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Twachtmann-Schlichter, Anke [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0085
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Im weiteren Verlauf reihen sich in geschlossener
Randbebauung entlang der Verbindungsstraße
zwischen Paulustor und Petritor die 1945 zer-
störten Domkurien Domhof 26-29. Die ehema-
ligen Kurien wurden beim Wiederaufbau nicht
kopiert, sondern in bewusst schlichten Formen
der Zeit mit einheitlichen Fassaden und
Dachflächen errichtet. Die Türen und Fenster,
zum Teil mit Klappläden, sind einziges Glie-
derungselement der zweigeschossigen Bau-
gruppe. Ihre Traufseiten sind mit verschieden-
farbig gefasstem Rauputz versehen. Einzelne
Relikte berichten noch heute von der Vergan-
genheit, so wie beispielsweise über der Tor-
einfahrt des Domhofes 27 ein Wappenschild
von 1591 auf den Vorgängerbau hinweist.
Leichte Sprünge in Trauf- und Dachlinie zwi-
schen den Gebäuden beleben die ansonsten
ruhige Dachlandschaft mit nur wenigen, klein-
formatigen Schleppgauben in den steilen
Dachflächen.
Die ehemalige Domdechanei Domhof 28 hebt
sich allein durch die vorgelegte Freitreppe und
den erhöhten Dachfirst von der Nachbarbe-
bauung ab. Auf der Gartenseite des Gebäudes
Domhof 28 schließt sich nördlich eine kleine
gotische Kapelle an, die im Krieg bis auf die
Außenmauern des Chores zerstört wurde. Die
Barockisierung im Inneren ist durch die Kriegs-
schäden nicht überkommen. Bislang ist wenig
über diese St. Andreas-Kapelle, lange Zeit als
St. Stephanus-Kapelle bezeichnet, bekannt.
Der häufig versetzte Erker des Gebäudes
Domhof 29A ist ein Relikt der Gemmingen-
schen Kurie, die an der Stelle der heutigen
Dombibliothek stand. Der Scholaster Lippold
von Bothmer ließ das so genannte Chörlein
1518 errichten. Nach Abbruch der Kurie fand
es an der 1880 erbauten und 1994 abgebro-
chenen Dompost Domhof 30 Verwendung.
Heute ist der spätgotische Erker am Westgiebel
des Hauses Domhof 29A zu sehen. Auf dem er-
neuerten Schaftteil erhebt sich ein 5/8-Polygon.
Bei dem in seiner Ausbildung originell gestal-
teten Erker sind unter den mit Vorhangbögen
versehenen Maßwerkfenstern verzierte Brüs-
tungsfelder und ein Wappen angebracht.
Berücksichtigt wurde beim Wiederaufbau der
Baugruppe Domhof 25-29 allerdings die his-
torische Bauflucht. Die mit Kopfsteinpflaster
versehene Straße deutet noch den Verlauf der
alten Fernhandelsstraße an und wird heute als
Zufahrtsweg zum Domhof genutzt.
Das nach dem Krieg wieder errichtete,
zweigeschossige Gebäude im Garten des
Domhofes 29B kurz vor der Nordmauer der
Domburg trägt als einzigen Schmuck im Süd-
giebel einen Sandsteinerker und einen 1531
datierten Wappenstein neben der Tür. An den
L-förmig angelegten Bruchsteinbau schließt
sich unter Verwendung gleicher Materialien ein
eingeschossiger Baukörper an.
Der Neubau der Dombibliothek entstand 1994
nach Abriss der nach 1945 wiederaufgebauten
Dompost. Von der Vorkriegsbebauung hat sich
lediglich das in einer freistehenden Giebelwand
integrierte Wappenschild der Familie Buchholz
von 1750 erhalten.

Hildesheim, Domhof 26-29, Blick von Osten



Hildesheim, Domhof 26-29, Blick von Westen


Hildesheim, Domhof 29B, Giebelwand mit Wappenschild

Hildesheim, Domhof 29A, spätgotischer Erker

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