakter des Holzschnitts durchaus unangemessen ist. Ebenso
verhält es sich umgekehrt mit der Lithographie, deren eigentlich
künstlerischer Werth und besonderer Charakter in der Reproduc-
tion der (gekörnten) Kreidezeichnung beruht und deren andere
Manieren nur snrrogalive oder industriell-praktische Bedeutung
haben. Ein zweiter Punlt isi der, daß der Verf. sich irrthüm-
lich für den Erfinder des Farbendrucks hält, da er bereits 1835
kolorirte Landschaften in Farbendruck ansgeführt habe. Wir er-
lauben uns, ihm zu bemerken, daß bereits im Jahre 1828 die ersten
Lieferungen des Zahn'schen Prachtwerks „Herkulanum und Pom-
peji" erschienen, welche „vollständig kolorirte Bilder" enthalten,
und daß der in jenem Jahre 1828 ausgesetzte Preis von 2000
Francs eben in Folge jener Zahn'schen Erfindung ausgeschrieben
wurde. Auch seine Bemerkungen über den Farbendruck von
Storch und Kramer (S. 171). daß derselbe „vorzugsweise nur
sür solche Gegenstände anwendbar sei, wo die Nüancen scharf

abgeschnitten und von einander getrennt seien", ist voll-
kommen irrig, da die Mitteltöne in der Chromolithographie von
Storch und Kramer wie von allen andern hiesigen und wahr-
scheinlich auch andern Instituten durch Ueberdruck und Verschmel-
zung der Grundfarben hervorgebracht werden. Uebrigens hat
sich grade die Münchener Chromolithographie durchaus nichts auf
die Schönheit ihres Kolorits einzubilden, da die betreffenden
Drucke — wenigstens Alle, die wir kennen — erdig und krank-
haft im Kolorit sind.

Abgesehen von diesen Differenzpunkten können wir, wie be-
merkt, dem vorgenannten Werke nur unsere völlige Anerkennung
zollen. M. Sr.

Monatsblatter zur Förderung des Zeichnenunterrichts
an Schulen. Herausgegeben von Hugo Troschel,
Kupferstecher und Zeicknenlehrer an der Dorotheen-
städtischen Realschule in Berlin. — Berlin, Nicolaische
Verlagsbuchhandlung. Nr. 1—6. 1865.

Wir haben bereits in Nr. 29 u. 30 dieses Jahrgangs über
das oben verzeichnete verdienstvolle Fachjonrnal eine Anzeige ge-
bracht und können zunächst im Allgemeinen versichern, daß die
Erwartungen, welche das Programm und die ersten Nummern
erregten, sich durch die weiteren Publikationen durchaus bestätigt
haben. Mit einer gewissen Frische des Ton«, die, jede Pedan-
terie vermeidend, doch keineswegs sachgemäße Gründlichkeit ans-
schließt, verbinden die „Monatsblätter" eine für ein Fachjournal
nicht gewöhnliche Vielseitigkeit des Materials und wenn in der
journalistischen Oekonomie der stofflichen Anordnung sich zuweilen
noch eine gewisse Unregelmäßigkeit zeigt, so wird dieser Uebel-
stand bei einiger Praxis bald verschwinden, lieber die praktische
Bedeutung des Unternehmens für die Förderung des Zeichnen-
unrerrichis kann hiernach kein Zweifel obwalten.

— Q —

II. Album.

Der Schweizer Holzstil in seinen cantoualen und koustruk-
liven Verschiedenheiten vergleichend dargestellt mit
Holzbauten Deutschlands. Von Ernst Gladback,
Professor am Polytechnikum in Zürich. (Darmstadt,
Karl Köhlers Verlag.) 5. Lieferung.

Nachdem wir in Nro. 49 des vor. Jahrgangs die vier ersten
Hefte dieses gediegenen Werkes sowie seine allgemeine Bedeutung
besprochen, liegt uns nunmehr die fünfte Lieferung znr Bericht-
erstattung vor. Der Umstand jedoch, daß (lauf Anzeige der
Verlagshandlung) der Text sür diese wie sür die folgenden Lie-
ferungen erst am Schluß des Ganzen (der achten Lieferung) im
Zusammenhänge gegeben werden soll — ein Verfahren, das wir
aus formalen Gründen allerdings nur billigen können — legt
uns die Beschränkung auf, baß wir eben nur über Inhalt und
Ausführung der bildlichen Darstellungen berichten können, da
uns der Beurtheilnngsmaaßsiab für die Auswahl und die Cha-
rakteristik der dargestellten Bauwerke mangelt. Wir behalten
uns deshalb eine umfassendere Kritik bis nach Vollendung des
ganzen Werkes vor, und bemerken nur in Betreff der vorliegenden
Lief, im Allgemeinen, daß die theils in perspektivischen Ansichten,
theils in Profilen und Grundrissen nebst Details zur Anschauung
gebrachten Gebäude mit derselben Gewissenhaftigkeit und dersel-
ben Rücksicht auf malerische Wirkung dargestelll sind, wie wir
dies an den Zeichnungen der ersten Lieferungen zu rühmen hatten.
Gleich das erste Blatt ist höchst interessant, es stellt das „alte
katholische Pfarrhaus von Peterzell von 1622, renovirt 1766"
dar, und zwar in perspektivischer Totalansicht, wie im Dachprofil
und Grundriß; das zweite giebt einen „Speicherbau in Lorenz
vom Jahre 1602", das dritte das „Hans von I. Boegeli und
I. Kundert zu Rueti", das uns durch seine eigenthümliche Fen-
sterdisposition der Giebelfront auffiel, und bereits eine merkliche
Abnahme an konstruktiver Organisation verräth (es stammt vom
Jahre 1742). Dann folgen ein paar „Kässpercher in Boeningen"
in Farbendruck und endlich einige „Wohnhäuser im Canton
Schwyz", die ziemlich einfach sind, ebenfalls in Farbendruck.
Wir schließen diese kurze Anzeige mit dem Wunsche, daß die
noch fehlenden Lieferungen schneller aufeinander folgen mögen,
damit das ebenso schöne wie verdienstliche Werk bald vollendet
vor uns liege. M. Sr.
 
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