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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

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Oettingen, Wolfgang von: Carl Max Rebel
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https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0209

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Carl Max Rebel.

CARL MAX REBEL—BERLIN.

Gemälde:

»Altitalienischer Park«.

bare gebannt. Seine ahnungsvolle, schwüle
Welt der suchenden, sehnenden, schmerz-
haften Seelen ist heller, plastischer, unpersön-
licher, gleichsam antiker geworden. Es ist,
als habe Rebel an den sonnigen Abhängen
von Fiesole, im blühenden Hügellande von
Siena und an den apulischen Gestaden sich
selbst vergessen und mit erfrischten Augen
die Welt aufs neue ergriffen. Indem er dabei
durch das Studium der ältesten italienischen
Meister, die so bestimmt, so gamicht ge-
fühlsschwelgerisch sind bei aller Weichheit
und Feinheit der Empfindung, die Möglich-
keit einer knapperen, edleren Ausdrucksweise,
als bisher die seinige war, einsah und er-
lernte, stählte er sich sichtlich. Er blieb,
der er gewesen war, in seinem unbeirrten
Streben, von der Welt, die er in sich trug,
aufrichtige Bekenntnisse zu formen; aber da
er sich innerlich über die düstere Sagen-
stimmung hinaus entwickelte und mit freierer
Freude die Schöpfung anstaunte, so wandelte
sich eben auch naturgemäß seine] Kunst.
Jetzt ist er, reicher an Erfahrung und tech-
nischen Einsichten, Herr über seine Mittel

und schafft müheloser, doch deshalb nicht
weniger gewissenhaft als sonst. Seine Werke
bleiben idealistisch, feierlich und zurück-
haltend, aber sie erscheinen gesunder und,
künstlerisch genommen, sinnlicher. Der gute
Wille, durchzudringen zu abgeklärter An-
schauung, fing an, sich zu belohnen: die
schönen Gaben Carl Max Rebeis, umsichtig
und energisch ausgebildet, dienen jetzt einem
selbstgewissen Willen. Wie weit nun dieser
seine Arme breiten, was Alles er in seinen
Bereich ziehen kann, muss die Zukunft lehren.
Möge sie den noch jugendlichen Künstler
in der Vollkraft seiner Mannesjahre vor
monumentale Aufgaben führen, an denen er
vollends sich erproben und seiner Sendung
würdig erzeigen dürfte! Vielleicht anschau-
licher als dieser Versuch einer Charakteristik
des Künstlers, der als ein Lebender im
Grunde doch ein Geheimnis und undefinier-
bar bleibt, werden die Wiedergaben von
Gemälden Rebeis sein Wesen darstellen.
Sie lassen sich nicht mit einem Blicke er-
ledigen, sondern verlangen, fesselnd und
gewinnend, ihr Recht. d>. w. v. oettingen.

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