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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0036
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Hildesheim, Steuerwald, „Churfürstliches Ambtshaus im Stifft Hildesheim“. (Stadtarchiv Hildesheim Best. 951
Nr. 805)


im Jahre 1474 begonnen. Auch der Neustädter Markt sowie die Pfarrkirche St. Lamberti
waren von den Kriegszerstörungen betroffen. Der Wiederaufbau der Kirche in den
Jahren 1950-52 veränderte immens die Höhe des Westturmes, der vormals mit einem
polygonalen Turmhelm versehen war. Mit der Rekonstruktion des Turmhelms im Frühjahr
2007 wurde die Wirkung, die der schon von weitem sichtbare Turm auch für den
Neustädter Marktplatz hatte, wieder hergestellt.

Burganlagen
Ende des 13. Jh. bis Anfang des 14. Jh. zogen außen- und innenpolitische Unruhen im
Bistum Hildesheim verstärkt den Bau von Burgen nach sich. Neben ihrer baugeschicht-
lichen Bedeutung kam den zu Beginn des 14. Jh. errichteten Burgen Steuerwald und
Marienburg vor allem eine politische strategische Aufgabe zu. In erster Linie wurden sie
zu Verteidigungszwecken errichtet und waren häufig als Zentren der Verwaltung von
politischer Bedeutung. Gleichzeitig hatten sie eine Schutzfunktion sowohl an der äuße-
ren wie auch an der inneren Grenze inne. Aufgrund ihrer geschickt gestalteten Territorial-
politik erweiterten die Hildesheimer Bischöfe ihren Machtbereich erheblich. Daher ist das
14. und 15. Jh. gekennzeichnet durch heftige Auseinandersetzungen der Hildesheimer
Bischöfe mit dem eigenen Lehnsadel und der Stadt Hildesheim zudem mit den Welfen.
In diesen historischen Kontext eingebettet ist die Errichtung der Zwingburgen
Marienburg und Steuerwald zu sehen. Beide Burgen wurden an strategisch günstigen
Orten als Wasserburgen errichtet. Zu Verteidigungszwecken umzogen die Kernburg
ringförmig angelegte Wassergräben, die die später angelegte Vorburg einbezogen und
die im Lauf der Jahrhunderte verfällt wurden. Bischof Heinrich II. (1310-1318) veran-
lasste in seiner Amtszeit den Bau der Burg Steuerwald. Rekonstruktionsversuche infol-
ge bauhistorischer Untersuchungen gehen ursprünglich von einer geschlossenen Anlage
auf quadratischem Grundriss aus. Baugeschichtlich interessant ist der in seiner Gestalt
sehr hohe Palas im Nordwesten der ehemaligen Kernburg, dessen rechtwinklig zuein-
ander angeordneten Flügel im Kern in das frühe 14. Jh. datiert werden können. Ebenso
wie der noch heute überkommene Torturm geht die große Wirtschaftsscheune in ihren
Ursprüngen auf das 14. Jh. zurück. Der Bau der Marienburg erfolgte in den Jahren 1346
bis 1349. Charakteristisch für die Burganlage sind auch hier wieder der hohe Palas und
der Bergfried der Kernburg. Die im Ursprung dreiflügelige Anlage bildet den ältesten und
interessantesten Bestandteil der Burg. Aufgrund ihrer heute noch existenten Anlage sind
die beiden Burgen von außerordentlichem bauhistorischem Interesse, da sie zum gro-
ßen Teil unverändert auf uns gekommen sind.
Repräsentative Verwaltungsbauten
Als einer der wenigen frühen Verwaltungsbauten hat sich in der Innenstadt das Altstädter
Rathaus erhalten. Schon vor der Zerstörung der Innenstadt kann es mit dem benach-
barten Tempelhaus als einer der repräsentativsten mittelalterlichen Steinbauten Hildes-
heims angesehen werden. Obwohl das Rathaus 1945 ausbrannte, ist der heutige Sand-
steinbau aus Quader- oder Bruchsteinmauerwerk mit seinen An- und Umbauten aus

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