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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0106
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Kirche des ehemaligen Gertrudenberger Klosters,
Grundriß

des Gertrudenberger Klosters wurde durch
seine strategisch wichtige Lage gegenüber
und oberhalb von Stadt und Haseübergang
nachteilig beeinflußt. Häufige Auseinander-
setzungen mit der Stadt und Kriegsereignisse
brachten verschiedentlich Zerstörungen und
Schädigungen, auf die erst im 18. Jh. wieder
eine Phase ruhiger Entwicklung und Erweite-

rung folgte. 1803 wurde das Kloster säkulari-
siert, im weiteren Verlauf des Jahrhunderts
dem benachbarten Neubau der Irrenanstalt
angegliedert und ein Teil seiner Baulichkeiten
abgebrochen. Heute sind Kirche und Kloster-
gebäude Teil des Niedersächsischen Landes-
krankenhauses Osnabrück.
Die Klosterkirche erhielt ihre heutige Gestalt
durch einen Neubau, der - etwa gleichzeitig
mit dem Langhaus des Doms - gegen 1230/
35 unter teilweiser Berücksichtigung der Vor-
gängerbauten entstand. Der Neubau bezog
aus der unter Benno II. entstandenen Kirche
des späten 11. Jh. die beiden gewölbten
Turmgeschosse mit ein. In der südlichen
Turmwand blieb zudem ein Rest aus der Süd-
wand der frühmittelalterlichen Michaeliskapel-
le erhalten. Die Kirche der ersten Hälfte des
13. Jh., die unter weitgehender Benutzung der
Fundamente des Vorgängerbaus errichtet
wurde, besitzt ein einschiffiges Langhaus von
zwei Jochen, einen quadratischen Chor von
der Breite des Schiffes und einen ebenfalls
quadratischen südlichen Querarm, der als Äb-
tissinnenempore angefügt wurde.
Am schlichten Außenbau der in Bruchstein er-
richteten Kirche befindet sich am Südquerarm


Ehemaliges Benediktinerinnenkloster auf dem Gertrudenberg, Ansicht der Klosterkirche von Nordosten

ein originales Rundbogenportal mit eingestell-
ten Eckdiensten und Knospenkapitellen. Von
späteren Erneuerungen zeugen die gotischen
Maßwerkfenster von Schiff und Chor. Bis zum
Zweiten Weltkrieg trug der Kirchturm ein ba-
rockes achteckiges Zeltdach, an dessen Stel-
le nach Kriegszerstörungen ein hohes Sattel-
dach trat. Der Innenraum wird von spitzbogi-
gen Kreuzrippengewölben überspannt, die
durch breite Gurtbögen voneinander geschie-
den sind. Ein reich gegliederter Triumph-
bogen trennt Schiff und Chor, in dem der für
die Kirche gearbeitete barocke Hochaltar, der
1717 in Auftrag gegeben wurde, 1980 teilwei-
se rekonstruiert wieder Aufstellung fand.
Vom Geviert der Klostergebäude, das sich
nördlich an die Kirche anschloß, blieb nur
noch der zweigeschossige Westflügel aus
dem 18. Jh. mit Resten der Arkadenfolge des
mittelalterlichen Kreuzgangs erhalten. An die
Stelle des ehemaligen Nordflügels trat ein für
die Zwecke des Landeskrankenhauses er-
richteter Neubau, der die alten Kellergewölbe
des Vorgängerbaus mit einbezog. Im An-
schluß an den südlichen Querarm der Kirche
entstand 1765 durch den Maurermeister Chri-
stian Luschgy das Äbtissinnenhaus, ein zwei-

Senator-Wagner-Weg. Blick nach Norden


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