Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Twachtmann-Schlichter, Anke [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0150
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
r
f

Hildesheim, St. Godehard, Lithografie von v. Inderau bei Goebel, aus: W. Achilles, Das Bild der Stadt Hildesheim, 1981


gehörte in die Gerichtsbarkeit des Godehardi-
klosters. Später als Pfarrkirche genutzt, ist
heute lediglich die wohl aus der Spätgotik
stammende polygonale Chorpartie, bereits im
18. und 19. Jh. verändert, im Wohnhaus
Hinterer Brühl 13 erhalten. Am zweigeschossi-
gen Fachwerkhaus ist noch heute deutlich der
ehemalige apsidiale Abschluss der Kapelle
erkennbar. Nach 1960 wurde das Gebäude
unter Einbeziehung der noch vorhandenen
Bausubstanz wiederaufgebaut.

DAS GODEHARDI-VIERTEL
Ehemalige Benediktiner-Klosterkirche
St. Godehard
Mit der Gründung eines zweiten Benediktiner-
klosters in Hildesheim durch Bischof Bernhard
(1130-1153) ging ab 1133 der Bau der päpst-
lichen Basilika St. Godehard, Godehardsplatz
3, einher. Das Patronat geht auf den 1131 heilig
gesprochenen Bischof Godehard, Schutzpat-
ron der Stadt, zurück. Die Anlage schließt nach
Süden den Kranz der Klöster, der planmäßig
um die Hildesheimer Domburg gelegt wurde. In
exponierter Lage entstand auf einer Anhöhe

eine monumentale dreischiffige Basilika, deren
östliche Chorpartie an französische Vorbilder
denken lässt. Sandsteinquader prägen noch
heute das Bild der Doppelchoranlage. Obgleich
die Anlage der Zerstörung im März 1945 ent-
ging, werden die Spuren des Krieges auch
heute noch dem Betrachter am Außenmauer-
werk nur allzu deutlich vor Augen geführt. Seit
1871 hat sich die Bezeichnung „Godehards-
platz“ eingebürgert. Vorher trug die vom Brühl
zur Godehardimühle führende Straße den
Namen Godehardibrink.
Nach einer ersten, im Jahre 1146 urkundlich
bestätigten Kirchenweihe nahm wahrscheinlich
1172 Bischof Adelog die feierliche Gesamt-
weihe der flachgedeckten dreischiffigen Basilika
vor. Einige Jahre zuvor wurde bereits 1153
Bischof Bernhard als Stifter der Klosteranlage
im Hohen Chor beigesetzt.
Mit seiner gestaffelten Chorpartie, dem Chor-
umgang und den drei Radialkapellen ist der
Ostchor der Anlage für diese Zeit in Nord-
deutschland recht unüblich und verweist auf
französische Einflüsse. Die Teilnahme Bischof
Bernhards an der Reimser Synode im Jahre
1131 könnte durchaus Anregungen gegeben
haben. Allerdings orientierte sich Bernhard

scheinbar auch an regionalen Architektur-
formen wie dem Sächsischen Stützenwechsel
(man denke an St. Michaelis) und der Doppel-
choranlage. Im Vergleich zu St. Michaelis han-
delt es sich hierbei allerdings um einen weniger
aufwändigen Westriegel mit einer schlichten
Apsis, über dem sich die beiden achteckigen
Chorflankentürme erheben. Wirkt der Westteil
äußerlich als gleichgewichtiges Pendant zum
Ostchor, so wird im Inneren dieser Eindruck
aufgehoben.
Aufgrund des schlechten Baugrundes wurde
der Westriegel im Laufe der Jahrhunderte
mehrfach baulichen Eingriffen unterzogen.
Ebenso erneuerte man bereits zu Beginn des
16. Jh. den Hochchor der Ostapsis in spätgo-
tischen Formen. Auch die Säkularisation ging
nicht spurlos am Godehardikloster vorüber.
Durch die Übertragung der Pfarrrechte von
St. Nikolai auf St. Godehard erhielt letztere die
Funktion einer Pfarrkirche und entging hier-
durch einer Profanisierung. Die Umnutzung als
Heu- und Strohmagazin bis zur Auflösung des
Königreiches Westfalen und der französischen
Besetzung im Jahre 1813 blieb ein Zwischen-
spiel. In der Mitte des 19. Jh. entfernte eine
groß angelegte Restaurierungsaktion die Ver-
änderungen der Gotik und des Barock in der

146
 
Annotationen