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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0083
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Straßenabschnitt stehende Haus Rolands-
mauer 9 einen Eindruck vom Typus des klei-
nen Osnabrücker Wohnhauses der Zeit um
1800, wie er vorzugsweise in Stadtrandlage
und in den Nebenstraßen anzutreffen war,
hier allerdings in einer künstlerisch an-
spruchsvolleren Gestalt. Das Haus, das sich
der Baumeister Anton Schoof wohl als Umbau
eines älteren Hauses 1819 errichtete, ist ein
eingeschossiger giebelständiger Bau von drei
Achsen, der von einem Krüppelwalmdach
überdeckt wird. Wie beim einfachen Haus der
Zeit in Osnabrück üblich, wurde es als ver-
putzter Bruchsteinbau mit Sandsteineinfas-
sungen erbaut, erfuhr jedoch darüberhinaus
eine ungewöhnlich feine und liebevolle Fassa-
dendurchbildung. Ein Sandsteinsockel, in
Sandstein ausgeführte Ecklisenen und Ge-
simse, eine mit dem Ornament des Klassizis-
mus geschmückte Türeinfassung und von
verzierten Konsolen gestützte Sohlbänke un-
ter den Fenstern gestalten und beleben die
Fassade des kleinen, aber qualitätvollen Hau-
ses.
Aus der ehemaligen Stadtrandlage der Straße
an der Stadtmauer erklärt sich das heute zur
Gaststätte ausgebaute ehemalige Wirt-

schaftsgebäude Rolandsmauer 23, ursprüng-
lich Scheune oder Stallgebäude, das im Kern
wohl noch aus dem 16. Jh. stammt. Schlichte
Wohngebäude des 19. Jh., errichtet in der
handwerklichen Tradition als verputzte Bruch-
steinbauten mit Sandsteineinfassungen, sind
die benachbarten Häuser Nr. 22 (erbaut 1864,
traufenständig) und Nr. 24 (erste Hälfte 19.
Jh., giebelständig, Rückgiebel in Fachwerk).
NÖRDLICHE HAKENSTRASSE
Die am Südrand der Butenburg gelegene
Straße folgte dem Verlauf des einst von der
Wüste heranführenden Poggenbaches, der
die Gräben der mittelalterlichen Domburg mit
Wasser versorgte. Sie gehörte zum größten
Teil dem ausgedehnten zusammenhängen-
den Gebiet im Westen der Stadt an, der sich
im Besitze des Adels befand. An der Haken-
straße konzentrierten sich die geräumigen,
meist mehrflügligen Anlagen der Adelshöfe,
die der Straße ehemals ihr Gepräge als eine
der vornehmsten der Altstadt gaben, bis auch
sie im Zweiten Weltkrieg zugrunde ging. An ihr
verblieben lediglich zwei charakteristische
Bauten: am Südende die sogenannte Pog-

genburg (Nr. 9, s. S. 84) und am entgegen-
setzten nördlichen Straßenende das Gebäu-
de des ehemaligen Adelshofs von Diepen-
brock zu Mark, der hier allerdings durch die
heute veränderte städtebauliche Situation aus
seinem ursprünglichen Zusammenhang ge-
rissen ist (Nr. 4 A). Der in die Tiefe des Grund-
stücks gestellte Hauskörper bildete einst mit
den Baulichkeiten eines benachbarten, nicht
erhaltenen Adelshofes und zugehörigem
Rückgebäude einen zur Straße hin offenen,
durch eine Mauer abgegrenzten großen Hof.
Das im 16. Jh. errichtete Haus ist ein zweige-
schossiger verputzter Massivbau mit glatten
Sandsteineinfassungen und geringen Gliede-
rungen, der der Straße seinen schlichten
Giebel zuwendet. Dieser ragt seitlich über
Konsolen vor und wird nur von schmalen Gurt-
gesimsen unterteilt. Allein in seinem gestuften
oberen Aufbau weist er wenige Renaissance-
formen auf, die sich auf den bekrönenden Auf-
satz mit Mittelfiale, seitlichen Voluten und Ro-
setten beschränken. Das Gebäude, das im
18. und zu Anfang des 19. Jh. als Posthof
diente, wurde 1978 in seiner heutigen Form
wiederhergestellt.


Hakenstraße 4A, 16. Jh.


Bocksmauer 11-18, ehern. Armenhäuser


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