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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

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Schaefer, Karl: Nordwestdeutsche Kunstausstellung Oldenburg 1905
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https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0009

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Nicht nur weil sie an sich eine Leistung
von überraschender Güte ist, sondern
mehr noch aus einem prinzipiellen Grunde
verdient die »Nordwestdeutsche Kunst-Aus-
stellung«, in Oldenburg hier ernstliche Be-
achtung: Sie ist eine kräftige Aktion gegen
den immer mehr ins Uferlose gewachsenen
internationalen Grundzug unserer deutschen
Ausstellungen.

Anstatt der ruhigen gedeihlichen Weiter-
entwicklung der vorhandenen Keime zu
dienen, haben diese Allerwelts - Schaustel-
lungen allzu oft den Ehrgeiz entwickelt,
neue Sensationen, neue Moden in die Welt
zu setzen. Der Grundsatz, vom Guten das
Beste auszuwählen, klingt schön und gut;
aber wie wenig taugt er zur Unterlage
für die Zusammensetzung einer Kunst-Aus-
stellung. Er hat dazu geführt, dass wir all-
jährlich neue Helden auf den Schild erheben,
und die Art, wie dies geschieht, muss —
beabsichtigt oder nicht — den Eindruck er-
wecken, als seien diesen einzig lobenswür-
digen Letzten gegenüber alle andern über-
lebt, erledigt, wertlos geworden. Wenn
unsere Ausstellungen ein Spiegel der Ent-
wicklung unserer Kunst sind, wer müsste
da nicht beiden — der Kunst und den Aus-
stellungen — wünschen, dass sie von dieser
fortwährenden Vexation erlöst würden, damit
endlich einmal die Ruhe wiederkehre, die
zur Blüte und zum bedächtigen Ausreifen

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1906. I. 1.

einer jeden guten Ernte unentbehrlich ist?
In den angewandten Künsten und in der
Architektur darf es heute als unangefoch-
tener Grundsatz gelten, dass nicht das Heran-
holen von guten Vorbildern, sondern das
bedächtige Ausbauen des Eigenen eine
sichere Zukunft verspricht; am liebsten
würden wir wieder zurückkehren zu der von
Staatsschulen erlösten Methode des Werk-
stattbetriebs, des Unterrichts von Meister zu
Schüler, damit die reichlich vorhandene Menge
selbständiger charaktervoller Ideen in kon-
zentrierter, ungestörter Arbeit in der Art
der alten gesunden Werkstattüberliefernng
ausgebaut werden könnte. Und in der
Malerei tut ein ähnliches auf sich selbst Be-
sinnen offenbar nicht weniger not. Die
Jahre, in denen wir die Pariser Salons um
ihre künstlerische Qualität beneiden mussten,
sind jedenfalls vorüber. Der Zug unseres
jungen Nachwuchses in die Meisterateliers
an der Seine hat seine Zeit gehabt, gerade
so wie zuvor der Rompreis, die unvermeid-
liche Studienreise nach Italien. Unsere Gründe
sind nicht dieselben, mit denen man gegen
die Erwerbungen der Nationalgalerie oder
gegen den unberlinischen Charakter der
Berliner Ausstellungen so oft protestiert hat;
denn diese waren all zu durchsichtig ge-
schäftlicher Art und Parteigründe. Auch
kann von Chauvinismus keine Rede sein,
wenn wir sagen, unsere Ausstellungen, unsere

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