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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

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Habich, Georg: Georg Wrba. München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0382

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Dr. Georg Habich:

geokg wrba. Rathausbrunnen in Aschersleben (Projekt). Kalkstein und Bronze.

Der sichere, ausdrucksvolle
Zug der Linien, die Anmut
der bewegten Umrisse wer-
den vielleicht lebhafter zu
dem Geschmack des Publi-
kums sprechen als bei ihrem
Gegenstück, einer ebenso
zwanglos wie wirksam kom-
ponierten »Europa auf dem
Stier« (Abb. Seite 378). Es
darf wohl als sicher gelten,
dass weder die eine noch die
andere Figur ohne Stucks
berühmte Amazone entstan-
den wäre; aber in der sehr
ausgeprägten, mehr idyl-
lischen als heroischen Stim-
mung der Gruppen spricht
doch der Künstler selbst zu
uns. Die formale Behand-
lung geht über eine gewisse,
fast ornamental wirkende
Andeutung des Nötigsten
nicht hinaus. Der kunst-
gewerbliche Zug, den wir
eben betonten, macht sich
in diesen Kleinplastiken, die
nicht anders wie ein Zimmer-
schmuck , etwa

für die Eleganz der Bronze - Silhouette, für
die Finesse der scharf umrissenen Einzel-
form und die Vorteile der Ziseliertechnik
offenbaren. Aber wir besitzen in der
deutschen Künstlerschaft keinen, der in einer
Person die Fähigkeiten des »dekorativen«
d. h. Steinbildhauers mit denen des Bronze-
bildners in solchem Maße vereinigte wie
der Schöpfer des mächtigen Löwen-Monu-
mentes und der grazilen Diana, die unsere
Abbildungen auf Seite 360 und 378 ver-
gegenwärtigen.

Erhalten die beiden riesenhaften Portal-
löwen erst an dem Ort ihrer Bestimmung,
vor dem Rustikasockel des Leipziger Rat-
hauses, mit dem sie architektonisch ver-
bunden erscheinen, ihre rechte künstlerische
Motivierung, so leuchtet ein so zierliches
Kunstspielzeug, wie die kleine Bronze-
Reiterin auch dem Laien ohne weiteres ein.

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wie eine

Kaminuhr oder eine Leuchterfigur gedacht
zu sein scheinen, mehr bemerkbar als es
eine längere Betrachtung verträgt. Eine
gewisse Leere wird bei öfterem Sehen und
Wiedersehen fühlbar.

Die eigentliche Begabung Wrbas bleibt
die Plastik in enger Verbindung mit der
Architektur. Es ist erfreulich, dass er neuer-
dings bei den Berliner Neubauten Hofmanns
und Messels Aufträge erhielt, wie sie ihm
vor Jahren schon das verständnisvolle Ent-
gegenkommen Fischers — ein charakte-
ristisches Beispiel veranschaulicht das Por-
tal eines Münchner Schulhauses (Abb. S. 372)
— auch in München verschafft hatte. Gegen-
wärtig versucht sich der Künstler in der
Terrakotta - Plastik als Fassaden - Dekor.
Ferner hat er eine grosse Reiterfigur, » Otto
von Wittelsbach« in Arbeit, die zum Schmuck
für eine der neuen Brücken in München
 
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