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trisch gegliederte Wirtschaftsgiebel mit dem teil-
weise erneuerten Gerüst ist schon um die
Wende vom 19. zum 20.Jh. verbreitert worden.
Das Backhaus auf gleicher Hofstelle entspricht
mit dem ursprünglich vollkommen verbohlten
Fachwerkgerüst des Speicherteils und doppelter
traufseitiger Eingangstür sowie dem giebelstän-
dig angesetzten aus Feldsteinen aufgemauerten
Ofen unter Satteldach einem früher häufig
vorkommenden Gebäudetypus.
Ab 1814 sind auf ehemaligen Gemeinheitsflä-
chen einige Anbauerstellen entstanden, wie
1822 der Hof Jettebruch 10 westlich von Bahn
und Landesstraße, mit einem einstöckigen, als
Unterrähmgerüst gezimmerten Treppenspeicher
aus dieser Zeit, dessen überdeckte Treppe
direkt auf den Laderaum des Dachbodens führt.

FALLINGBOSTEL-DORFMARK/WESTENDORF

Die Bebauung dieses ehemals einwohnerstärk-
sten Siedlungsteils wird von dem Gutshof, heute
Landratenhof 1, geprägt, der sich hinter einer
erhöht liegenden, stark bewaldeten und west-
seitig von einem Bach und altem Baumbestand
begrenzten Dreiecksfläche ausdehnt, die
jenseits von Böhme und belebter Ortsdurchfahrt
der Westendorfer Straße liegt. Das vom Rehr-
bach durchflossene Gelände findet östlich der
Böhmeschleife eine direkte Fortsetzung im
Bürgerpark.
Der ursprüngliche Hof ist möglicherweise aus
einem mittelalterlichen Lüneburger Villikations-
und späteren Meierhof hervorgegangen und
gehörte seit dem 15.Jh. bis 1700 als adeliger
freier „Sattelhof“ der ursprünglich im gleichnami-
gen Ort sesshaften Familie von Jettebrock. Er
kam, wie auch der Herrensitz in Dorfmark, 1818
an die Familie von der Wense, die von diesem
Zeitpunkt an die bestehenden Gebäude errich-
ten ließ. Der heute gebräuchliche Hofname rührt
von einem der zahlreichen auch überregional
bedeutenden Familienmitglieder her, der seit
Mitte des 19.Jh. als Landrat tätig war.
Die frühere Hofzufahrt von Süden in den
ursprünglich ummauerten parkartigen Teil mit

einigem alten Baumbestand, ist einer Straßen-
verbreiterung zum Opfer gefallen und kann
heute nur noch anhand einer restlichen Linden-
allee nachvollzogen werden. 1907 war im
Anschluss an die Ländereien und Wirtschaftsge-
bäude auch das stattliche Wohnhaus verkauft
worden, das nach einem Umbau heute als
Altenwohnanlage dient.
Mittelpunkt der wie bei Barockanlagen U-förmig
angelegten, nach Westen geöffneten und wohl
aus fünf Häusern bestehenden Gebäudegruppe
ist das zweigeschossige Herrenhaus unter
hohem Walmdach. Der 1818 in spätbarock-
klassizistischem Stil erbaute und wie die
Gesamtanlage symmetrisch gegliederte Fach-
werkbaukörper ist mit quaderimitierender Holz-
verschalung und gliederndem Stockwerkgesims
bekleidet. Die gartenseitig neunachsige, auf
hohem unterkellerten Feldsteinsockel ruhende
Fassade wird von einer mittigen Freitreppe
beherrscht, während der Mittelrisalit mit wohl
veränderter Eingangssituation auf der Hofseite
hinter einer modernen rollstuhlgerechten Trep-
penanlage zurückliegt. Beide Giebelseiten sind
um 1890 durch eingeschossige, massive Flügel-
bauten mit klassizistischem Dekor erweitert
worden. Die anschließenden Deputatshäuser
und evtl, ehemaligen Wirtschaftsgebäude, die
den zentralen Hof einrahmen, sind durch Dach-
ausbauten mit langgestreckten Schleppgauben
der derzeitigen Wohnnutzung angepasst
worden. Während der nördliche, eingeschossige
Fachwerkbaukörper unter Halbwalmdach wohl
um 1850 errichtet worden ist, ist der südliche
ein baugleicher Ergänzungsbau. Das Ensemble
wird vervollständigt durch ehemalige Wohn- und
Wirtschaftsgebäude (heutige Wohngebäude),
deren Fachwerk- bzw. Ziegelbauten (Nr. 2/3, 4),
die nach dem verstärkten Ausbau der Landwirt-
schaft auf dem Hofe um 1850 und später
errichtet worden sind, sich ebenfalls paarweise
gegenüber stehen und somit die westliche
Zuwegung zur Anlage bilden.
Ursprünglich hat auch die südlich anschließende
Westendorfer Mühle dem Gutshof angehört. Ihre
hohen Ziegelgebäude auf dem Eckgrundstück
Westendorfer Straße/Allermannstraße, Nr. 46,

Dorfmark, Landratenhof 1, Haupthaus, 1. Viertel 19.Jh.


sind 1891 errichtet worden. Die Vorgängerbau-
ten der alten Wassermühle wurden wohl
aufgrund ihrer Lage an der Böhme ursprünglich
Bomm-Mühle genannt und sind neben einer
Fischendorfer und auch einer Dorfmarker Mühle
erstmals urkundlich 1438 im Lüneburger Urkun-
denbuch erwähnt worden. Sie war bereits um
1790 für sämtliche Mahlarten ausgelegt und
wird heute von Turbinen, aber auch elektrisch
angetrieben. Das Ensemble der beiden 3 1/2-
geschossigen Mühlengebäude zu beiden Seiten
des Wehrs mit 1 1/2-geschossigem Anbau und
Laderampe sowie dem gleichhohen, angesetz-
ten Wohnhaus sind im Bereich des flachen
Böhmetals schon von weitem sichtbar und
zeigen jeweils gleiche Stilelemente, wie u.a. die
risalitartige Betonung der Speichertürenachsen
unter Zwerchgiebel, umlaufende, stockwerkglie-
dernde Putzgesimse sowie Zierziegelsetzungen
an Traufen und Ortgang sowie Ecklisenen und
einen traufseitigen Zwerchhausgiebel an dem
derzeit berankten Wohnhaus. Die Wehranlage
mit Brückenübergang ruht auf Betonfundamen-
ten.
Die oftmals schon im 15.Jh. erwähnten Hofstel-
len des alten Dorfkerns liegen weiter nordöstlich
heute zu beiden Seiten der B 440/Visselhöve-
der Straße. Die alte, zahlreiche Gebäude
umfassende Hofbebauung wird überwiegend
nur durch erhaltene Einzelgebäude dokumen-
tiert. Die kleine, vollständig verbreiterte Scheune
auf der Eckparzelle Nr. 3 ist Teil der Hofgebäu-
de, die sich zwischen Feldsteinpflaster und
altem Baumbestand nördlich an den Landraten-
hof anschließt und das Ensemble auf der
Dreiecksfläche ergänzen. Ihr Wandständerge-
rüst in Oberrähmverzimmerung mit mittiger
Längseinfahrt steht hinter dem stattlichen, inzwi-
schen veränderten Wohnwirtschaftsgebäude.
Wohl erst in der 2. Hälfte des 19.Jh. ist die
größere, sorgfältig verbohlte und in Unterrähm-
konstruktion errichtete Scheune errichtet
worden, die queraufgeschlossen aber mit
giebelseitigen Eingangstüren versehen ist. Sie
liegt am östlichen Ortsrand im bewaldeten hinte-
ren Bereich des nach Westen stark ansteigen-
den großen Hofgeländes des früheren Vollhofes,
Nr. 7, mit zahlreichen erneuerten oder im Laufe

Dorfmark, Visselhöveder Str. 16, Speicher, 2. Hälfte
19.Jh.


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