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Twachtmann-Schlichter, Anke [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 14,1): Stadt Hildesheim: mit den Stadtteilen Achtum, Bavenstedt, Drispenstedt, Einum, Himmelsthür, Itzum, Marienburg, Marienrode, Neuhof, Ochtersum, Sorsum, Steuerwald und Uppen — Hameln, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.44417#0200
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Hildesheim, Kleine Venedig 3 und Brücke über den Mühlengraben



Hildesheim, Weinberg 64, Villa Dyes


Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang
noch die kleine Bogenbrücke über dem Müh-
lengraben aus Natursteinmauerwerk aus dem
Jahre 1727 an der Kleinen Venedig und das für
die Wende typische dreigeschossige Wohn-
haus Kleine Venedig 3 in Ziegelsichtmauerwerk
aus dem Jahre 1905.

Weinberg/Hohnsen
Das Gelände südlich des Godehardiklosters
wurde außerhalb des mauerumwehrten Berei-
ches vormals von den Benediktinermönchen
bewirtschaftet, die die sonnenexponierte Hang-
lage für den Weinbau nutzten. Nachdem sich
die alte Flurbezeichnung „Am Weinberg“
etabliert hatte, erhielt die hier verlaufende
Straße auch offiziell 1898 diesen Namen. Sie
bildet eine der Nord-Süd-Tangenten zwischen
der Straße „Auf der Zingel“ im Norden und der
Braunschweigerstraße mit dem Lappenberg
weiter südlich. Allerdings ist diese heute nur
eingeschränkt durch die Verengung der Straße
am Kehrwiederwall bzw. der dortigen Wallun-
terführung für den Verkehr nutzbar. Den Ver-
kehrsvisionen der 50er Jahre des 20. Jh. zum
Trotz wurden die damaligen Pläne einer konse-
quenten Nord-Süd-Straßenführung, die einher
gingen mit der Zerstörung des Wallgebietes
dieses Bereiches nicht ausgeführt. Heute setzt
sich diese Tangente nach Süden mit der Straße
„Weinberg“ fort.
Am Fuße des Weinberges nutzten die Mönche
die Anlage großer Teiche an der Innerste zur
Fischzucht. Als erste Baumaßnahme der
Familie Dyes, einer alten in Hildesheim ansässi-
gen weit verbreiteten Kaufmanns- und Ban-
kiersfamilie, kann wohl die Errichtung eines
Gartenhauses an einem dieser Teiche in der
Mitte des 19. Jh. angesehen werden. Als Som-
mersitz ließ der Kaufmann und Generalkonsul F.
Th. Gottfried Ludwig (Louis) Dyes im Jahre
1881 die nach ihm benannte Villa für die nun in
Bremen ansässige Familie erbauen. Erst nach
dem Tode seiner Ehefrau wurde die Villa der
ständige Wohnsitz von Louis Dyes.
Im Zuge der Säkularisation des Grundbesitzes
der Klöster erhielt die Kaufmannsfamilie Dyes
das Grundstück am Weinberg 64 zuerst in
Erbpacht, bis sie es schließlich kaufen konnte.
Mit der Errichtung der Villa Dyes entstand ein
repräsentatives Gebäude in zeitgenössischem
Geschmack und in historistischer Formen-
sprache in der für Hildesheim gewohnten
Ausprägung. Ergänzt wurde das gesamte
Anwesen durch die sich nach Westen erstre-
ckende, im Stil eines englischen Landschafts-
gartens planvoll geschaffene Parkanlage. Für
den Entwurf und die Ausführung der Villa konn-
te Dyes den Baumeister und Stadtbaurat aus
Hildesheim Gustav Schwartz gewinnen, einen
ehemaligen Schüler Conrad Wilhelm Hases.
Schwartz wird wenig später sowohl für den
Neubau des städtischen Krankenhauses am
Weinberg wie auch für die Baugewerk-Schule
am Hohnsen verantwortlich zeichnen.
Die Villa Dyes steht in der Tradition von
großbürgerlichen Villen in Stadtrandlage, die

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