Georg Wrba—München.
umstehen. Naturgeister, die Dä-
monen des Waldes und der Fluren,
stellt der Künstler in diesen an-
mutig bewegten Knabenfiguren
dar. Die alten Märchentiere, das
fabulose Einhorn, der mächtige
Steinbock und schlanke Hirsche
tragen sie willig auf ihrem breiten
Rücken. Mit grossen, seelenlosen
Augen schauen die Knäblein ins
Himmelblau, singend und hörner-
blasend; mehr vegetativ, denn als
menschlich fühlende Wesen freuen
sie sich ihres Daseins in der Gottes-
welt. Nicht wenig kommt der
Stimmung des Ganzen der schöne
Baum - Hintergrund des Kirchen-
platzes zu gute, vor dem die phan-
tastischen Silhouetten der stark
stilisierten Bronzebildwerke sich
energisch und klar abzeichnen
(Abb. S. 366 ff.). — Was es heisst,
die Form aus dem Material zu ent-
wickeln , zeigt nicht minder die
Steinskulpturen des Monuments.
Als Ornamentist von reicher Phan-
tasie erweist sich Wrba in dem de-
cent behandelten Flächenschmuck
des Brunnenbeckens, der seine
Motive in reizender Abwechslung
der Tierwelt der Wassertiefe entnimmt.
Ebensoviel Natursinn wie plastischen Takt
verraten die köstlichen Wasserspeier (Abb.
S. 370 und 371), die freilich nur ornamentale
Bedeutung haben und den Aufbau an dieser
Stelle ungebührlich belasten. Im übrigen
Meisterstücke grosszügig stilisierender Deko-
rationsbildhauerei, die dem besten dieser Art,
den grotesken Tierfiguren von Notre-Dame
in Paris, nicht viel nachgeben.
Es scheint, als ob der grobkörnige Kalk-
stein, der Muschelkalk von Kehlheim unserem
Künstler besser läge als der weisse Marmor.
Die Porträt-Büsten, die man von ihm sah,
(Abb. S. 338—341), zumeist sprechend ähn-
liche Köpfe, litten unter einer etwas flauen
Behandlung des zuckerig-weissen Steins.
Auch die unglückliche äussere Form des
Büstenabschnitts liess keine rechte Freude
georg wrba—München. Wasserspeier.
Dekorative Skulptur vom Gesims des Brunnentempels in Kempten.
an diesen Sachen aufkommen. Neuerdings
hat Wrba in einem kräftiger angehauenen
Medaillonbildnis des Leipziger Architekten
Licht seine Begabung auch von dieser Seite
erwiesen.
Wir besitzen gegenwärtig in Deutsch-
land eine stattliche Schar echter Bildhauer,
die wieder gelernt haben, dem Stein und
nicht nur den klassischen Carrara-Marmor,
sondern, gleich ihren Vorfahren im Geiste,
den romanischen und gotischen »Stein-
mitzeln«, wie sie sich nannten, auch wieder
dem derben Muschelkalk, dem granitharten
Untersberger Gestein und dem spröden
Tiroler Marmor mit dem Meisel zu Leibe
zu gehen. Wir erfreuen uns auch einer nicht
geringen Zahl trefflicher Kleinplastiker, die
im Figürlichen wie in Medaillen und Plaketten
einen, scheint es, ganz neuerschlossenen Sinn
37i
umstehen. Naturgeister, die Dä-
monen des Waldes und der Fluren,
stellt der Künstler in diesen an-
mutig bewegten Knabenfiguren
dar. Die alten Märchentiere, das
fabulose Einhorn, der mächtige
Steinbock und schlanke Hirsche
tragen sie willig auf ihrem breiten
Rücken. Mit grossen, seelenlosen
Augen schauen die Knäblein ins
Himmelblau, singend und hörner-
blasend; mehr vegetativ, denn als
menschlich fühlende Wesen freuen
sie sich ihres Daseins in der Gottes-
welt. Nicht wenig kommt der
Stimmung des Ganzen der schöne
Baum - Hintergrund des Kirchen-
platzes zu gute, vor dem die phan-
tastischen Silhouetten der stark
stilisierten Bronzebildwerke sich
energisch und klar abzeichnen
(Abb. S. 366 ff.). — Was es heisst,
die Form aus dem Material zu ent-
wickeln , zeigt nicht minder die
Steinskulpturen des Monuments.
Als Ornamentist von reicher Phan-
tasie erweist sich Wrba in dem de-
cent behandelten Flächenschmuck
des Brunnenbeckens, der seine
Motive in reizender Abwechslung
der Tierwelt der Wassertiefe entnimmt.
Ebensoviel Natursinn wie plastischen Takt
verraten die köstlichen Wasserspeier (Abb.
S. 370 und 371), die freilich nur ornamentale
Bedeutung haben und den Aufbau an dieser
Stelle ungebührlich belasten. Im übrigen
Meisterstücke grosszügig stilisierender Deko-
rationsbildhauerei, die dem besten dieser Art,
den grotesken Tierfiguren von Notre-Dame
in Paris, nicht viel nachgeben.
Es scheint, als ob der grobkörnige Kalk-
stein, der Muschelkalk von Kehlheim unserem
Künstler besser läge als der weisse Marmor.
Die Porträt-Büsten, die man von ihm sah,
(Abb. S. 338—341), zumeist sprechend ähn-
liche Köpfe, litten unter einer etwas flauen
Behandlung des zuckerig-weissen Steins.
Auch die unglückliche äussere Form des
Büstenabschnitts liess keine rechte Freude
georg wrba—München. Wasserspeier.
Dekorative Skulptur vom Gesims des Brunnentempels in Kempten.
an diesen Sachen aufkommen. Neuerdings
hat Wrba in einem kräftiger angehauenen
Medaillonbildnis des Leipziger Architekten
Licht seine Begabung auch von dieser Seite
erwiesen.
Wir besitzen gegenwärtig in Deutsch-
land eine stattliche Schar echter Bildhauer,
die wieder gelernt haben, dem Stein und
nicht nur den klassischen Carrara-Marmor,
sondern, gleich ihren Vorfahren im Geiste,
den romanischen und gotischen »Stein-
mitzeln«, wie sie sich nannten, auch wieder
dem derben Muschelkalk, dem granitharten
Untersberger Gestein und dem spröden
Tiroler Marmor mit dem Meisel zu Leibe
zu gehen. Wir erfreuen uns auch einer nicht
geringen Zahl trefflicher Kleinplastiker, die
im Figürlichen wie in Medaillen und Plaketten
einen, scheint es, ganz neuerschlossenen Sinn
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