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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0112
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menfassung der Bauteile zu einem als Ge-
samtheit zu sehenden Baukörper wird jedes
Einzelhaus unterschiedlich ausgebildet und
im Detail sorgfältig gestaltet. Mit seinem über-
hohen getreppten Giebel ist das Wohnhaus
des Werksdirektors aus der Anlage deutlich
hervorgehoben. An die in den zwanziger Jah-
ren erbauten Siedlungen im Umkreis des Os-
nabrücker Kupfer- und Drahtwerks schließt
sich die Baugruppe an durch gleiches Material
(Backstein) und formale Verwandtschaft, die
zumal in dem charakteristischen Einsatz leb-
haft gestufter und ornamentierter Giebel ins
Auge fällt.
WITTKOPSTRASSE
Die Straße, die von der Bramscher Straße ab-
zweigt und den Berghang hinauf zum Bürger-
park führt, entwickelte sich bald nach ihrer
Anlage um 1875 zu einer der besten und teu-
ersten Wohnlagen Osnabrücks. Im parknahen
Bereich auf der Höhe des Hanges entstanden
größere Villen, im unteren, westlichen Ab-
schnitt großzügige Wohnhäuser, die zur Stra-
ße hin mit Vorgärten ausgestattet sind. Die
ursprüngliche Bebauung hat sich fast vollstän-

dig, wenn auch nicht immer ganz unverändert,
erhalten. Trotz mehrerer Neubauten nach
1945 hat die Wittkopstraße den Charakter ei-
ner zum Teil großbürgerlichen Villenstraße,
die in der Hauptsache bis zum Ersten Welt-
krieg entstand, in großen Zügen bewahren
können. Zum Gesamtbild sind Vorgärten,
Straßenbäume und kleinteiliges Pflaster der
Straße von Bedeutung.
Die Bebauung setzte ein mit der Zeile villenar-
tiger Wohnhäuser mit reichgegliederten Fas-
saden des Spätklassizismus Wittkopstraße
1-4, die der Unternehmer Wittkop 1877 als
gehobene Spekulationsbauten durch den Ar-
chitekten Dreyer errichten ließ. Die in gerin-
gem Abstand nebeneinander angeordneten
Häuser - zweigeschossig mit jeweils fünf
Achsen - bilden in ihrer Gesamtheit eine
symmetrische Anlage, innerhalb derer zwei
etwa gleichgestaltete Häuser flankiert werden
von spiegelbildlich angelegten Eckbauten, die
durch kräftig vorgezogene übergiebelte Eckri-
salite betont sind. Kleinere Unterschiede in
der Einzeldurchbildung der Fassaden tragen
zur Lebendigkeit der Gruppe bei (Nr. 3 1905
verändert, Nr. 4 teilweise modernisiert).
Nachfolgend entstanden bis zur Jahrhundert-

Ziegelstraße 21,1868 Ziegelstraße 22, 1872


Wittkopstraße 1 -4,1877, Architekt H. Dreyer


wende die großen Villen des oberen Straßen-
abschnitts. Die beachtlichste unter ihnen ließ
der Papierfabrikant Eggemann 1888 durch
den Architekten Guse auf dem schönsten
Grundstück der Straße unmittelbar am Rand
des Bürgerparks erbauen (Nr. 8). Das hohe
zweigeschossige Haus steht zurückgesetzt
auf einem großen parkähnlichen Grundstück,
das zu drei Seiten von Bruchsteinmauern ein-
gefriedet und zur Straße durch Ziegelmauer
und Eisenzaun begrenzt ist. Seine noch klas-
sizistisch geprägten Fassaden sind in Ziegel-
mauerwerk mit aufwendigen Gliederungen
und Architekturteilen in Sandstein ausgeführt
und besitzen erheblichen repräsentativen An-
spruch. Einen reizvollen Gegensatz bietet die
gegenüberliegende, im Landhausstil erbaute
Villa Wittkopstraße 11, die mit ihrem Fach-
werk-Obergeschoß und lebhaft gestufter
Dachzone eher malerische Wirkung zu erzie-
len sucht. Sie wurde 1892 durch den Hambur-
ger Architekten Georg Thielen erbaut. Eine
reiche, malerische Erscheinung, hier in den
Formen der Renaissance, strebt auch die Ge-
staltung der Villa des Baurats Stüve Wittkop-
straße 13 an (erbaut 1895), ein in Grund- und
Aufriß vielfältig gestufter und gegliederter Zie-

Ziegelstraße 11-13, 1922, Architekt L. Gürtler


Wittkopstraße 11,1892, Architekt G. Thielen


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