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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0095
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hier der Wechsel in der Abstufung der vier
Stockwerke, die von drei kräftigen durchlau-
fenden Stockwerksgesimsen voneinander ge-
schieden werden. Auf jeweils ein Vollgeschoß
folgt ein Zwischengeschoß, dessen oberstes
als ausgeprägtes Mezzanin mit querrechtek-
kigen Fensteröffnungen gebildet ist. Die Flü-
gelbauten, deren Fassaden die Gestaltung
der unteren beiden Geschosse des Haupt-
baus übernehmen, werden durch Balustraden
abgeschlossen, hinter denen sich ursprüng-
lich Flachdächer befanden. Der Gleichförmig-
keit der Gesamtanlage, die in ortsüblicher
Weise als Putzbau mit Gliederungen und Ar-
chitekturteilen in Sandstein ausgeführt wurde,
wirken wenige Akzente am Bau entgegen, ins-
besondere das große säulenflankierte Mittel-
portal des corps de logis, über dem sich das
Wappen des Herzoglichen Hauses Braun-
schweig-Lüneburg befindet. Ein nach Aus-
weis älterer Stichansichten einst die Mittel-
achse des Hauptgebäudes an Hof- und
Gartenseite betonendes Zwerchhaus scheint
bereits im 19. Jh. beseitigt worden zu sein. Die
Innenräume des Schlosses wurden im Welt-
krieg zerstört und lediglich die äußere Gestalt
der Gebäude wieder hergestellt, die jetzt von
der Osnabrücker Universität genutzt werden.
Der südlich sich anschließende Schloßgarten
erstreckt sich bis an die Linie der ehemaligen
Stadtmauer. Ursprünglich war er ein regelmä-
ßig im Sinne des Barock gestalteter Garten,
der Ende des 18. Jh. zu einem Landschafts-
park umgestaltet wurde, wie ihn die Landes-
aufnahme Du Plats 1787 zeigt. In der heute
neu gestalteten Grünanlage haben vor der
Gartenfassade des Schlosses die vier von
Schloß Eggermühlen hierher versetzten Figu-
ren der Erdteile aus der Mitte des 18. Jh. Auf-
stellung gefunden, am Seiteneingang des
Parks westlich des Schlosses die Sandsteinfi-
guren zweier Atlanten (um 1700), die sich
ehemals an der Riesenallee des Gutes Sutt-
hausen befanden. Von seinem vorhergehen-
den Standort am Herrenteichswall in den
Schloßpark versetzt wurde auch das Denkmal
für den Komponisten Justus W. Lyra, ein Find-
lingsblock mit einem 1905 von Heinrich Wul-
fertange geschaffenen Bronzerelief.
SCHLOSSTRASSE UND
SÜSTERSTRASSE
Die letzten größeren Freiflächen der Neustadt
wurden erst im 20. Jh. mit der Anlage von
Schloß- und Süsterstraße erschlossen. Um
1920 legte man südlich des Schloßgartens
den östlichen Abschnitt der Schloßstraße zwi-
schen Schloßwall und heutiger Kolpingstraße
an. Der Straßenabschnitt ist insofern bemer-
kenswert, als mit ihm innerhalb des mittelalter-
lichen Stadtgebiets eine reine Villenstraße mit
großbürgerlichen Häusern auf geräumigen
Gartengrundstücken geschaffen wurde. Die
hier in den zwanziger Jahren gebauten Villen,
von denen der Krieg nur wenige unverändert
ließ, sind Zeugnisse der sehr konservativen,
noch ganz spätbarocken und klassizistischen
Vorbildern verpflichteten Baugesinnung, die
das Osnabrücker Bauen ganz allgemein noch
bis etwa 1925 prägte. Den Typus der herr-
schaftlichen Villa mit repräsentativem An-
spruch, wie er eher für die Zeit vor dem Ersten

Ehern. Fürstbischöfliches Schloß, Ansicht (seitenverkehrtes Guckkastenbild) von C.L. Reinhold,
1777 (Nieders. Staatsarchiv Osnabrück, K 61 a Neuer Graben Nr. 4)



Neuer Graben, ehern. Fürstbischöfliches Schloß, Gesamtanlage von Nordwesten

Schloß, Nordflügel mit Torbau, Hofseite


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