Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kämmerer, Christian [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0091
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
die über einem kaum betonten Kämpfer auf-
steigen und deren Felder durch breite, unge-
gliederte Gurt- und Schildbögen von einander
geschieden sind. In der Proportionierung der
Schiffe zueinander folgt das Langhaus noch
dem klassischen Breitenverhältnis von 1:2:1:
Den drei dem Quadrat angenäherten Jochen
des Mittelschiffs entsprechen halb so breite
längsrechteckige Joche in den schmalen Sei-
tenschiffen. Die Wände des gerade geschlos-
senen Chors werden durch ansteigende
Gruppen von jeweils drei schmalen spitzbogi-
gen Fenstern durchbrochen. Nord- und Süd-
wand des Querhauses weisen mit dem Fort-
schreiten der Arbeiten bereits die breiten rei-
chen Maßwerkfenster auf, die in ähnlicher
Form auch der Halle ihr Licht geben. Sie wur-
den nach den Schäden des Krieges verein-
facht erneuert.
Der Außenbau der Kirche - verquadert am
Westbau, sonst aber in Bruchstein ausgeführt
- ist schmucklos. Ostbau und Langhaus wer-
den durch Strebepfeiler gegliedert, die Steil-
giebel der Seitenschiffdächer, die Hinzufü-
gung aus dem Anfang des 14. Jh. sind, blie-
ben ungestaltet. Auch der wuchtige Westrie-
gel ist in seiner unteren Zone bis auf die große
zwölfteilige Maßwerkrose der Westfront und
Eckvorlagen ungegliedert. Die unteren Par-
tien der Westseite sind im übrigen stark über-
arbeitet, das Portal ist nicht ursprünglich. Die
drei oberen Turmgeschosse, deren Mauer-
werk von Maßwerkfenstern durchbrochen und
von flachen Lisenen gegliedert ist, wurden
erst zu Beginn des 14. Jh. vollendet. Die ur-
sprünglich von stumpfen Pyramidendächern
bekrönten Türme besitzen heute unterschied-
liche Überdachung, den Südwestturm über-
deckt eine schlichte Haube von 1740.
Zu Anfang des 14. Jh. wurde vermutlich die
quadratische Sakristei südlich am Chor ange-
fügt, während an der Nordseite der Stiftskir-
che der Kreuzgang entstand, der sich mit drei-
teiligen Arkaden zu einem langrechteckigen
Hof hin öffnet. An seiner Nordwestecke
springt der Baukörper der Kreuzkapelle zur
Johannisstraße vor. An Chor und Querhaus
nördlich anschließend, befinden sich schließ-
lich die zwei Flügel des ehemaligen Kapitel-
hauses, schlichte Bruchsteinbauten des 13./
15. Jh.
JOHANNISFREIHEIT
Ursprünglich befand sich bei der Johanniskir-
che das zugehörige Kloster. Nachdem bereits
im 13. Jh. die Auflösung des gemeinsamen
Lebens der Stiftsgeistlichen erfolgt war, wur-
den die Häuser in der Nachbarschaft der Kir-
che aufgekauft und zu Wohnungen der Geist-
lichkeit, den Kurien, umgewandelt. Die St. Jo-
hann zugehörige Freiheit, auf welcher die
Stiftskurien lagen, umfaßte einen nicht unbe-
trächtlichen Raum um heutige Johannisfrei-
heit, Pfaffen-, Bischofs-, Johannis- und
Süsterstraße. Von den hier im Umkreis der
Kirche einst vorhandenen Kuriengebäuden
sind heute alle verschwunden und durch jün-
gere Bauten ersetzt.
Nördlich des Kreuzgangs an der Johannis-
straße lag ehemals das Propsteihaus von St.
Johann, später das katholische Waisenhaus.
Zwischen ihm und dem Nordflügel des Kreuz-


Johanniskirche, Kreuzgang nach Westen


Johanniskirche, Kreuzgang


Johannisfreiheit 12, Pfarramt von St. Johann,
1906/07


89
 
Annotationen