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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0105
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worden war. Anknüpfend an die große Epoche
des Osnabrücker Kirchenbaus errichtete
Dombaumeister Behnes eine Hallenkirche in
reinen gotischen Formen, die in ihren Abmes-
sungen den alten Kirchen der Stadt durchaus
vergleichbar ist. Zu ihrer Gestaltung mögen
neben den gotischen Kirchen der Stadt Vorbil-
der wie die Marburger Elisabethkirche und
Wiesenkirche in Soest von Einfluß gewesen
sein. An die mächtige doppeltürmige Westfas-
sade schließt sich ein hohes dreischiffiges
Langhaus von fünf Jochen an, das im Osten
ein polygonaler Chor abschließt. Nach teilwei-
ser Kriegszerstörung wurde das ehemals kon-
sequent durchgeführte gotische System des
Innenraums im Zuge des Wiederaufbaus
1954/55 leider beseitigt, die Kreuzrippenge-
wölbe des Mittelschiffs durch eine Flachtonne
ersetzt. Am Außenbau büßte die in Sandstein-
quadern errichtete Kirche die hohen Turm-
helme und -giebel, alle Giebel der Langhaus-
dächer und die Zwillingstürme vor der West-
fassade und beiderseits des Chores ein.
Der Kirche gegenüber bezeichnet der Berg-
mannsbrunnen das südliche Ende des Her-
renteichswalls, der hier seinen Abschluß an
der ehemals vor dem Herrenteichstor gelege-
nen Bastion fand (vgl. S. 59f.). Während die
Bastion bereits kurz nach 1800 beseitigt wor-
den war und sich nur in der Platzfläche südlich
des Brunnens noch abzeichnet, hatte man
den Wall selbst 1854 beim Bau der Eisenbahn
zum Teil abgetragen, die Wallkrone mit Lin-
den bepflanzt und auf diese Weise eine Pro-
menade entlang der Hase zwischen Pernik-
kelmühle und Herrenteichstor geschaffen. Als
Kopf des Walles wurde 1909 durch das Stadt-
bauamt (Architekt Alfred Hartmann) eine Ter-
rasse mit Brunnenanlage errichtet, zu deren
beiden Seiten Treppenrampen den Zugang
zur Wallpromenade herstellen. Zur Anlage,
die nach ihrem Stifter, dem Generaldirektor
des Georgs-Marien-Hütten- und Bergwerks-
vereins unter dem Namen Haarmannsbrun-
nen bekannt ist, trug der in Berlin tätige Bild-
hauer Adolf Graef die große Bronzefigur des
Bergmannes bei. Sie ist Erinnerung an die
1893 bei einem Wassereinbruch im Piesberg
ertrunkenen Bergleute und Zeichen der jahr-
hundertealten Verbindung der Stadt mit dem
Piesberger Kohlenbergwerk.
EHEMALIGE FELDMARK -
NÖRDLICHE STADTGEBIETE

Im Norden der Altstadt vor dem ehemaligen
Hasetor steigt das Gelände kräftig an zur Hö-
he des Gertrudenberges (97 m), dem nördlich
und östlich eine Anzahl kleinerer Erhebungen
vorgelagert sind. Die Grenze der Stadtgemar-
kung wird im Nordosten durch die noch gut zu
verfolgende, in zwei größeren Abschnitten er-
haltene Landwehrlinie bezeichnet (vgl. S. 98),
im Nordwesten folgt sie dem Lauf der Nette bis
zu ihrer Einmündung in die Hase. In der Ge-
markung, jedoch ursprünglich nicht zur Stadt
gehörig, liegt das Kloster auf dem Gertruden-
berg, das ehemals ein größerer Grundbesitz
umschloß.
Zwei der ältesten Osnabrücker Fernstraßen
trennten sich unmittelbar vor dem Hasetor, um
ihren Weg auf verschiedenen Seiten des Ger-

trudenberges fortzusetzen. Am westlichen
Fuß des Berges entlang verläuft die Straße
nach Bramsche in etwa gradlinigem Verlauf
nach Norden, um mit ihrem Übergang über die
Nette bei der Haster Mühle das Stadtgebiet zu
verlassen. Über den Süd- und Osthang des
Gertrudenberges führt im Bogen die alte Stra-
ße nach Hunteburg-Diepholz-Bremen, die
zum frühen Straßensystem Osnabrücks ge-
hört und der im heutigen Stadtgrundriß die Ab-
folge von Ziegel- und Knollstraße entspricht.
Etwa 400 m nördlich des ehemaligen Hase-
tors zweigt von der Bramscher Straße der alte
Weg zum Dorf Haste ab, ihm entspricht der
Verlauf der Süntelstraße.
Ehemaliges Benediktinerinnenkloster
auf dem Gertrudenberg
Etwas unterhalb der Kuppe des Gertruden-
bergs befand sich bereits in frühmittelalterli-
cher Zeit eine dem hl. Michael geweihte Ka-
pelle. An ihrer Stelle gründete Bischof Benno
II. im letzten Drittel des 11. Jh. ein Frauenklo-
ster, das jedoch erst im 12. Jh. endgültig ein-
gerichtet und 1142 unter die Regel des hl. Be-
nedikt gestellt wurde. Die weitere Entwicklung

Herz-Jesu-Kirche, Westfassade, Zeichnung
(Osnabrück, Bauordnungsamt)



Herz-Jesu-Kirche am Herrenteichswall, 1899-1902, Architekt A. Behnes

Herrenteichswall, Zugang zur Wallpromenade beim Bergmannsbrunnen


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