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Twachtmann-Schlichter, Anke [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0176
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Hildesheim, Kath. Kirche St. Mauritius, Orgel, ca. 1900


Hildesheim, Kath. Kirche St. Mauritius, Hallenkrypta


Hildesheim, Kath. Kirche St. Mauritius, Kreuzgang


Bartels geschaffen. Als Vorbild für die vier
gedrehten Säulen des Mittelteils darf sicherlich
der Baldachin in St. Peter in Rom angesehen
werden. Hingegen ist der norddeutsche Barock
in seiner gesamten Ausprägung schlichter und
im Ornament zurückhaltender. Beachtenswert
ist auch der Prospekt und das Rückpositiv - ein
Teilwerk in der Emporenbrüstung - einer bereits
1682 erworbenen Orgel. Sie stammt ehemals
aus der Hildesheimer St. Andreaskirche. Teile
dieser Orgel lassen sich in das Jahr 1566 da-
tieren. Trotz mehrfacher Restaurierungen ist
das Rückpositiv mit seinem Schnitzwerk und
bekrönenden Engelsfiguren aus dem 17. Jh.
erhalten geblieben. Im Bereich der Stadt
Hildesheim und ihrer Kirchen ist die hier
überkommene spätbarocke Ausstattung der
ehemaligen Klosterkirche in ihrer Gesamtheit
sicherlich als einzigartig anzusehen.
Aus dem 11. und 12. Jh stammt die in mehr als
drei Bauphasen errichtete dreischiffige Hallen-
krypta unterhalb des Chores. Vier monolithi-
sche Säulen mit Zungenblattkapitellen tragen
das Kreuzgratgewölbe. Daran schließt sich
heute ein nach Westen langgestreckter, recht-
eckiger Annex in Verlängerung der Mittelachse
an, die so genannte Vierungskrypta. Sie be-
steht aus einem breiteren Mittelgang und zwei
schmalen, querhausähnlichen Gängen.
Interessant und in seiner Struktur noch erhalten
ist der im Wesentlichen aus der Romanik stam-
mende Kreuzgang. Die nördlichen und östli-
chen Flügel öffnen sich arkadenartig mit
Rundbögen zum Innenhof. Quadratische Pfeiler
mit eingestellten Ecksäulchen tragen die
Gewölbe. Die beiden Flügel sind wohl weitge-
hend dem 11. Jh. zuzurechnen. Die noch erhal-
tenen Pfeiler und Säulen des Nordflügels nebst
ihren Kapitellen gehören zur aufwändig skulp-
tierten Bauplastik des 12. Jh. Wahrscheinlich
wurde der anfangs flach gedeckte Kreuzgang
wenig später in der zweiten Hälfte des 12. Jh.
eingewölbt. Die den quadratischen Innenhof
nach Süden und Westen abschließenden Flügel
deuten mit ihren spitzbogigen Öffnungen auf
Veränderungen in gotischer Zeit hin, ebenso die
zum Teil unterschiedlich gestalteten Strebe-
pfeiler. Wahrscheinlich sind beide Flügel bei
Umbauten im 16.Jh. nochmals überformt wor-
den. Heute sind an den Wänden der Kreuz-
gangflügel großformatige spätmittelalterliche
und frühneuzeitliche Grabplatten der Kanoniker
aufgestellt.
Südöstlich fügt sich die so genannte Choralei,
Stiftskirchenweg 6, an. Das heute als Küs-
terhaus genutzte Gebäude wurde aus Bruch-
und Natursteinen in den Jahren 1732 (Datie-
rung im Türsturz) errichtet. Verantwortlich für
die Planung soll der spätere fürstbischöfliche
Landbaumeister Justus Wehmer gewesen sein.
Das zweigeschossige Gebäude präsentiert sich
schlichter in architektonischer Gestaltung. Die
Fassaden werden lediglich durch die Faschen
der Fenster und Türen aus Sandstein unter-
brochen.
Westlich der Schule und unmittelbar gegenüber
des Stiftes St. Mauritius liegt das sicherlich im
17. Jh. als Kuriengebäude errichtete Wohnhaus,

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