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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 10.1865

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https://doi.org/10.11588/diglit.13555#0363

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zierlichen Sandale ist sehr sauber. Die Figur des „Au-
gust" hat Franz in Berlin modellirt, ausgefühlt ist sie
von Stützet in Potsdam. Sie bezeichnet die Jagd.
Ein kühner, kräftiger Jäger trägt die Jagdbeute heim,
ein erlegtes Reh hängt von seiner Schulter herab, die
rechte Hand faßt und stützt den Kops des Thieres. Das
mit dem Jagdhutc bedeckte Haupt des Jägers blickt keck
und frei von dem starken Nacken, Stolz und das Be-
wußtsein von Kraft charakterisirt das edle Gesicht. Auch
diese Statue ist mit Sorgfalt und Sauberkeit gearbeitet.
Im nächsten Jahre kommen die noch fehlenden Figuren,
sie werden die äußere Ausstattung des Prachtgebäudes
vollenden und das Imposante desselben erhöhen. Zu-
gleich werden sie aber auch die Erwartung für die Kunst-
schätze anregen, welche der Raphael-Saal in seinem In-
nern birgt. — Eine andere Schöpfung, die Friedrich
Wilhelm IV. ebenfalls begonnen, ist ihrer Vollendung
zugeführt. Die prächtige Architektur, womit der Pfingst-
berg gekrönt ist, umgiebt ein Bassin auf dem Scheitel des
Berges, zu welchem das Wasser aus dem Jungfernsce
durch eine bei der Meierei im Neuen Garten errichtete
Dampfmaschine hinanfgeleitet wird. Aus diesem Bassin soll
den Fontainen das Wasser zugcführt werden, dessen Strah-
len im Neuen Garten Frische und Kühlung spenden sollen.
Jene Absicht ist jetzt in die Wirklichkeit getreten. Vor der
Hauptfronte des Marmorpalais, vor welcher die schöne
Statue des „Prometheus" von Wolf steht, zu beiden Sei-
ten der mit dem Bildnisse Friedrich Wilhelm II. en relief
geschmückten Ruhebank von Marmor, sind zwei Bassins
in der gefälligen Form eines Vierecks mit ausgeschweiften
Seiten und mit Marmor-Einfassungen erbaut, aus denen
Fontainen emporsprudeln werden; andere kleinere Fon-
tainen sind in den nächsten Umgebungen des Schlosses
angelegt, für noch andere ist die Stelle bereits gewählt.

So ist denn dem Neuen Garten eine neue Verschönerung
hinzugefügt, die ihm Leben und Annehmlichkeit giebt und
zu seinem Besuche einladet: ein neuer Reiz zu der ent-
zückenden, idyllisch schönen Aussicht über die Seen, welche
diesen herrlichen Park begrenzen.

München. — In dem Speisesaal des Bade-Etablisse-
ments in Kochel am Kochelsee hat der Landschaftsmaler
A. Löffler vier große Landschaften als Wandgemälde in
stereochromischer Manier ausgeführt, welche sehr gerühmt
werden. Die Bilder stellen „Memphis," „Athen," „Rom"
und „Jerusalem" als die vier Kulturmittelpunkte der alten
Welt dar.

Wien. — Die Rahl-Ausstellung im österreichischen
Kunstvereine wurde im Laufe des Monats September von
14,763 Personen besucht. Dieselbe ist bis Ende Oktober
verlängert worden, in Folge dessen die alljährlich für den
Oktober anberanmte Verlosungs-Ausstellung des
Vereins erst Anfangs November stattsinden wird.

-Prof. Engert's großes Gemälde „Prinz bei

Zentha" ist vom Kaiser für das Waffenmuseum des Ar- >
senals angekauft worden.*)

-Der Kaiser kehrte am Montag aus Ischl zu-
rück, um am Mittwoch der festlichen Enthüllung des zwi-
schen dem inneren und äußeren Burgthore aufgestellten
Eugendenkmals beizuwohncn. Die Feier war eine sehr
glänzende; das Monument, ein Werk des Bildhauers
Fernkorn, gleich dem gegenüberstchenden Standbilde des
Erzherzogs Karl aus Metall gegossen, wird von Kennern
als gelungen bezeichnet.

*) Bergt, die Korrespondenz aus Wien.

Kunst-Kritik.

Berliner Kunst sch au.

Kunstverein. Lcpkc. Karfunkel. Sachse.

1. Im Lokal des Kunstvereins, über dessen
letztjährige Wirksamkeit wir heute unter der Rubrik „Kunst-
institute" berichten, ist es noch immer, trotz der vorge-
rückten Jahreszeit, ziemlich stille, so daß unsre heutige
kritische Ausbeute nur geringe ist. Unter den wenigen
neu ansgestellten Bildern steht Spangenberg's „Haide
am Regenstein im Harz" durch poetische Tiefe der Empfin-
dung und ernste, ja großartige Auffassung des Motivs
in erster Reihe. Mit großer Feinheit hat der Künstler
die Lichtwirkung der Luft durch eine mächtige Schatten-
masse im Terrain des Vordergrundes, die bei aller Tiefe
des Tons doch eine merkwürdige Klarheit besitzt, zu einer
Intensität gesteigert, welche einen fast blendenden Effekt
hervorruft. Dabei sind keine an sich glänzende Farben,
sondern nur milde, wenn auch qualitativ bedeutend kon-
trastirende Tinten in Anwendung gebracht, so daß das
Bild neben seiner ernsten Stylwirknng in der Zeichnung
ein wahrer Triumph kraftvoller Tonmalerei ist. — Bon
Ruths sind einige Landschaften ausgestellt, welche eine
Veränderung in der Richtung des Künstlers dokumentiren:
„Norddeutsche Haide", „Sommertag" und „Hünengrab
an der Ostseeküste". Wenn Ruths früher einen gewissen
braunen Grundton kultivirte, der jedoch in der Behand-
lung der Gegensätze nicht ohne eine bedeutende, stylvolle
Wirkung war, so zeigen im Gegentheil die genannten
Bilder ein etwas stumpfes und nur wenig variirtes Grau,
welches durch die mangelnde Durchbildung in der übri-
gens schön gezeichneten Form eine gewisse Nüchternheit
an sich trägt. Nur das letztgenannte Bild zeigt, wenig-

stens im Vorgrunde, eine reichere Durchbildung und
macht deshalb auch einen körperhafteren Eindruck. Fein-
heit in der Tvtalwirkung fehlt jedoch keinem. — Von
Frl. Antonie Biel, deren Specialität ebenfalls Haide
und Strandgegend ist, sehen wir ein Bild „Aus der
Haide", welches eine frappante und im Ton sehr glück-
liche Lichtwirkung zeigt. Es will uns jedoch bedünken,
als ob die talentvolle Künstlerin gut thun würde, einmal
einen andern Vorwurf zu behandeln, um der Gefahr der
Leerheit und Einseitigkeit in den Motiven zu entgehen. —
Von R. Jonas citiven wir ein mittelgroßes Bild, be-
nannt „Korsischer Begräbnißhügel", welches manche glück-
liche Details enthält, aber durch seine zu monotone Thei-
lung in zwei fast parallele Hälften, wovon die obere hell
und kalt, die untere warm und dunkel ist, an Totalwirkung
sehr einbüßt. — Sonst ist nur noch der (für das laufende
Vereinsjahr als Vereinsblatt bestimmte) meisterhafte Stich
von Habelmann nach Vautier's „Hauslehrer" zu er-
wähnen, dessen nähere Besprechung jedoch unscrm „Album"
Vorbehalten bleiben muß.

2. Im Salon von Lepke, wo man stets Gedie-
genes findet, fanden wir außer einigen, bereits früher
erwähnten Meisterwerken in- und ausländischer Malerei
auch einiges Neuausgestcllte, namentlich ein älteres Bild
von Lehnen, „Stillleben", das einen todten Hasen,
Rebhühner, Kohllopfe u. s. f. darstellt und mit außer-
ordentlicher Delikatesse und Feinheit ausgeführt ist, meh-
rere kleinere Genrestücke von Michael in einer für die
Dimension etwas breiten Manier, aber koloristisch fein be-
handelt und gut charakterisirt, Aquarellen von Dreßler

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