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penübungsplatzes beeinflusst. Dieser ist 1935
eingerichtet worden und wird heute noch ge-
nutzt. Er bildet das große Gebiet des Gemein-
defreien Bezirks Osterheide (siehe dort) und
erstreckt sich u.a. mit der ehemals mit Falling-
bostel eng verbundenen Bauernschaft Oerbke
jenseits der nahen Nord-Süd-Autobahn A 7, de-
ren 1938 begonnener Ausbau erst nach dem
Krieg 1954 fertiggestellt werden konnte. Obwohl
damit sämtliche Ortsteile von Fallingbostel von
weiten Teilen des Hinterlandes abgeschnitten
wurden, trug sowohl die Stationierung von im
Laufe der Zeit unterschiedlichen Truppen als
auch die Flüchtlingssituation nach dem Zweiten
Weltkrieg, vor allem aber die verkehrsgünstige
Lage direkt an einem Autobahnanschluss zu
einem Wirtschaftsaufschwung des Bereiches
bei. Dieser war verbunden mit einer Siedlungs-
tätigkeit im Stadtrandgebiet der Kernstadt, dem
Ausbau und der Modernisierung der notwendi-
gen Infrastruktur im Stadtkern (Verkehr, Schulen,
Freizeiteinrichtungen) sowie der Ansiedlung
zahlreicher Gewerbebetriebe.
Zur Erinnerung an die zahlreichen Dörfer und
Einzelsiedlungen, die ab 1935 auf Anordnung

Fallingbostel, Soltauer Str. 24, Backhaus


der damaligen Regierung der Anlage des Trup-
penübungsplatzes weichen mussten, ist 1937-
39 inmitten des Lieth-Waldes auf einem nördlich
der Böhmewiesen ansteigenden Plateau der
sog. Hof der Heidmark, als Beispiel einer für die
Region charakteristischen Einzelhofanlage, Sol-
tauer Straße 24 aus translozierten Gebäuden
errichtet worden. Die am Waldweg auf einem
rechteckigen Grundstück gelegene, feldsteinge-
pflasterte Hofanlage besteht aus sechs original-
getreu wiederaufgebauten Fachwerkgebäuden
unter Schilfdach und einem überdachten Brun-
nen sowie einem in der Heideregion früher übli-
chen sog. Immenzaun - hier ringförmig errichtet
als überdachter Fachwerkbau, in dem Bienen-
körbe untergebracht sind.
Das Wohnwirtschaftsgebäude des ehern.
„Bookholtshofs“ (Brammerhof) aus Kolk in der
sog. Ostheidmark ist ursprünglich 1642 errichtet
worden. Der innen modern ausgebaute, teil-
unterkellerte Wohnteil unter dem Halbwalmdach
des Zweiständerbaus ist möglicherweise später
entstanden. Der Baukörper wird charakterisiert
von weiten, und mit heidnischen Runenzeichen

Fallingbostel, Soltauer Str. 24, Bleichhütte


(wie Donnerbesen) neu ausgemauerten Gefa-
chen im liegenden Format. Fußdreiecke im Gie-
beltrapez über dem mittigem Einfahrtstor hinter
Vorschauern, Vorkragungen auf gerundeten
Balkenköpfen und ebensolchen Füllhölzern im
Giebelbereich sowie knaggenartige Unterstüt-
zungen am traufseitigen Wohnteii sind die weite-
ren Merkmale eines der wenigen im Landkreis
erhaltenen Wohnwirtschaftsgebäude aus dieser
Zeit. Von der selben Hofstelle stammt, vermut-
lich aus der 2. Hälfte des 18.Jh. der südwestlich
erbaute, turmartig wirkende, verbohlte Treppen-
speicher in zweistöckiger Hochrähmzimmerung.
Das allseitig vorkragende Dachgeschoss wird
von einer traufseitigen Tür und der giebelseitigen
Treppenanlage erschlossen, die unterhalb des
auf profilierten Knaggen vorkragenden Dachge-
schosses mit Kornboden endet. Bei dem zwei-
ten, erst 1975 an dieser Stelle neue auf-
gebauten 1 1/2-geschossigen Treppenspeicher
von 1767 führt die Doppeltüranlage wie üblich
zu zwei unterschiedlichen Vorratsräumen. Auf-
grund seiner Größe dient er heute als Aus-
stellungsgebäude und wurde dafür nachträglich
mit Fenstern innerhalb des Kniestocks ausge-
stattet. Der aus Feldsteinen gemauerte ziegelge-
deckte Backofen des Hofes ist an ein 1 1/2-
geschossiges, vollständig verbrettertes und
wohl ebenfalls im 18.Jh. entstandenes Back-
haus giebelseitig angesetzt worden. Ein stirnsei-
tiger Eingang kennzeichnet die kleine, verbohlte
Bleichhütte am nordwestlichen Hofrand, von wo
aus früher die zum Bleichen ausgelegte Wäsche
kontrolliert wurde.
Unterschiedlichste Einflüsse, u.a. neue Ge-
schäfts- und Verwaltungsgebäude, haben vor
allem auch in jüngster Zeit zu der Veränderung
der Bebauungsstruktur, insbesondere im zentra-
len Bereich von Fallingbostel geführt, so dass
heute nur noch über die gesamte Stadt verteilte
Einzeldenkmale die bauliche Entwicklung der
Stadt markieren. Der Charakter des früheren
Bauerndorfes, das nach dem fast vollständigen
Niederbrennen besonders seit der 1. Hälfte des
19.Jh. wieder stark angewachsen war, hat sich
seit der 2. Hälfte des 19.Jh. durch eine Bebau-
ungsverdichtung in der Ortsmitte im Zusam-
menhang mit der Umnutzung vieler Gebäude



Fallingbostel, Soltauer Str. 24, Hofanlage

Fallingbostel, Soltauer Str. 24, Treppenspeicher,
2. Hälfte 18.Jh.

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