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Sänger, Falk-Reimar [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 21): Landkreis Lüchow-Dannenberg — Braunschweig, 1986

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https://doi.org/10.11588/diglit.44260#0112
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Wasserlauf, die Hunte, deren Lage heute die
Deichstraße markiert, verlandete im Dreißig-
jährigen Krieg und wurde später zugeworfen.
Neben dem natürlichen Schutz durch die
Wasserläufe der Jeetzel und der Elbe war of-
fenbar von Anfang an eine Burg, die 1325 erst-
mals bezeugt wird, zur Beherrschung der bei-
den Zugänge, Drawehner- und Marschtor
erbaut worden. Das junge Gemeinwesen be-
stand neben den wenigen Häusern des Adels
zunächst aus nur 49 Bürgerstellen, denen au-
ßerhalb der Insel etwas Land beigegeben war.
Im Jahre 1548 vernichtete ein Großbrand die
gesamte Stadt mit Ausnahme der Kirche und
eines einzigen Hauses.
In der Zeit von 1604 bis 1636 wurde Hitzacker
vorübergehend Residenz einer Nebenlinie
des Hauses Braunschweig-Wolfenbüttel. Her-
zog August der Jüngere nahm damals seinen
Wohnsitz auf der Burg in der Stadt, kaufte an-
grenzende Bürgerstellen hinzu und begann
sie zu einer Schloßanlage auszubauen. Ur-
kundlich bezeugt ist auch die seitliche Verle-
gung des Drawehner Tores auf Kosten des
Herzogs, womit eine geringfügige Verände-
rung der zu diesem Tor führenden Straßen-
züge einherging.

größeren Orten Dannenberg und Lüneburg.
Eine Erweiterung der Stadt zu dieser Seite
war daher vorgegeben. Die erste Besiedlung
begann mit dem 18. Jh. Die weitere Bebauung
scheint nur sehr langsam vorangekommen zu
sein. Einen Rückschlag gab es, als in der
Nacht vom 7. auf den 8. Juli 1823 eine Feuers-
brunst in der Vorstadt wütete. Rege Bautätig-
keit setzte erst gegen Ende des 19. Jh. ein. Ein
wesentlicher Impuls dürfte 1873/74 vom Bau
der Eisenbahnlinie Lüneburg - Wittenberge,
die südwestlich an Marwedel und Dötzingen
vorbeiführt, wo auch der Bahnhof Hitzacker
entstand, ausgegangen sein. Das zweite
wichtige Ereignis ist wohl die Entdeckung der
Stahlquellen im Jahre 1883. Man versuchte
damals, Hitzacker zum Bad auszubauen. Die
abseitige Lage der Stadt sowie die ungünstige
Zeit ließen dieses Unternehmen bald schei-
tern. Der Bau des Kurhotels Victoria (Am
Bahnhof 2) und die Bebauung des Süd- und
Südwesthanges des Weinberges gehen auf
dieses Ereignis zurück. Einige weitere ge-
schlossene, kleine Siedlungen folgten dann in
den zwanziger und dreißiger Jahren des 20.
Jh. Weitere Neubautätigkeit setzte nach dem
Zweiten Weltkrieg ein. Damit erreichte die

Vorstadt Hitzackers alle eingangs aufgeführ-
ten Siedlungskerne und bezog sie in das
Stadtgebiet ein. Das Ortsbild der Vorstadt ist
allerdings bis heute ein sehr uneinheitliches
geblieben.
DRAWEHNERTORSTRASSE
Die Drawehnertorstraße ist die einzige Straße,
die sowohl die Haupterschließung der Vor-
stadt bildet als auch auf die Insel führt. Sie ist
damit das Bindeglied zwischen diesen beiden
Ortsteilen. An ihr hat sich in der Vorstadt die
einzige geschlossene städtische Bebauung
gebildet. Auf der Insel ist diese Straße torartig
verengt, um dann auf den sich weitenden
Marktplatz zu münden. Die Bebauung des
Straßenteils auf der Insel besteht aus trauf-
und giebelständigen Gebäuden. Zu letzteren
gehört das im Jahre 1720 in Ecklage an der
Einmündung der Brauhof- in die Drawehner-
torstraße errichtete Haus Nr. 1. Ein Ladenein-
bau im Erdgeschoß stört das Gefüge nur we-
nig. Das unmittelbar an der Jeetzelbrücke ge-
legene große traufständige Ziegelfachwerk-
haus Nr. 7 hat bei älterem Kern seine heutige
Gestalt wohl im ausgehenden 18. Jh. erhal-
ten. Das Grundstück gehörte zum Areal des

Im Jahre 1636 trat der Herzog, der in Hitzacker
mit dem Sammeln seiner berühmten Biblio-
thek begann, die Herrschaft in Wolfenbüttel
an. Die Schloßanlage in Hitzacker verfiel als-
bald und wurde im Dreißigjährigen Krieg weit-
gehend vernichtet.
Bereits im Jahre 1655 begann die Wieder-
ansiedlung von Bürgerstellen auf dem Schloß-
gelände. Da sich infolge der veränderten Lage
des Drawehner Tores eine Wiederherstellung
des alten Stadtgrundrisses verbot, legte man
hier 1670 die Brauhof- und Rosenstraße an.
Vorausgegangen war ein Brand am 27. 12.
1668 in der Straße An der Kirche, der den
mühsamen und schleppenden Wiederaufbau
der Stadt erheblich zurückwarf. Neben der Kir-
che und beiden Pfarren wurden damals noch
acht Bürgerhäuser vernichtet. Um 1700 be-
mühte sich dann die Regierung in Wolfenbüttel,
die im Dreißigjährigen Krieg wüst gewordenen
Hausstellen wieder zu bebauen. Trotzdem
dauerte es noch bis 1745, ehe die letzte Stelle
wieder besetzt war. Seit dieser Zeit be-
schränkt sich das Baugeschehen der Insel auf
den Ersatz abgängiger Gebäude, Reparatu-
ren, Umbauten und Renovierungen. Unter-
brochen wurde diese ruhige Zeit durch die
Freiheitskriege, in denen die Franzosen die
Stadtkirche zur behelfsmäßigen Festung um-
bauten und dabei teilweise zerstörten. Im 19.
Jh. sind zahlreiche kleinere Brände entstan-
den, die aber immer nur geringen Schaden
anrichteten. Die betroffenen Stellen wurden
dann meist mit zeitgenössichen Neubauten
besetzt und sind bis heute im Stadtbild er-
kennbar.
ORTSERWEITERUNG
Eine Erweiterung der Stadt auf der Insel war
naturgemäß nicht möglich. Ebenso schloß die
ständige Hochwassergefahr eine Bebauung
der Marsch aus. Andererseits lagen auf der
Geestseite die älteren Siedlungskerne, vor al-
lem aber die Verkehrswege zu den nächsten


Hitzacker, Blick vom Weinberg nach Südosten

Hitzacker, Drawehnertorstraße 1,
Handwerkerhaus, 1720



Hitzacker, Blick über die Drawehner
Jeetzel zur Drawehnertorstraße 7


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Hitzacker, Drawehnertorstraße stadtauswärts, links Nr. 9, 11, 13, 15; rechts Nr. 6 und 8

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