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Pantel, Etta [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 25): Baudenkmale in Niedersachsen: Landkreis Soltau-Fallingbostel — Braunschweig, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.43924#0268
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18. Jh. erwähnte Sägemühle gestanden hat.
Eine zugehörige Kornmühle befand sich an der
Böhme nördlich der Stadt Soltau.
Die ehemalige, etwa ab 1807 bis Mitte des
19. Jh. aufgebaute Anbauersiedlung für die
Arbeiter des Gutes, deren acht Höfe sich
südwestlich vom Gutshaus zu beiden Seiten der
gradlinig geführten, nord-süd-gerichteten Straße
Am Sandberg aneinanderreihen, wird von den
kleinen Hofanlagen Nrn. 1, 3, 6, 8, 10, 12, 14,
16 mit teilweise altem Baumbestand gebildet.
Der ursprünglich wahrscheinlich östlich der
Grundstücke geführte Weg wurde zuvor 1788
als eine vom Park aus südlich in die Landschaft
führende Allee gestaltet. Die ehemaligen Wohn-
wirtschaftsgebäude auf den von rückwärtigen
Gartenwegen begrenzten, meist rechtwinkligen
Parzellen sind zumeist zu Wohnhäusern umge-
baut worden. Die langgestreckten Fachwerk-
bauten liegen jeweils traufständig aufgereiht am
Rande der Straße bzw. ostseitig hinter einem
Vorgarten zurück und hinterlassen den Eindruck
einer insgesamt geschlossenen Siedlung.
Einer der ältesten dieser Wandständerbauten
unter Satteldach ist Nr. 6, erbaut am Anfang des
19.Jh. Er ist gekennzeichnet durch sein schlich-
tes großmaschiges Fachwerk mit den über zwei
Gefache reichenden Eckverstrebungen sowie
den verbreiterten Giebeldreiecken. Konstruktiv
ähnlich und in der gleichen Zeit entstanden ist
das teilunterkellerte Wohnhaus der Hofanlage
Nr. 12, das eine mit geschmiedeten Eisennägeln
befestigte Verbohlung und einen etwas jüngeren
verbreiterten Speicher als Garage aufweist. Nr.
8, mit einer Datierung von 1802, ist um 1910
vollkommen überformt und durch ein schauseiti-
ges Zwerchhaus mit Zierfachwerk über der
Eingangsveranda erweitert worden. Mit Verän-
derungen der jüngeren Zeit stellt sich das eben-
falls zu Anfang des 19.Jh. erbaute Haus Nr. 3
dar, das auf einem kleinen gewölbten Feldstein-
keller aufgebaut worden ist.
Die anscheinend etwas später entstandenen
Wandständerbauten Nr. 14 und 16, aus der
1. Hälfte des 19.Jh., weisen ein Halbwalmdach
und quadratische Gefache mit geschosshohen

Eckstreben auf. Dies trifft auch auf das wahr-
scheinlich schon zu Anfang des 19.Jh. erbaute
Wohnhaus mit dem angesetzten Speicher der
Hofanlage Nr. 10 zu. Sicherlich ist der ebenfalls
im 19.Jh errichtete, kleine Speicher/Scheune
auf dem gegenüberliegenden Grundstück von
einem anderen Hof hierher transloziert worden.
In der Zeit von 1936-40 sind auf mehreren der
ehemaligen Hofstellen meist kleine ältere Ne-
bengebäude hinzugefügt worden, die auf dem
Truppenübungsplatzgelände abgebrochen wer-
den mussten; so wie vermutlich auch der mit
zahlreichen zeitgenössischen Zierformen ausge-
stattete Speicher Nr. 3, der in Hochrähmkon-
struktion mit durchgesteckten Ankerbalken er-
richtet worden ist. Neben einer neueren Treppe
weist er profilierte Knaggen, Türstürze mit Esels-
rückenmotiv und gefaste Kopfbänder hinter der
Verbohlung auf. Vor seinem Ostgiebel liegt der
versetzte Eingang zu dem vermutlich im 19.Jh.
angelegten tonnenüberwölbten Erdkeller aus
verputzten Feldsteinen.
RETHEM (ALLER)

Die Stadt Rethem ist der namengebende Teil
der aus vier Gemeinden bestehenden Samtge-
meinde, die in der Allerniederung im Südwesten
des Landkreises an der Grenze zum Landkreis
Verden liegt. Sie ist mit ca. 2.500 Einwohnern
einschließlich der Ortsteile Stöcken und Wohlen-
berg die kleinste Stadt des Landkreises.
Vermutlich entstand die erste Besiedelung
südöstlich des Zusammenflusses von Alpe und
Aller auf einer 16-18 Meter hohen Niederterras-
se, die hier eine wichtige, vor Hochwässern
geschützte Furt über die Aller bildete. Eine
Besiedelung dieses gesamten Raumes kann
seit der mittleren Steinzeit durch Gräber und
zahlreiche Funde nachgewiesen werden.
Die Allerniederungen sind heute von Altwässern
sowie zahlreichen Entwässerungsgräben durch-
zogen. Die flache Landschaft ist geprägt von
den weithin sichtbaren, auf Dämmen verlaufen-
den und von alten Eichen oder Lindenalleen
gesäumten Straßen. Im Norden und Süden

Rethem, Lange Str. 2, Wappenreliefs, 1661


Rethems, zum Geestrand hin, schließen sich
ausgedehnte Moorflächen an, die von kleineren
Waldflächen mit ehemals gutem Holzbestand
unterbrochen sind.
Als Siedlungskern des 1236 unter dem sächsi-
schen Namen „Riedheim“ erwähnten Ortes wird
die ca. drei Kilometer entfernte Feldlage „Zur
Altenburg“ angesehen. Diese war günstig an der
Wegekreuzung der Hauptlinie des mittelalter-
lichen Fernverkehrs von Minden nach Lüneburg
mit der Straße von Celle nach Hoya bzw. Verden
gelegen. Heute verlaufen hier die nord-süd-
gerichtete B 209 und die L 157/L 200 bzw. die
K 112 in Ost-West-Richtung.
Ein im Jahre 1215 erwähnter „Konrad von
Rethem“ war möglicherweise Burgherr der sog.
„Alten Burg“ unter der Lehnsherrschaft der
Grafen von Wölpe. 1270 erschien Rethem erst-
malig in einer Lehensurkunde an den Grafen von
Hoya.
Wohl zum besseren unmittelbaren Schutz des
Allerübergangs gegenüber den meist in Fehde
liegenden Grafschaften, Fürsten- und Bistümern
jenseits von Aller und Böhme entstand die neue
Burg in Form eines „Festen Hauses“ direkt am
Allerübergang. Nach dem Aussterben der
Herren von Wölpe gelangte die Grafschaft
Wölpe mitsamt der Burg 1302 in den Besitz der
Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, die
damit an der äußersten Westspitze eine wichtige
Grenzfeste gegen die benachbarten Grafen von
Hoya und das Bistum Verden innehatten. Adels-
geschlechter der Umgebung wurden mit der
Verteidigung der Burg betraut und mit Burgle-
hen ausgestattet. Bereits 1314 wird die Burg in
ihrer Bedeutung als wichtiger Unterkunftsort für
die Fürsten und als Ausgangspunkt zahlreicher
kriegerischer Unternehmungen erwähnt. Die
schon bald errichtete Brücke über die Aller
(nachweisbar seit 1389) ist im Laufe der Zeit
häufig zerstört und immer wieder aufgebaut
worden, u.a. wegen der großen Bedeutung für
den Lüneburger Salzhandel.
Ehern. Burganlage
Die wechselvolle Geschichte der ehemaligen
Burg als ortsgeschichtlich bedeutendstes Bau-

Rethem, Lange Str. 2, ehern. Burganlage, Mauerreste


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