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Twachtmann-Schlichter, Anke [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0192
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der Teiche und einer Aufteilung der Venedig in
Parzellen, die fortan den Bürgern der Stadt zur
Pacht angeboten wurden. Diese Parzellen-
aufteilung muss bereits vor der Mitte des
17. Jh. vorgenommen worden sein, wie der
1653 datierte Merianplan dokumentiert.
Allerdings existierte bereits zu Beginn des
18. Jh. in der Venedig eine lockere Bebauung
der Gartengrundstücke mit kleinen Garten-
häusern, teilweise auch als Massivbauten
errichtet, ganz im Stil der Zeit als „Lusthäuser“
nach Vorbild des Adels. Verbliebene Zeugen
sind noch die Barockfiguren im Garten der
Großen Venedig 4. Die um 1720 erbaute Villa
dürfte eine der frühesten gewesen sein, die
jedoch im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde.
Von dieser ersten Bebauung blieb das ehema-
lige Landhaus des Grafen Wrisberg an der
Großen Venedig, heute Humboldtstraße 10, mit
Wirtschaftsflügel erhalten, beide aus der Zeit
um 1825.

Hildesheim, Lucienvörder Straße 23, ehemaliges Wachhäuschen

Hildesheim, Lucienvörder Straße 2, 3



Die barocken Statuen Große Venedig 4 sind im
Zusammenhang mit dem um 1720 errichteten
und 1945 zerstörten Wohnhaus zu sehen und
gehörten offenbar zur barocken Gartenanlage.
Die beiden in Sandstein gearbeiteten alle-
gorischen Figuren ruhen auf Postamenten und
symbolisieren nach ihren Attributen zwei der
vier Jahreszeiten: das Füllhorn mit Früchten den
Herbst und das Feuer den Winter.
Wurde die Venedig bereits im Jahre 1806
offiziell zur Gewinnung von Gartenland einge-
messen, so zeigt sich um 1875 eine indifferente
Bebauung von Gartenhäusern unterschiedli-
cher Größe, aber auch von Gewächshäusern
und Wohnbauten. Von einer planmäßigen
Bebauung des Areals kann erst zum Ende des
19. Jh. gesprochen werden.
Die Entwicklung des Wegesystemes zeichnet
sich deutlich anhand der Pläne aus den Jahren
1719 und 1875 ab. Ein Wegeverlauf, der das
Areal umschloss, existierte bereits relativ früh.
Im Wesentlichen entsprechen die heutigen
Straßen Große Venedig, Mühlen- und Kalen-
berger Graben dem damaligen Verlauf. Ebenso
geht auch die Lucienvörder Straße auf einen
relativ schmalen, schon im frühen 18. Jh. exis-
tenten Weg zurück. Den Verlauf der ehemaligen
Entwässerungsgräben nimmt neben der Gauß-
und Lucienvörder Straße die von Süd nach
West verlaufende Leibnizstraße auf, die ehe-
mals als Ringstraße geplant und von 1912 bis
1936 Hansaring genannt wurde.
Das Gebiet wird auch heute noch von der
Innerste im Südwesten, dem im Südosten
abzweigenden Mühlengraben und dem Kalen-
berger Graben umgeben und liegt wie eine
große Insel im Südwesten der Stadt. Ebenso
wie die noch verbliebenen Wallabschnitte wird
auch der Kalenberger Graben zur Naherholung
genutzt.
Mit der Aufgabe des Befestigungscharakters
und dem Abbruch der Tore um 1800 verän-
derte sich das Aussehen dieses südlichen
Wallabschnittes erheblich. Entscheidend für die

Hildesheim, Lucienvörder Straße 19-22

Entwicklung des Langelinienwalles war die

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