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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0099
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der Aufwand der in Renaissance-Formen ge-
stalteten Fassade, im Obergeschoß fällt ein
schöner Fenstererker auf. Verwandten Fas-
sadenaufriß zeigt das Fabrikantenwohnhaus
Heger-Tor-Wall 24 auf der westlichen Wallsei-
te (erbaut 1898, Architekt W. Rosebrock).
Neben Wohnhäusern für gehobene Ansprü-
che entstand an der breiten Wallpromenade
auch ein herrschaftlicher Villenbau, der zu den
bedeutendsten Bauten dieser Gattung in Os-
nabrück zählt. Auf einem an das Museum an-
grenzenden großen Gartengrundstück wurde
1900/01 die Villa des Fabrikanten Schlikker
durch den hannoverschen Architekten Otto
Lüer erbaut, ein palastartiges Haus von zwei-
einhalb Geschossen, das von der Straße
durch einen Vorgarten abgesetzt ist (Nr. 27).
Die drei als Fassaden ausgebildeten Seiten
des Hauses wurden unter formaler Anknüp-
fung an Vorbilder der italienischen Hochre-
naissance mit bedeutendem repräsentativen
Anspruch gestaltet. Das gilt besonders für die
opulente, zum Wall ausgerichtete Hauptfas-
sade, die in drei breite Achsen mit mehrteili-
gen Fenstern gegliedert ist und deren gewich-
tigem Mittelrisalit eine balustradengesäumte

Heger-Tor-Wall 12, 1885, Architekt W. Nietmann


Hasetorwall 2ff.


Terasse mit säulengetragenem Balkon vorge-
lagert ist.
HASETORWALL
Die Bebauung des Hasetorwalls setzte, wie
allgemein auf den niedriggelegenen Partien
vor der Stadt, erst relativ spät ein. So entstand
in den neunziger Jahren auf den ehemaligen
alten Gärten an der stadtabgewandten Seite
des Wallabschnitts die geschlossene Zeile
gutbürgerlicher Wohnhäuser, die in Zuschnitt
und Anordnung noch in der Tradition des älte-
ren Vorstadthauses stehen (Nr. 2-16). Es
handelt sich um zwei- bis dreigeschossige
Häuser von vier bis fünf Achsen, deren vorge-
blendete Ziegelfassaden durch Stuck, Putz-
und Ziegelgliederungen im Sinne des ausge-
henden 19. Jh. gestaltet sind. Der Mehrzahl
der Fassaden ist ein seitlicher Risalit gemein-
sam, mit welchem zwei Fensterachsen zu-
sammengefaßt werden. Aus der Reihung ihrer
verschieden hohen und unterschiedlich ge-
stalteten Risalitgiebel bezieht die Häuserzeile
ihre Lebendigkeit, die sie trotz einer größeren
Zahl von Ersatzbauten der Nachkriegszeit
noch bewahren konnte.

Am Nordende des Walls befindet sich auf ei-
nem großen, zum Teil von hohen Bruchstein-
mauern umfaßten Grundstück am Haseufer
der Komplex des Benediktinerinnen-Klosters
zur ewigen Anbetung. Das Kloster wurde
1854 in Osnabrück gegründet und 1859 zum
selbständigen Priorat erhoben. 1896 bezogen
die Schwestern, die in den Anfängen des Klo-
sters in Gebäuden der Innenstadt unterge-
bracht waren, den Neubau am Wall. Der Bild-
hauer Heinrich Seling lieferte die Entwürfe zu
der weit von der Straße zurückgesetzten Vier-
flügelanlage, deren dreigeschossige Kloster-
flügel mit der Kapelle einen rechteckigen Hof
umschließen (Hasetorwall 22, Wiederaufbau
nach Kriegsbeschädigung 1953/54). Die sehr
schlichten, in unverputztem Bruchstein mit
Sandsteineinfassungen errichteten Baulich-
keiten besitzen keinerlei Gliederungen und
sind in einem kargen und ernsten neuromani-
schen Stil erbaut. Mit ihrer konsequenten
Schmucklosigkeit stehen sie in deutlichem
Gegensatz zu den etwa gleichzeitig durch
Dombaumeister Behnes mit bedeutendem re-
präsentativen Aufwand errichteten neuroma-
nischen Bauten des Dombereichs.

Heger-Tor-Wall 1C-5,1880-83, Architekt C.W. Geisler


Hasetorwall 22, Kloster zur ewigen Anbetung, 1896, Hasetorwall 22, Kloster von Südosten
Architekt H. Seling


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