1874 in repräsentativem historisierenden Stil neu
aufgeführt worden. Die durch Lisenen und
Blendnischen zweifarbig gegliederten Giebel des
breiten Zwerchhauses an der östlichen Traufsei-
te mit Zierziegelsetzungen im Bereich der Ge-
simse, des Drempels sowie der Fenster und der
historischen Haustür verleihen dem Gebäude
das repräsentative Erscheinungsbild einer Villa.
Gegenüber, zwischen einem rückseitig verlän-
gerten Stall aus dem 19.Jh. und der alten trauf-
seitig angebauten Längsdurchfahrtsscheune mit
dem hohen Dreiviertelwalm des 18.Jh., steht ein
ungewöhnlich gut erhaltener zweistöckiger Trep-
penspeicher von 1746, in dem derzeit ein Ge-
treidemahlwerk betrieben wird. Seine Größe,
aber auch die dekorativen Elemente der sym-
metrisch gegliederten Dreiecksgiebel mit gebo-
genen Fußbändern sowie Ziegelsteinsetzungen
in den Gefachen lassen auf einen gewissen
Wohlstand der Hofbesitzer schließen. Hervorzu-
heben ist die vollständig erhaltene nordseitige
Außentreppe unter breitem Dachüberstand, die
die beiden Stockwerke des unverwechselbaren
Gebäudes überwindet. Das Obergeschoss und
das Dachgeschoss kragen allseitig auf gerunde-
ten Balkenköpfen und ebensolchen Füllhölzern
aus. Das auf Findlingen ruhende Erdgeschoss
sowie das Obergeschoss sind vertikal verbohlt.
Weiterhin gehören zur Hofanlage u.a. der etwa
einhundert Jahre jüngere Bullenstall in Fachwerk
und das ehemalige Backhaus Dorfallee la vom
Ende des 18.Jh., welches inzwischen auf abge-
teiltem Grundstück zu Wohnzwecken umge-
nutzt und umgebaut ist - ebenso das frühere
Doppelhaus für Landarbeiter, das weiter nördlich
auf der anderen Seite der Dorfallee (Nr. 1c) um
die Mitte des 19.Jh. errichtet wurde und u.a.
durch Dachausbauten den heutigen Wohnan-
sprüchen angepasst worden ist.
WALSRODE-HÜNZINGEN
Den Mittelpunkt der mittlerweile aus drei Sied-
lungsteilen bestehenden Ortschaft mit etwa 510
Einwohnern bildet der historische Dorfkern, der
ca. sechs Kilometer nördlich von Walsrode
inmitten der hügeligen, eiszeitlichen Landschaft
mit dem ausgedehnten Waldgebiet des Sünder
im Südwesten und dem Ackerland auf dem
Geestrücken im Nordosten an dem sog. Riesel-
bach entstanden ist. Dieser fließt von Norden
bzw. Osten kommend in einer von feuchten
Wiesen begleiteten Senke und mündet etwas
nördlich von Walsrode in die Böhme. Das Dorf
liegt abseits der östlich vorbeiführenden Landes-
straße 161 nach Rotenburg bzw. des Abzweigs
der Kreisstraße 131 nach Bomlitz. Die beiden
jüngeren Ortschaftsteile Dreikronen im Südwes-
ten und Kolonie Hünzingen im Nordosten sind
um 1900 als landwirtschaftliche Siedlung bzw.
nach 1918 als Arbeitersiedlung entstanden.
Die historische Struktur der ehemals kleinen
Streusiedlung Hünzingen ist heute auch vor Ort
nachvollziehbar. Die Parzellen der teilweise in
den Wald eingestreuten Einzelhofstellen zu bei-
den Seiten des Baches sind trotz vielfacher Ver-
änderungen der Gebäude erhalten geblieben.
Als Dorfmitte fungiert heute der abgesenkte
Bereich, der mit einem modernen Forellenhof
auf einer alten Parzelle das Ende einer langen
Kette von Fischteichen markiert, die den feuch-
ten Wiesen des Baches ausgehobenen worden
sind.
Das 1360 zuerst urkundlich erwähnte „Hunt-
singhe“ besaß neben den acht pflichtigen Haus-
stellen (vier Voll- und vier Kothöfen) und einer
Schule das adlig, landtagsfähige Gut derer von
der Kettenburg. Es war nach Walsrode einge-
pfarrt und gehörte seit dem 17.Jh. dem Gericht
Cording im Amt Rethem an.
Auf der Hofparzelle des früheren Gutshofes im
Südosten des Dorfkerns erkennt man das ver-
mutlich in der Mitte des 18.Jh. erbaute Herren-
haus Nr. 1, das sich trotz der neuen großflächi-
gen Fenstereinbauten durch seine typische
zweigeschossige Fachwerkkonstruktion unter
hohem Walmdach von der übrigen Bebauung
des Dorfes abhebt. Das qualitätvolle Wirt-
schaftsgebäude ist 1925 quer dazu mit massi-
vem Erdgeschoss auf hohem Bruchsteinsockel
und Fachwerkaufsatz mit wenigen Ziersetzun-
gen angebaut worden.
Idsingen, Idsingen 7, Hofanlage
Daneben sind als erhaltenswerte Bausubstanz
in Hinzingen nur noch das große, zum Wohn-
haus umgebaute Wohnwirtschaftsgebäude von
1813 auf der alten Vollhofstelle Nr. 4 zu erwäh-
nen, das ostseitig erhöht am Rand der Talaue
liegt sowie ein vermutlich aus dem 18.Jh. stam-
mender viersegmentiger Sandsteinbrunnenring
und ein kleiner Speicher im Hintergrund auf Hof
Nr. 2, der weit von der Dorfstraße entfernt in
dem Ausläufer des Waldes westliche vom Bach
liegt. Das zweigeschossige Gerüst des vollstän-
dig verbohlten Speichers ist um 1800 auf einzel-
nen Feldsteinen gegründet worden. An der
Einfahrt zu der kleinen Hofstelle Nr. 6 ist ein
rechteckiger Erdkeller in Bruchsteinmauerwerk
aus dem 19.Jh. erhalten.
WALSRODE-IDSINGEN
In der kleinen Ortschaft Idsingen (178 Einwoh-
ner) in Randlage eines erhöhten, zum Idsinger
Bach abfallenden Geestrückens in der eiszeitlich
bewegten Landschaft, hat sich aufgrund topo-
grafischer Gegebenheit ein klassisches Geest-
dorf gebildet, mit zwei getrennten Höfereihen zu
beiden Seiten eines Wiesentals mit einem klei-
nen Bachlauf in der Mitte und umgebenden
Ackerflächen. Insbesondere bei Hochwasser
waren die Ortshälften nur über die beiden
Verbindungswege im Norden und Süden
verknüpft. Die östliche, sog. „obere“ Reihe war
bereits im 18.Jh. mit einer geschlossenen
Hofreihe dichter besiedelt als die westliche
„untere“. Infolge der späteren Ansiedlung von
Hofanlagen an den Verbindungsstraßen stellt
sich die Bebauungsstruktur (seit der Verkopp-
lung) weitgehend als ein geradlinig begrenztes
Geviert dar, mit einer abgesenkten Wiesenland-
schaft in der Mitte. Die nördliche und östliche
Dorfstraße bilden die Kreisstraßen 124 und 120,
die den Ort seit jeher an die Umgebung sowie
an die fast zehn Kilometer entfernte Kernstadt
Walsrode angebunden hat. Das Waldgebiet des
Stellichter Sünders im Osten und auch die
inzwischen bewaldete Lohheide nordwestlich
des Dorfes boten in früheren Zeiten für das seit
urkundlich 1385 erwähnte „Iddesingk“ hervorra-
gende Siedlungsbedingungen. Die nach Walsro-
Idsingen, Idsingen 1, Speicher, Ende 17.Jh.
360
aufgeführt worden. Die durch Lisenen und
Blendnischen zweifarbig gegliederten Giebel des
breiten Zwerchhauses an der östlichen Traufsei-
te mit Zierziegelsetzungen im Bereich der Ge-
simse, des Drempels sowie der Fenster und der
historischen Haustür verleihen dem Gebäude
das repräsentative Erscheinungsbild einer Villa.
Gegenüber, zwischen einem rückseitig verlän-
gerten Stall aus dem 19.Jh. und der alten trauf-
seitig angebauten Längsdurchfahrtsscheune mit
dem hohen Dreiviertelwalm des 18.Jh., steht ein
ungewöhnlich gut erhaltener zweistöckiger Trep-
penspeicher von 1746, in dem derzeit ein Ge-
treidemahlwerk betrieben wird. Seine Größe,
aber auch die dekorativen Elemente der sym-
metrisch gegliederten Dreiecksgiebel mit gebo-
genen Fußbändern sowie Ziegelsteinsetzungen
in den Gefachen lassen auf einen gewissen
Wohlstand der Hofbesitzer schließen. Hervorzu-
heben ist die vollständig erhaltene nordseitige
Außentreppe unter breitem Dachüberstand, die
die beiden Stockwerke des unverwechselbaren
Gebäudes überwindet. Das Obergeschoss und
das Dachgeschoss kragen allseitig auf gerunde-
ten Balkenköpfen und ebensolchen Füllhölzern
aus. Das auf Findlingen ruhende Erdgeschoss
sowie das Obergeschoss sind vertikal verbohlt.
Weiterhin gehören zur Hofanlage u.a. der etwa
einhundert Jahre jüngere Bullenstall in Fachwerk
und das ehemalige Backhaus Dorfallee la vom
Ende des 18.Jh., welches inzwischen auf abge-
teiltem Grundstück zu Wohnzwecken umge-
nutzt und umgebaut ist - ebenso das frühere
Doppelhaus für Landarbeiter, das weiter nördlich
auf der anderen Seite der Dorfallee (Nr. 1c) um
die Mitte des 19.Jh. errichtet wurde und u.a.
durch Dachausbauten den heutigen Wohnan-
sprüchen angepasst worden ist.
WALSRODE-HÜNZINGEN
Den Mittelpunkt der mittlerweile aus drei Sied-
lungsteilen bestehenden Ortschaft mit etwa 510
Einwohnern bildet der historische Dorfkern, der
ca. sechs Kilometer nördlich von Walsrode
inmitten der hügeligen, eiszeitlichen Landschaft
mit dem ausgedehnten Waldgebiet des Sünder
im Südwesten und dem Ackerland auf dem
Geestrücken im Nordosten an dem sog. Riesel-
bach entstanden ist. Dieser fließt von Norden
bzw. Osten kommend in einer von feuchten
Wiesen begleiteten Senke und mündet etwas
nördlich von Walsrode in die Böhme. Das Dorf
liegt abseits der östlich vorbeiführenden Landes-
straße 161 nach Rotenburg bzw. des Abzweigs
der Kreisstraße 131 nach Bomlitz. Die beiden
jüngeren Ortschaftsteile Dreikronen im Südwes-
ten und Kolonie Hünzingen im Nordosten sind
um 1900 als landwirtschaftliche Siedlung bzw.
nach 1918 als Arbeitersiedlung entstanden.
Die historische Struktur der ehemals kleinen
Streusiedlung Hünzingen ist heute auch vor Ort
nachvollziehbar. Die Parzellen der teilweise in
den Wald eingestreuten Einzelhofstellen zu bei-
den Seiten des Baches sind trotz vielfacher Ver-
änderungen der Gebäude erhalten geblieben.
Als Dorfmitte fungiert heute der abgesenkte
Bereich, der mit einem modernen Forellenhof
auf einer alten Parzelle das Ende einer langen
Kette von Fischteichen markiert, die den feuch-
ten Wiesen des Baches ausgehobenen worden
sind.
Das 1360 zuerst urkundlich erwähnte „Hunt-
singhe“ besaß neben den acht pflichtigen Haus-
stellen (vier Voll- und vier Kothöfen) und einer
Schule das adlig, landtagsfähige Gut derer von
der Kettenburg. Es war nach Walsrode einge-
pfarrt und gehörte seit dem 17.Jh. dem Gericht
Cording im Amt Rethem an.
Auf der Hofparzelle des früheren Gutshofes im
Südosten des Dorfkerns erkennt man das ver-
mutlich in der Mitte des 18.Jh. erbaute Herren-
haus Nr. 1, das sich trotz der neuen großflächi-
gen Fenstereinbauten durch seine typische
zweigeschossige Fachwerkkonstruktion unter
hohem Walmdach von der übrigen Bebauung
des Dorfes abhebt. Das qualitätvolle Wirt-
schaftsgebäude ist 1925 quer dazu mit massi-
vem Erdgeschoss auf hohem Bruchsteinsockel
und Fachwerkaufsatz mit wenigen Ziersetzun-
gen angebaut worden.
Idsingen, Idsingen 7, Hofanlage
Daneben sind als erhaltenswerte Bausubstanz
in Hinzingen nur noch das große, zum Wohn-
haus umgebaute Wohnwirtschaftsgebäude von
1813 auf der alten Vollhofstelle Nr. 4 zu erwäh-
nen, das ostseitig erhöht am Rand der Talaue
liegt sowie ein vermutlich aus dem 18.Jh. stam-
mender viersegmentiger Sandsteinbrunnenring
und ein kleiner Speicher im Hintergrund auf Hof
Nr. 2, der weit von der Dorfstraße entfernt in
dem Ausläufer des Waldes westliche vom Bach
liegt. Das zweigeschossige Gerüst des vollstän-
dig verbohlten Speichers ist um 1800 auf einzel-
nen Feldsteinen gegründet worden. An der
Einfahrt zu der kleinen Hofstelle Nr. 6 ist ein
rechteckiger Erdkeller in Bruchsteinmauerwerk
aus dem 19.Jh. erhalten.
WALSRODE-IDSINGEN
In der kleinen Ortschaft Idsingen (178 Einwoh-
ner) in Randlage eines erhöhten, zum Idsinger
Bach abfallenden Geestrückens in der eiszeitlich
bewegten Landschaft, hat sich aufgrund topo-
grafischer Gegebenheit ein klassisches Geest-
dorf gebildet, mit zwei getrennten Höfereihen zu
beiden Seiten eines Wiesentals mit einem klei-
nen Bachlauf in der Mitte und umgebenden
Ackerflächen. Insbesondere bei Hochwasser
waren die Ortshälften nur über die beiden
Verbindungswege im Norden und Süden
verknüpft. Die östliche, sog. „obere“ Reihe war
bereits im 18.Jh. mit einer geschlossenen
Hofreihe dichter besiedelt als die westliche
„untere“. Infolge der späteren Ansiedlung von
Hofanlagen an den Verbindungsstraßen stellt
sich die Bebauungsstruktur (seit der Verkopp-
lung) weitgehend als ein geradlinig begrenztes
Geviert dar, mit einer abgesenkten Wiesenland-
schaft in der Mitte. Die nördliche und östliche
Dorfstraße bilden die Kreisstraßen 124 und 120,
die den Ort seit jeher an die Umgebung sowie
an die fast zehn Kilometer entfernte Kernstadt
Walsrode angebunden hat. Das Waldgebiet des
Stellichter Sünders im Osten und auch die
inzwischen bewaldete Lohheide nordwestlich
des Dorfes boten in früheren Zeiten für das seit
urkundlich 1385 erwähnte „Iddesingk“ hervorra-
gende Siedlungsbedingungen. Die nach Walsro-
Idsingen, Idsingen 1, Speicher, Ende 17.Jh.
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