Hildesheim, Ev. Kirche St. Michaelis, Ansicht von Südwesten nach 1945
kirche St. Michaelis diente die von Bernward
bereits im Jahre 966 geweihte Heiligkreuz-
kapelle dem von ihm berufenen Konvent als
Behelfskirche und zur Betreuung der Laien als
Pfarrkirche. Nördlich schloss das Klausurgeviert
mit dem wohl ursprünglich dreiflügeligen
Kreuzgang an, lag also der Stadt abgewandt.
Ein im südwestlichen Querschiff der Kirche St.
Michaelis aufgefundener und seit 1910 sichtbar
eingemauerter Grundstein legt die Vermutung
nahe, dass mit den Arbeiten bereits im Jahr
1010 begonnen wurde. Bernward selbst weihte
die Krypta im Westen der Klosterkirche bereits
1015. Eine weitere Weihe erfolgte mit der
Beisetzung Bernwards in der Krypta im Jahre
1022 und betraf den gesamten, wenn auch
noch nicht völlig fertiggestellten Bau. Die
Schlussweihe wurde 1033 unter Bischof Gode-
hard (1022-1038) vollzogen.
Ein Brand in der 2. Hälfte des 12. Jh. hatte
bedeutende Veränderungen vor allem der Aus-
stattung zur Folge, beispielsweise die Teilaus-
wechslung der Säulen des Langhauses. In
diesem Zusammenhang mag auch die Aus-
zeichnung der Arkaden durch Stuckaturen
erfolgt sein. Mit der Kanonisation Bernwards
1193 und der Erhebung seiner Gebeine setzten
weitere Baumaßnahmen ein. Eine von ihnen ist
die Verlängerung der Krypta und des darüber
liegenden Hochchores in die westliche Vierung,
wobei die Datierung der damit eventuell ent-
standenen Chorschranken umstritten ist. In der
1. Hälfte des 13. Jh. erfolgten im Westen wei-
tere Veränderungen an Apsis, Hochchor und
Querhaus. Im Zuge der Reformation wurde ab
1543 die Kirche den Protestanten überlassen.
Der Benediktinerkonvent blieb bis zu seiner
Auflösung im Jahre 1803 auf die Krypta be-
schränkt. Schon in der 2. Hälfte des 17. Jh.
führten Bauschäden zum Abbruch des öst-
lichen Chores und zum Einsturz des Vierungs-
turmes. Dadurch schuf man statt der alten
Choranlage nun eine mächtige, vom Querhaus
gebildete östliche Kirchenfassade mit einem
Mittelportal als Eingangsfront und einen Vie-
rungsturm mit barocken Turmabschluss. Aus
statischen Gründen erfolgte auch der Abriss
des westlichen Vierungsturmes und des süd-
westlichen Querarmes. Damit einher ging die
Zerstörung der südlichen Chorschranke. Die
Aufstockung der Westapsis in der 2. Hälfte des
18. Jh. diente im Wesentlichen einer besseren
Belichtung und prägte bis 1945 den Westchor.
Im Rahmen der Säkularisation wurde das
Kloster zusammen mit der Kirche 1803 pro-
fanisiert und erst 1826 als Heil- und Pflege-
anstalt für geistig und körperlich Behinderte
wieder in Nutzung genommen. Von dieser
Entwicklung betroffen waren vor allem Teile der
Klausur, von denen der Ostflügel und Teile des
Nordflügels dem Abriss zum Opfer fielen. In
diesem Zusammenhang entfernte man die
Nordwand der Kirche, so dass sie vom Kreuz-
garten frei begehbar war. Nach dem Erwerb der
Kirche durch die evangelische Gemeinde
veränderte eine durchgreifende Restaurierung
durch C. W. Hase in der Mitte des 19. Jh.
nochmals das Aussehen der Kirche wie auch
1907-10 eine Rekonstruktion des südwest-
lichen Querhausarmes unter K. Mohrmann.
Durch Auslagerung bzw. durch Umbauung
konnten die kostbaren Ausstattungsstücke den
erheblichen Zerstörungen 1945, die Kirche
brannte vollständig aus, entgehen. Neben dem
südlichen Teil des westlichen Kreuzgangflügels
blieben von dem weitläufigen, fast vollständig
zerstörten Klosterkomplex lediglich ein Portal
der Barockzeit erhalten.
Die dreischiffige Basilika präsentiert sich in ihrer
heutigen Form als Doppelchoranlage mit zwei
gleich ausgebildeten Querhäusern und ist als
vermeintliche Teilrekonstruktion des ottoni-
schen Zustandes, unter Einbeziehung der
erhaltenen Befunde zu den romanischen Um-
bauphasen, zu sehen. Auch die gotischen
Maßwerkfenster zum südlichen Seitenschiff
blieben erhalten. Deutlich am Mauerwerk ables-
bar durch helleres Gestein oder unterschied-
liche Gesteinsbearbeitung sind die nach 1945
wiederaufgebauten Teile. Vereinfacht gesagt
handelt es sich dabei um sämtliche Oberge-
schosse der Treppentürme, den westlichen und
östlichen Vierungsturm, das westliche Chor-
97
kirche St. Michaelis diente die von Bernward
bereits im Jahre 966 geweihte Heiligkreuz-
kapelle dem von ihm berufenen Konvent als
Behelfskirche und zur Betreuung der Laien als
Pfarrkirche. Nördlich schloss das Klausurgeviert
mit dem wohl ursprünglich dreiflügeligen
Kreuzgang an, lag also der Stadt abgewandt.
Ein im südwestlichen Querschiff der Kirche St.
Michaelis aufgefundener und seit 1910 sichtbar
eingemauerter Grundstein legt die Vermutung
nahe, dass mit den Arbeiten bereits im Jahr
1010 begonnen wurde. Bernward selbst weihte
die Krypta im Westen der Klosterkirche bereits
1015. Eine weitere Weihe erfolgte mit der
Beisetzung Bernwards in der Krypta im Jahre
1022 und betraf den gesamten, wenn auch
noch nicht völlig fertiggestellten Bau. Die
Schlussweihe wurde 1033 unter Bischof Gode-
hard (1022-1038) vollzogen.
Ein Brand in der 2. Hälfte des 12. Jh. hatte
bedeutende Veränderungen vor allem der Aus-
stattung zur Folge, beispielsweise die Teilaus-
wechslung der Säulen des Langhauses. In
diesem Zusammenhang mag auch die Aus-
zeichnung der Arkaden durch Stuckaturen
erfolgt sein. Mit der Kanonisation Bernwards
1193 und der Erhebung seiner Gebeine setzten
weitere Baumaßnahmen ein. Eine von ihnen ist
die Verlängerung der Krypta und des darüber
liegenden Hochchores in die westliche Vierung,
wobei die Datierung der damit eventuell ent-
standenen Chorschranken umstritten ist. In der
1. Hälfte des 13. Jh. erfolgten im Westen wei-
tere Veränderungen an Apsis, Hochchor und
Querhaus. Im Zuge der Reformation wurde ab
1543 die Kirche den Protestanten überlassen.
Der Benediktinerkonvent blieb bis zu seiner
Auflösung im Jahre 1803 auf die Krypta be-
schränkt. Schon in der 2. Hälfte des 17. Jh.
führten Bauschäden zum Abbruch des öst-
lichen Chores und zum Einsturz des Vierungs-
turmes. Dadurch schuf man statt der alten
Choranlage nun eine mächtige, vom Querhaus
gebildete östliche Kirchenfassade mit einem
Mittelportal als Eingangsfront und einen Vie-
rungsturm mit barocken Turmabschluss. Aus
statischen Gründen erfolgte auch der Abriss
des westlichen Vierungsturmes und des süd-
westlichen Querarmes. Damit einher ging die
Zerstörung der südlichen Chorschranke. Die
Aufstockung der Westapsis in der 2. Hälfte des
18. Jh. diente im Wesentlichen einer besseren
Belichtung und prägte bis 1945 den Westchor.
Im Rahmen der Säkularisation wurde das
Kloster zusammen mit der Kirche 1803 pro-
fanisiert und erst 1826 als Heil- und Pflege-
anstalt für geistig und körperlich Behinderte
wieder in Nutzung genommen. Von dieser
Entwicklung betroffen waren vor allem Teile der
Klausur, von denen der Ostflügel und Teile des
Nordflügels dem Abriss zum Opfer fielen. In
diesem Zusammenhang entfernte man die
Nordwand der Kirche, so dass sie vom Kreuz-
garten frei begehbar war. Nach dem Erwerb der
Kirche durch die evangelische Gemeinde
veränderte eine durchgreifende Restaurierung
durch C. W. Hase in der Mitte des 19. Jh.
nochmals das Aussehen der Kirche wie auch
1907-10 eine Rekonstruktion des südwest-
lichen Querhausarmes unter K. Mohrmann.
Durch Auslagerung bzw. durch Umbauung
konnten die kostbaren Ausstattungsstücke den
erheblichen Zerstörungen 1945, die Kirche
brannte vollständig aus, entgehen. Neben dem
südlichen Teil des westlichen Kreuzgangflügels
blieben von dem weitläufigen, fast vollständig
zerstörten Klosterkomplex lediglich ein Portal
der Barockzeit erhalten.
Die dreischiffige Basilika präsentiert sich in ihrer
heutigen Form als Doppelchoranlage mit zwei
gleich ausgebildeten Querhäusern und ist als
vermeintliche Teilrekonstruktion des ottoni-
schen Zustandes, unter Einbeziehung der
erhaltenen Befunde zu den romanischen Um-
bauphasen, zu sehen. Auch die gotischen
Maßwerkfenster zum südlichen Seitenschiff
blieben erhalten. Deutlich am Mauerwerk ables-
bar durch helleres Gestein oder unterschied-
liche Gesteinsbearbeitung sind die nach 1945
wiederaufgebauten Teile. Vereinfacht gesagt
handelt es sich dabei um sämtliche Oberge-
schosse der Treppentürme, den westlichen und
östlichen Vierungsturm, das westliche Chor-
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