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Vetterlein, Ernst Friedrich: Ländliche Architekturen
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0075
LÄNDLICHE ARCHITEKTUREN.
D
kie Hausbaukunst hat in den letzten
Jahren eine ausserordentlich erfreu-
liche Wendung genommen. Im Gegensatz
zu den bekannten »vornehmen« Villen, die
ihre Einzelformen mit Vorliebe der deutschen
Renaissance zu entnehmen pflegte, sind die
modernen Häuser viel einfacher geworden.
Wand und Dach sind die wichtigsten Bau-
elemente geworden, während vorher die
Umrahmungen der Öffnungen meist eine
aufdringliche Sprache
redeten. Diese Verein-
fachungen sind der rich-
tigen Erkenntnis zu ver-
danken, dass die Strasse
oder die Landschaft nicht
der Platz für kompli-
zierteEinzelformen seien.
Die Linien und Massen
der Umgebung pflegen
ja meistens das einzelne
Haus so zu beherrschen,
dass dieses sich nur
durch geschickte aufge-
baute Massen zu be-
haupten vermag. — Der
Verzicht auf blendende
Einzelheiten stellt natür-
lich den Künstler vor
die Aufgabe, durch die
1900. I. 9.
] RASIN
\JASS<RB«KtN
J 1 f
GUSTAV SCHMOLL VON EISEN WERTH DARMSTADT
Entwurf zu einer Bad-Anlage in einem Kur-Park
Verhältnisse der Teile zu einander einen Er-
satz für die fehlende Zierform zu schaffen.
Die mannigfaltigen Lösungen dieser Auf-
gaben sind es, die vor allem zur Gesundung
unserer Hausbaukunst geführt haben. Ausser-
ordentlich erfreuliche Zeugnisse hierfür bilden
die vorliegenden Zeichnungen, deren Schöp-
fer der Architekt Gustav Schmoll von Eisen-
werth ist. Will man sie recht gemessen, so
muss man an ihnen wohl beachten, was nicht
auf ihnen ist. In der
einfachsten Formen-
sprache, nur mit den
handwerklichen Tech-
niken arbeitend, zaubern
sie uns ein Stimmungs-
bild vor Augen, ein-
ladend, traulich und doch
so vornehm, ohne dass
auch nur ein einziges
Ornament zu Hilfe ge-
nommen wäre. Gerade
das Fehlen der Schmuck-
formen ist das Interes-
sante dieser Entwürfe.
Und welch starke Wir-
kung wird mit den an-
spruchslosen Linien er-
zielt! Wie mächtig baut
sich die in ihren Maßen
69
D
kie Hausbaukunst hat in den letzten
Jahren eine ausserordentlich erfreu-
liche Wendung genommen. Im Gegensatz
zu den bekannten »vornehmen« Villen, die
ihre Einzelformen mit Vorliebe der deutschen
Renaissance zu entnehmen pflegte, sind die
modernen Häuser viel einfacher geworden.
Wand und Dach sind die wichtigsten Bau-
elemente geworden, während vorher die
Umrahmungen der Öffnungen meist eine
aufdringliche Sprache
redeten. Diese Verein-
fachungen sind der rich-
tigen Erkenntnis zu ver-
danken, dass die Strasse
oder die Landschaft nicht
der Platz für kompli-
zierteEinzelformen seien.
Die Linien und Massen
der Umgebung pflegen
ja meistens das einzelne
Haus so zu beherrschen,
dass dieses sich nur
durch geschickte aufge-
baute Massen zu be-
haupten vermag. — Der
Verzicht auf blendende
Einzelheiten stellt natür-
lich den Künstler vor
die Aufgabe, durch die
1900. I. 9.
] RASIN
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J 1 f
GUSTAV SCHMOLL VON EISEN WERTH DARMSTADT
Entwurf zu einer Bad-Anlage in einem Kur-Park
Verhältnisse der Teile zu einander einen Er-
satz für die fehlende Zierform zu schaffen.
Die mannigfaltigen Lösungen dieser Auf-
gaben sind es, die vor allem zur Gesundung
unserer Hausbaukunst geführt haben. Ausser-
ordentlich erfreuliche Zeugnisse hierfür bilden
die vorliegenden Zeichnungen, deren Schöp-
fer der Architekt Gustav Schmoll von Eisen-
werth ist. Will man sie recht gemessen, so
muss man an ihnen wohl beachten, was nicht
auf ihnen ist. In der
einfachsten Formen-
sprache, nur mit den
handwerklichen Tech-
niken arbeitend, zaubern
sie uns ein Stimmungs-
bild vor Augen, ein-
ladend, traulich und doch
so vornehm, ohne dass
auch nur ein einziges
Ornament zu Hilfe ge-
nommen wäre. Gerade
das Fehlen der Schmuck-
formen ist das Interes-
sante dieser Entwürfe.
Und welch starke Wir-
kung wird mit den an-
spruchslosen Linien er-
zielt! Wie mächtig baut
sich die in ihren Maßen
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