umfaßt, auf der nordöstlichen Seite schließt
sich ein ebenfalls von Mauern eingefriedeter
Park an.
Die repräsentative dreigeschossige Front der
Irrenanstalt erhebt sich hoch über der zur
Knollstraße abfallenden Böschung und wird
über eine baumbestandene Zufahrt von der
Straße her erreicht. Zwei Gartenpavillions
flankieren den Vorplatz vor dem Zentrum der
Gesamtanlage, dem in der Symmetrieachse
angeordneten Verwaltungsgebäude. Ihm
schließen sich, etwas zurückspringend und
über Laubengänge mit dem Hauptbau ver-
bunden, zu beiden Seiten zwei große Kran-
kengebäude an. Die rückwärtige Gebäudezei-
le, die mit der vorderen ehemals durch zwei
geschlossene Gänge verbunden war, ist nur
noch zweigeschossig, ragt jedoch des Gelän-
deanstiegs wegen in etwa gleicher Höhe auf
wie die vordere. Ihre Mitte nimmt das Wirt-
schaftsgebäude ein, das neben Wäscherei
und Küche den Festsaal enthält, beiderseits
schließen sich Krankengebäude an.
Für die Gestaltung der Fassaden sind die For-
men der Neuromanik mit einzelnen gotisieren-
den Details bestimmend, die entsprechend
der Bedeutung der einzelnen Bauteile unter¬
schiedlich reiche Anwendung finden. Die
durch Risalite mit lebhaft und malerisch gebil-
deten Giebeln gegliederten Gebäude der vor-
deren Reihe besitzen an ihren Hauptseiten
vorgeblendete Sandsteinfassaden, rückwär-
tig sind sie in Bruchstein mit Sandsteineinfas-
sungen erbaut. Die langgezogene Hauptfront,
die als rhythmisch gegliederte Gesamtheit
aufgefaßt ist, besitzt in dem breiten Mittelrisalit
des Verwaltungsgebäudes, dessen Giebel mit
Staffeln und Türmchen reicht besetzt ist, ihr
zentrales Motiv, das von den Risaliten der Sei-
tengebäude in einfacheren Formen wieder
aufgenommen und variiert wird. Die rückwärti-
ge Gebäudezeile ist im ganzen wesentlich
schlichter gestaltet, in ihr erhielt nur der Mittel-
bau mit dem Festsaal eine aufwendigere Ge-
stalt (erweitert 1911).
Die Anlage wurde im 19. und 20. Jh. durch ei-
ne Anzahl freistehender Gebäude im hinteren
Teil des Grundstücks vergrößert, die rückwär-
tigen Flügel durch Anbauten seitlich erweitert.
Weiter nordöstlich an der Knollstraße erbaute
die Provinzialverwaltung 1907/08 nach dem
Entwurf Landesbaurats Magunna eine Zeile
von fünf Wohnhäusern für jeweils zwei Wärter
der Irrenanstalt. Die eingeschossigen, auf
Knollstraße 35ff, ehemalige Wohnhäuser für Anstaltswärter, 1907-08
Terrasse, Blick nach Südwesten
Knollstraße 15, ehemalige Irrenanstalt,
Hauptgebäude (Verwaltung)
Ziegelstraße 12, Gartenhaus, 1801
Gartengrundstücken angeordneten Doppel-
häuser sind Zeugnisse eines guten staatli-
chen Wohnungsbaus, der noch ganz in der
Tradition steht, die mit der vorbildlichen städti-
schen Anlage der Eversburger Bergarbeiter-
kolonie im 19. Jh. begonnen wurde (Knollstra-
ße 35-53).
Ehemalige Bürgergärten auf dem
Gertrudenberg
Vor dem Hasetor erstreckte sich über den
West- und Südhang des Gertrudenberges bis
zur Mitte des 19. Jh. ein ausgedehntes
vorstädtisches Gartengebiet, das sich beider-
seits der Bramscher Straße bis zum Hase-
friedhof hinzog und im Südosten zu beiden
Seiten der Ziegelstraße etwa bis zur Zufahrt
des Klosters reichte. Noch heute sind in den
weiträumigen Baublöcken, die von Bram-
scher, Süntel- und Lindenstraße, Am Bürger-
park, Senator-Wagner-Weg und Ziegelstraße
umschrieben werden, größere Partien dieser
Gärten auf dem Hang des Berges erhalten ge-
blieben.
Vom Hasetor aus führte seit alters her ein di-
rekter Fußweg durch die Gärten den Hang des
Gertrudenberges hinauf zum Kloster. Er wur-
de mit der Anlage der Hannoverschen West-
bahn etwa 100 m vor dem Hasetor abgeschnit-
ten und blieb nur noch in seinem nördlichen
Teil zwischen Ziegelstraße und Kloster unter
dem Namen „Terrasse“ erhalten. In ihrem un-
teren Abschnitt bewahrte die Terrasse noch
den Charakter eines typischen Osnabrücker
Vorstadt-Gartenweges der Zeit um 1800, der
zum Teil von alten Bruchsteinmauern und
Gartenpforten gesäumt ist. Der obere Teil des
Weges wurde im 19. Jh. durch Baumpflanzun-
gen (Bergahorn) zu einer Allee gestaltet, die
an der Klostermauer in den baumbestande-
nen Senator-Wagner-Weg einmündet. Dem
Betrachter, der hier seinen Standort nimmt,
kann der Bereich um Terrasse und Senator-
Wagner-Weg noch einen relativ ungestörten
Eindruck von der landschaftlichen Schönheit
der vorstädtischen Gartenregion vermitteln,
wie er sonst in dieser Form in Osnabrück nicht
mehr anzutreffen ist.
Als es zu Ende des 18. Jh. üblich wurde, auf
den Gartengrundstücken vor der Stadt feste
Gartenhäuser zu errichten, entstanden auch
am Gertrudenberg eine Anzahl solcher Anla-
gen, die in ihrer Gestaltung im allgemeinen
sehr schlicht, gelegentlich aber auch recht
aufwendig sein konnten. Das reichste unter
den noch erhaltenen Gartenhäusern in Osna-
brück ist das der Familie Brandenburg auf
dem Südhang des Berges, das heute hinter
der jüngeren Bebauung der Ziegelstraße ver-
borgen liegt (Ziegelstraße 12). Es ist zudem
das einzige, das in Verbindung mit einer
gestalteten Gartenanlage der Zeit um 1800
überkommen ist. Zwei Gärten, die auf ver-
schiedenen Ebenen des ansteigenden Han-
ges liegen, sind durch eine Freitreppe unter-
einander verbunden. Das auf der oberen
Terrasse liegende Gartenhaus, erbaut 1801,
ist ein rechteckiger, von einem flachen Zelt-
dach überdeckter Bau, dessen Südseite eine
in Sandstein ausgeführte Schaufassade vor-
gelegt ist. Vier ionische Säulen tragen ein kräf-
tig ausgebildetes Gebälk, das in der Mittelach-
106
sich ein ebenfalls von Mauern eingefriedeter
Park an.
Die repräsentative dreigeschossige Front der
Irrenanstalt erhebt sich hoch über der zur
Knollstraße abfallenden Böschung und wird
über eine baumbestandene Zufahrt von der
Straße her erreicht. Zwei Gartenpavillions
flankieren den Vorplatz vor dem Zentrum der
Gesamtanlage, dem in der Symmetrieachse
angeordneten Verwaltungsgebäude. Ihm
schließen sich, etwas zurückspringend und
über Laubengänge mit dem Hauptbau ver-
bunden, zu beiden Seiten zwei große Kran-
kengebäude an. Die rückwärtige Gebäudezei-
le, die mit der vorderen ehemals durch zwei
geschlossene Gänge verbunden war, ist nur
noch zweigeschossig, ragt jedoch des Gelän-
deanstiegs wegen in etwa gleicher Höhe auf
wie die vordere. Ihre Mitte nimmt das Wirt-
schaftsgebäude ein, das neben Wäscherei
und Küche den Festsaal enthält, beiderseits
schließen sich Krankengebäude an.
Für die Gestaltung der Fassaden sind die For-
men der Neuromanik mit einzelnen gotisieren-
den Details bestimmend, die entsprechend
der Bedeutung der einzelnen Bauteile unter¬
schiedlich reiche Anwendung finden. Die
durch Risalite mit lebhaft und malerisch gebil-
deten Giebeln gegliederten Gebäude der vor-
deren Reihe besitzen an ihren Hauptseiten
vorgeblendete Sandsteinfassaden, rückwär-
tig sind sie in Bruchstein mit Sandsteineinfas-
sungen erbaut. Die langgezogene Hauptfront,
die als rhythmisch gegliederte Gesamtheit
aufgefaßt ist, besitzt in dem breiten Mittelrisalit
des Verwaltungsgebäudes, dessen Giebel mit
Staffeln und Türmchen reicht besetzt ist, ihr
zentrales Motiv, das von den Risaliten der Sei-
tengebäude in einfacheren Formen wieder
aufgenommen und variiert wird. Die rückwärti-
ge Gebäudezeile ist im ganzen wesentlich
schlichter gestaltet, in ihr erhielt nur der Mittel-
bau mit dem Festsaal eine aufwendigere Ge-
stalt (erweitert 1911).
Die Anlage wurde im 19. und 20. Jh. durch ei-
ne Anzahl freistehender Gebäude im hinteren
Teil des Grundstücks vergrößert, die rückwär-
tigen Flügel durch Anbauten seitlich erweitert.
Weiter nordöstlich an der Knollstraße erbaute
die Provinzialverwaltung 1907/08 nach dem
Entwurf Landesbaurats Magunna eine Zeile
von fünf Wohnhäusern für jeweils zwei Wärter
der Irrenanstalt. Die eingeschossigen, auf
Knollstraße 35ff, ehemalige Wohnhäuser für Anstaltswärter, 1907-08
Terrasse, Blick nach Südwesten
Knollstraße 15, ehemalige Irrenanstalt,
Hauptgebäude (Verwaltung)
Ziegelstraße 12, Gartenhaus, 1801
Gartengrundstücken angeordneten Doppel-
häuser sind Zeugnisse eines guten staatli-
chen Wohnungsbaus, der noch ganz in der
Tradition steht, die mit der vorbildlichen städti-
schen Anlage der Eversburger Bergarbeiter-
kolonie im 19. Jh. begonnen wurde (Knollstra-
ße 35-53).
Ehemalige Bürgergärten auf dem
Gertrudenberg
Vor dem Hasetor erstreckte sich über den
West- und Südhang des Gertrudenberges bis
zur Mitte des 19. Jh. ein ausgedehntes
vorstädtisches Gartengebiet, das sich beider-
seits der Bramscher Straße bis zum Hase-
friedhof hinzog und im Südosten zu beiden
Seiten der Ziegelstraße etwa bis zur Zufahrt
des Klosters reichte. Noch heute sind in den
weiträumigen Baublöcken, die von Bram-
scher, Süntel- und Lindenstraße, Am Bürger-
park, Senator-Wagner-Weg und Ziegelstraße
umschrieben werden, größere Partien dieser
Gärten auf dem Hang des Berges erhalten ge-
blieben.
Vom Hasetor aus führte seit alters her ein di-
rekter Fußweg durch die Gärten den Hang des
Gertrudenberges hinauf zum Kloster. Er wur-
de mit der Anlage der Hannoverschen West-
bahn etwa 100 m vor dem Hasetor abgeschnit-
ten und blieb nur noch in seinem nördlichen
Teil zwischen Ziegelstraße und Kloster unter
dem Namen „Terrasse“ erhalten. In ihrem un-
teren Abschnitt bewahrte die Terrasse noch
den Charakter eines typischen Osnabrücker
Vorstadt-Gartenweges der Zeit um 1800, der
zum Teil von alten Bruchsteinmauern und
Gartenpforten gesäumt ist. Der obere Teil des
Weges wurde im 19. Jh. durch Baumpflanzun-
gen (Bergahorn) zu einer Allee gestaltet, die
an der Klostermauer in den baumbestande-
nen Senator-Wagner-Weg einmündet. Dem
Betrachter, der hier seinen Standort nimmt,
kann der Bereich um Terrasse und Senator-
Wagner-Weg noch einen relativ ungestörten
Eindruck von der landschaftlichen Schönheit
der vorstädtischen Gartenregion vermitteln,
wie er sonst in dieser Form in Osnabrück nicht
mehr anzutreffen ist.
Als es zu Ende des 18. Jh. üblich wurde, auf
den Gartengrundstücken vor der Stadt feste
Gartenhäuser zu errichten, entstanden auch
am Gertrudenberg eine Anzahl solcher Anla-
gen, die in ihrer Gestaltung im allgemeinen
sehr schlicht, gelegentlich aber auch recht
aufwendig sein konnten. Das reichste unter
den noch erhaltenen Gartenhäusern in Osna-
brück ist das der Familie Brandenburg auf
dem Südhang des Berges, das heute hinter
der jüngeren Bebauung der Ziegelstraße ver-
borgen liegt (Ziegelstraße 12). Es ist zudem
das einzige, das in Verbindung mit einer
gestalteten Gartenanlage der Zeit um 1800
überkommen ist. Zwei Gärten, die auf ver-
schiedenen Ebenen des ansteigenden Han-
ges liegen, sind durch eine Freitreppe unter-
einander verbunden. Das auf der oberen
Terrasse liegende Gartenhaus, erbaut 1801,
ist ein rechteckiger, von einem flachen Zelt-
dach überdeckter Bau, dessen Südseite eine
in Sandstein ausgeführte Schaufassade vor-
gelegt ist. Vier ionische Säulen tragen ein kräf-
tig ausgebildetes Gebälk, das in der Mittelach-
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