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Twachtmann-Schlichter, Anke [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0171
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Hildesheim, Knollenstraße 9-13


Hildesheim, Knollenstraße 9


Grundriss. Anstatt der großen Diele ist hier ein
Durchgang zum Hof angelegt. Der größere
westliche Teil des Erdgeschosses teilte sich in
der Tiefe in drei unterschiedlich große Räume.
Klarer noch zeigt sich die Grundrissstruktur im
Obergeschoss. Eingenommen wurde es zu
zwei Dritteln seiner Grundfläche von einem
saalartigen Raum im Norden zur Straßenseite,
im hinteren, südlichen Bereich von zwei
Kammern. Obergeschosse, die von Beginn an
als Wohnraum konzipiert wurden, sind verstärkt
seit dem 18. Jh.nachzuweisen. Beachtenswert
ist die Haustür aus der Erbauungszeit und der
Sandsteinplattenbelag der Querdiele im Erd-
geschoss.
Wesentlich zurückhaltender in der Größe und
bescheiden präsentieren sich die ehemaligen
Buden Keßlerstraße 83, 84 und 87-89.
Die mit reichem Dekor versehenen Fachwerk-
bauten der Renaissance waren in der Keßler-
straße weniger zu finden. Die Entwicklung des
Fachwerks ist aber, obgleich im Schmuckkanon
reduzierter, sowohl in der Keßlerstraße wie auch
der Knollenstraße ebenso nachvollziehbar. Um
die Mitte des 17. bis zum Beginn des 19. Jh.
reduziert sich der Kanon der Zierformen an den
Fassaden und die Geschossvorkragungen wer-
den deutlich zurückgenommen und flacher.
Demzufolge wird die Verstrebung wieder als
gliedernde Schmuckform verwendet und wahr-
genommen. Repräsentative Beispiele sind die
Großvogtei, Keßlerstraße 52, das Logenhaus,
Keßlerstraße 57, und als weniger bekanntes

Beispiel sei das Gebäude Keßlerstraße 88
angeführt. Wahrscheinlich im ersten Drittel des
18. Jh. erbaut, zeigt die leicht vorkragende
Traufseite des Gebäudes in den Brüstungs-
feldern der Fenster im Obergeschoss ge-
schweifte Andreaskreuze.
Ausdrucksstarker und repräsentativer Bau-
körper am östlichen Beginn der Keßlerstraße/
Ecke Am Kehrwieder ist das Haus Nr. 92. Als
Bauherr für das in der 1. Hälfte des 19. Jh. ent-
standene Gebäude ist Baurat Wellenkamp
überliefert. Die symmetrische Ausgestaltung
der Fassade wird durch die vorgesetzte zwei-
läufige Freitreppe unterstützt. Die breit gela-
gerte, stehende nördliche Gaube geht auf eine
Umbaumaßnahme in den 50er Jahren des
20. Jh. zurück. Hingegen wird das zur Garten-
seite ausgerichtete Zwerchhaus wohl im 19. Jh.
errichtet worden sein.
Aber auch Vertreter des in Norddeutschland
obligaten Backsteinbaues aus dem 19. Jh. fin-
den sich in diesem Quartier. Hier erwähnt seien
nur Keßlerstraße 31 oder 43-45.
Die nördlich auf die Keßlerstraße zulaufende
Knollenstraße ist bereits seit 1502 in der
Neustadt bezeugt. Über die Namensgebung
herrscht Uneinigkeit. Wahrscheinlich wurde ihr
Name aus der Kürze und Gedrungenheit der
Straße abgeleitet.
Die zumeist zweigeschossigen traufständigen
Fachwerkhäuser Knollenstraße 1-7 und 9-13

bilden aufgrund ihrer straßenbildprägenden
Bedeutung ein schützenswertes Ensemble.
Den verschiedendsten Veränderungen im Laufe
der Jahrhunderte unterworfen ist das reprä-
sentativste Gebäude, Knollenstraße 9. Laut
Inschrift wurde es im Jahre 1789 erbaut und
1897 das zweite Obergeschoss aufgestockt.
Das leicht vorkragende, auf Sandsteinqua-
dersockel errichtete Fachwerkgebäude besaß
eine mittig angelegte Durchfahrtsdiele, durch-
aus noch heute ablesbar, die jedoch anlässlich
der Renovierung 1982 zugesetzt wurde.
Auffallend sind die bisweilen noch gut erhalte-
nen Haustüren aus dem 19. und frühen 20. Jh.
in der Keßler- und Knollenstraße.
Relikte der ehemaligen Stadtbefestigung der
Neustadt sind der in den 80er Jahren des
20. Jh. freigelegte Stadtmauerrest im Hof der
Handelsschule Wollenweberstraße 66 und der
sich zwischen Braunschweiger und Goslar-
schen Straße erstreckende Mauerrest im Hof
der Industrie- und Handelskammer, Hinden-
burgplatz 18, 20.

Neustädter Markt
Durch die Bombenangriffe vom März 1945
wurde mit dem Großteil der Neustadt auch die
Bebauung des Neustädter Marktes vernichtet.
Fragmentarisch überkommen ist der Katzen-
brunnen, Neustadter Markt, 1913 nach einem
Entwurf des Wiener Künstlers Ferdinand

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