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Twachtmann-Schlichter, Anke [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0248
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Hildesheim, Stuttgarter Straße


SIEDLUNG HILDESHEIMER WALD
Ausschlaggebend für die Anlage einer Werks-
siedlung in der Nähe der Fabrikationsstätte war
die Sicherstellung kriegswichtiger Industrie-
produktion. Die Siedlung ist ein frühes Beispiel
des beginnenden sozialen Wohnungsbaues
bzw. des Wohnungsbaues im Dritten Reich. Mit
Hilfe von so genannten Erprobungstypen sollte
ein normierter Sozialwohnungsbau nach dem
Krieg entstehen. Von diesen im ganzen Reich
errichteten Erprobungstypen kamen zwei auch
in Niedersachsen zur Ausführung, allerdings
hat sich lediglich die Hildesheimer Anlage in
ihrer ursprünglichen Struktur weitgehend erhal-
ten. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde
hier mit dem ersten Bauabschnitt begonnen
und die gesamte Anlage in drei Abschnitten in
den Jahren 1939-44 geplant und fertiggestellt.
Aus bauhistorischen, stadträumlichen und
sozialgeschichtlichen Gründen ist die Gesamt-
anlage der Waldsiedlung als Gruppendenkmal
ausgewiesen.

Hildesheim, FeuerbacherWeg



Hildesheim, Unter den Eichen

Das Wohngebiet „Hildesheimer Wald“ entstand
in unmittelbarem Zusammenhang mit der zeit-
gleich errichteten Industrieanlage der „Eifi-
Werke“ - heute Bosch - als Werkssiedlung.
Unter wirtschaftlichem Aspekt wurden zu-
nächst einheitliche Haus- und Grundrisstypen
als „Reichseigene Werkheime“ geplant und
zwar: Typ X (Einfamilienhäuser mit 6 Zimmern),
Typ Y und M (Doppelhäuser mit zwei Grund-
risstypen und jeweils 4 1/2 Zimmern) und als
letztes der Typ R (Reihenhäuser mit 2 1/2 Zim-
merwohnungen). Maßgebend für alle Bauab-
schnitte war eine maximale Festlegung auf zwei
Geschosse, die Errichtung einfacher Baukörper
und eine starke Durchgrünung der gesamten
Siedlungsanlage. Bei der äußeren Gestaltung
wurde sehr viel Wert auf den Bezug zu regio-
naltypischen Materialien gelegt. Der erste
Bauabschnitt umfasste das Gebiet Stuttgarter
Straße, Cannstatter Weg, Uhlandweg und Feu-
erbacher Weg. Dieser Bereich war für die höher-
gestellten Fachkräfte des Werkes vorgesehen.
Geprägt wurde der nationalsozialistische Woh-
nungsbau nach 1940 durch den Erlass vom
15.11.1940 zur „Vorbereitung des deutschen
Wohnungsbaus nach dem Kriege“. Ziel war es,
die Herstellungskosten gering zu halten, die
jedoch keinesfalls zur Minderung der architek-
tonischen Gestaltung führen sollte. Diese „Er-
probungstypen“, die für den Geschosswoh-
nungsbau gelten sollten, wurden beim Reichs-
kommissar für sozialen Wohnungsbau entwi-
ckelt. Sie kommen in der Werkssiedlung im
zweiten Bauabschnitt (zweigeschossige Mehr-
familienhäuser) zur Anwendung. Der Abschnitt
mit der ursprünglichen Bezeichnung „Kaninchen-
brink“ umfasst heute die Gebäude am Feuer-
bacherWeg. Als dritter Bauabschnitt wurde der
Bereich „Kaninchenbrink-West“ 1944 fertigge-
stellt, heute „Unter den Eichen“. Beiden Typen
gemein ist, dass sie als einfache Backstein-
bauten ausgeführt wurden. Nur die Schmuck-
formen unterscheiden die Gebäudetypen. Griff
man am „Feuerbacher Weg“ zum klassi-
zistischen Formenrepertoire wie bei den Sand-
steineinfassungen der Eingangstüren, so be-
vorzugte man „Unter den Eichen“ Elemente des
Heimatstiles wie beispielsweise Fachwerkerker.

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