Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

DOI Artikel:
Hardenberg, Kuno von: Wilhelm Georg Ritter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0318

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
W. G. RITTER—DRESDEN.

Vorfrühling bei Goppeln.

WILHELM GEORG RITTER.

Wer mit dem Dresdner Kunstleben ver-
traut ist, dem ist auch Wilhelm Georg
Ritter kein Fremder, er kennt in ihm den
feinsinnigen Landschafter, den Farbenkünstler
von Gottes Gnaden, dessen zarte innige
Frühlingsbilder eine Zierde der modernen
Abteilung des ehrwürdigen Zwingers sind,
er kennt in ihm den gerechten, für alles
Gute und Echte begeisterten Menschen mit
dem goldenen Humor, der seit Jahren als
Juror und Hängekommissar nicht wenig daran
mitgearbeitet hat, dass die Dresdner Kunst-
Ausstellungen zu dem geworden sind, was
sie für die Deutsche Kunst bedeuten.

Aber auch über das Weichbild von Elb-
florenz hinaus weiss man unter Künstlern
schon längst von dem bescheidenen Meister,
dessen friedliche Werke auf so vielen Aus-
stellungen immer so wenig aufdringlich und
doch für manchen so eindringlich in dem
erregten Gewoge derer, die für die Berech-
tigung ihrer Eigenart kämpfen, sprechen.
Nur dem grossen Publikum ist er noch nicht

recht bekannt, das mag seinen Grund darin
haben, dass jene Leute immer seltener werden,
die im Frühling sich heimlich aus der Stadt
stehlen, um Stunden lang unter einem blühen-
den Apfelbaum dem Summen der Bienen
zu lauschen, jene Leute, die dann Abends,
wenn sie heimkehren, kurz ablehnend be-
richten, sie seien über Land gegangen, damit
nur ja niemand etwas von ihren heiligen
Andachten und seligen Freuden merke, jene
Leute, denen Sonnengold, Heuduft, Sensen-
gedengel und Wiesenblumen zu unvergess-
lichen Erlebnissen werden und die aus dem
Schauen der ewigen göttlichen Natur immer
wieder neue Kraft saugen!

Für das grosse Publikum ist W. G. Ritter
wohl zu einfach, er spreizt sich nicht in
theatralischer Pose, in journalistischer All-
wissenheit, er hat keine internationalen Al-
lüren, keine mystische Geheimnistuerei, er
will nur er selbst sein, der glückliche be-
seligte Maler, dem Gott ein Paar Augen
gegeben hat, überall die schönsten Farben-

313
 
Annotationen