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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 17.1905-1906

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Habich, Georg: Georg Wrba. München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7136#0383

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Georg Wrba—München.

bestimmt ist (Abb. S. 362). Der elegante
Sockel ist von Th. Fischer entworfen. Die
endgültige Gestaltung dieses Reiters ist ein
Kompromiss-Produkt langwieriger Hin- und
Herrederei und als solches kaum mehr den
urspünglichen Intentionen des Künstlers ent-
sprechend. Eine lebhaft ausschreitende, stark
bewegte und doch konzentriert komponierte
Reiterfigur, die Wrba ursprünglich projek-
tiert hatte, wäre eine interessantere und bei
der bedeutenden Höhen - Entwicklung des
ganzen Monumentes auch richtigere Lösung
gewesen. Hoffen wir, dass die Zukunft un-
serem Künstler, der ja erst am Anfang seiner
Laufbahn steht, eine dankbarere Aufgabe in
seiner Heimatstadt München bringen wird. —
Am liebsten freilich sähe man Wrbas Talent
durch Übertragung eines Lehramts in Mün-
chen gefesselt und dem allgemeinen künst-
lerischen Interesse seiner Heimat dauernd
dienstbar gemacht. Als Leiter einer Schule,
nicht eines akademischen Meister-Ateliers,
wohl aber einer Fachschule für Steinbild-

georg wrba—münchen.

Grabdenkmal (Projekt).

georg wrba-
1906. vi. «.

-München. Brunnendenkmal (Projekt).

hauer schlechthin könnte der junge Künstler
von unabsehbarer Bedeutung für die Ent-
wicklung der dekorativen Plastik in Deutsch-
land werden. Aber auch für den Bronze-
giesser und Ziseleur, ebenso für Stukkateur
und Dekorateur, kurz überall da, wo es
mehr auf echt handwerkliche Schulung als
auf akademische Ausbildung ankommt,
könnte Wrbas vielseitige und durchweg
vorbildliche Tätigkeit von höchstem Vor-
teil sein. Ein Lehrer, der selbst Alles von
Grund aus gelernt hat, wird auch Andere
zu lehren verstehen, und wer solchermaßen,
wie er, seinen eigenen Weg zu finden ver-
stand, wird auch Andere ungestört ihre eige-
nen Wege gehen lassen. Keine »romanischen«
oder »gotischen« Bildhauer würde diese Schule
heranbilden, keinen »altdeutschen« und keinen
neuenglischen Stil, auch keinen Seitz- und
Gedonstil würde sie zeitigen, aber ebenso
wenig, so hoffen wir, einen » WrbastiU. Nicht
mit einem wohlgefüllten Schulsack voll fertigen
Formen und Motiven, wohl aber mit dem
handwerklichen Rüstzeug ausgerüstet, das
ihn auf eigene Füsse stellt, würde der Schüler
die Lehre dieses jungen Meisters verlassen.

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