Ki k. weiss—hagen. »Blumen-Fenster«. Gelbe Narzissen, hell- und dunkelblaue Hyazinthen.
DAS BLUMENSTÜCK.
jos. aug. lux—wien.
Keine Art von Kultur ist zu denken
ohne die Blumen. Selbst in der primi-
tivsten Volkskunst bilden sie den Haupt-Be-
standteil der dekorativen Elemente. Blumen-
motive liegen allen Arbeiten der Bauern-
kunst zugrunde, woher sie immer stammen
mögen und was immer für Material ver-
wendet war, Holz, Stein, Ton oder Stickerei,
vom Kostüm zu den Möbeln und zum Ar-
beitsgerät, das der kunstliebende Sinn irgend-
wie mit Symbolen schmücken mochte. Die
Blumen waren also vom Künstler sehr früh
als Vorbilder ergriffen, wenn auch meist als
Nebensache oder schmückendes Beiwerk be-
handelt. Der Architektur gaben sie zur Be-
lebung starrer Flächen und Stäbe strenge
Formen, die immer üppiger wurden bis zu
Lucca della Robbias hocherhobenen Blumen-
und Fruchtkränzen und der gedrängten
Fülle lastender Festons der Renaissance-
Epoche. Aber auch die alten Pergament-.
1900. vi. i.
blätter frommen Inhalts und die verehrungs-
würdigen Heiligenbilder sind überfüllt mit
Blumenverzierungen, bis endlich das Blumen-
stück als selbständige Gattung der Malerei
hervortritt. Die Blumenliebe der hollän-
dischen Handelsherren hat diese Entwick-
lung gefördert und namhafte Künstler haben
in dieser Gattung Unvergängliches ge-
schaffen, wie Morell, Maria Sibylla Merian,
Bronkhorst, Henstenburgh, Huysum, Wyne,
van Loo, Rödig, van Os, van Leen u. a.
Bis zur ersten Hälfte des XIX. Jahrhun-
derts hielt diese Blumenliebe an. Wir wollen
uns einmal flüchtig daran erinnern, dass
unsere Grosseltern noch eine solche feine
Blumenkultur besassen, zu der wir jetzt erst
wieder den Anfang machen. Treten wir in
die Tür der Grossväter, dann finden wir ein
helles Gemach mit weissen Gardinen, ein-
farbigen, weissen oder gestreiften Wänden
mit Buketten, hellgelben Kirschholzmöbeln,
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DAS BLUMENSTÜCK.
jos. aug. lux—wien.
Keine Art von Kultur ist zu denken
ohne die Blumen. Selbst in der primi-
tivsten Volkskunst bilden sie den Haupt-Be-
standteil der dekorativen Elemente. Blumen-
motive liegen allen Arbeiten der Bauern-
kunst zugrunde, woher sie immer stammen
mögen und was immer für Material ver-
wendet war, Holz, Stein, Ton oder Stickerei,
vom Kostüm zu den Möbeln und zum Ar-
beitsgerät, das der kunstliebende Sinn irgend-
wie mit Symbolen schmücken mochte. Die
Blumen waren also vom Künstler sehr früh
als Vorbilder ergriffen, wenn auch meist als
Nebensache oder schmückendes Beiwerk be-
handelt. Der Architektur gaben sie zur Be-
lebung starrer Flächen und Stäbe strenge
Formen, die immer üppiger wurden bis zu
Lucca della Robbias hocherhobenen Blumen-
und Fruchtkränzen und der gedrängten
Fülle lastender Festons der Renaissance-
Epoche. Aber auch die alten Pergament-.
1900. vi. i.
blätter frommen Inhalts und die verehrungs-
würdigen Heiligenbilder sind überfüllt mit
Blumenverzierungen, bis endlich das Blumen-
stück als selbständige Gattung der Malerei
hervortritt. Die Blumenliebe der hollän-
dischen Handelsherren hat diese Entwick-
lung gefördert und namhafte Künstler haben
in dieser Gattung Unvergängliches ge-
schaffen, wie Morell, Maria Sibylla Merian,
Bronkhorst, Henstenburgh, Huysum, Wyne,
van Loo, Rödig, van Os, van Leen u. a.
Bis zur ersten Hälfte des XIX. Jahrhun-
derts hielt diese Blumenliebe an. Wir wollen
uns einmal flüchtig daran erinnern, dass
unsere Grosseltern noch eine solche feine
Blumenkultur besassen, zu der wir jetzt erst
wieder den Anfang machen. Treten wir in
die Tür der Grossväter, dann finden wir ein
helles Gemach mit weissen Gardinen, ein-
farbigen, weissen oder gestreiften Wänden
mit Buketten, hellgelben Kirschholzmöbeln,
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