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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0114
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Plan der Stadt Osnabrück, Ausschnitt der westlichen Vorstadtgebiete, um 1890


über die Nette liegt am linken Flußufer die Ha-
ster Mühle (Bramscher Straße 221). Der
Standort der Mühle ist sehr alt. Sie gehörte in
mittelalterlicher Zeit zum Meierhof der Herren
von Haste, der sich damals am Übergang des
alten Heerweges nach Bramsche über die
Nette befand und später, nachdem das Ritter-
geschlecht bereits in der zweiten Hälfte des
13. Jh. ausgestorben war, nicht fortbestand.
Als Ritter Giselbert von Harste auf seinem Hof
1230 ein Nonnenkloster gründete, überließ er
diesem die Mühle. Auch nach Verlegung des
Klosters nach Rulle um 1245 blieb sie offenbar
in Klosterbesitz bis zur Säkularisation 1802.
Im 18. Jh. war die Mühle mit einem Gasthaus
verbunden und wurde in den letzten Jahr-
zehnten des Jahrhunderts zu einem der be-
liebtesten Ausflugsziele vor den Toren der
Stadt. Die Baugruppe des Mühlenhofs, zu der
ursprünglich noch umfangreiche Nebenge-
bäude gehörten, entstammt wohl hauptsäch-
lich dem 18./Anfang 19. Jh., wenn auch das
Mühlengebäude im Kern erheblich älter sein
dürfte. Das zweigeschossige, im Oberge-
schoß verputzte Mühlenhaus erhielt 1909
durch Umbau seine gegenwärtige Gestalt, be-
wahrte im übrigen in Sockel und Erdgeschoß
sein älteres Mauerwerk (Bruchstein, Sand-
steineinfassungen) mit ältesten Teilen eines
vermutlich noch mittelalterlichen Vorgänger-
baus (Sandsteinquader) an der Nordostecke.
Der Mühle angebaut ist das schlichte, gegen
1820 errichtete Wohnhaus des Mühlenpäch-
ters.
EHEMALIGE FELDMARK -
WESTLICHE STADTGEBIETE

Westlich der Innenstadt besaß die Osnabrük-
ker Feldmark ihre größte Ausdehnung. Zwi-
schen Haselauf im Norden und den südlich
der Stadt gelegenen Hügelgruppen erstreckt
sich ein Gebiet, das vor seiner Aufsiedlung ei-
nen landschaftlich sehr gegensätzlichen Cha-
rakter besaß. Unmittelbar westlich vor der Alt-

stadt steigen die Höhen des Westerberges
(102 m) auf, die in ostwestlicher Richtung ver-
laufen und denen im Südwesten eine Anzahl
kleinerer Hügel vorgelagert sind, die über die
Grenzen der Gemarkung hinausgreifen. Be-
vor die Stadterweiterungen des 19. und 20.
Jh. das Gesicht der Feldmark veränderten,
wurde die Bergregion von den Niederungs-
wiesen der Hase im Norden und im Süden
vom Moor der Wüste eingefaßt, dessen weite
Fläche sich vor der Neustadt ausbreiteten.
Niederungsgebiete prägen schließlich auch
die nordwestlichen Randzonen der Feldmark
mit Eversheide und Rubbenbruch. Die Feld-
markgrenze bildete im Westen die Linie der
mittelalterlichen Landwehr, von der an der
Grenze gegen Atter noch größere Abschnitte
erhalten blieben (vgl. S. 98).
Vom Natruper und Heger Tor ausgehend
durchqueren zwei Fernstraßen die Gemar-
kung in westlicher Richtung. Den Weg am
Nordrand des Westerberges entlang nimmt
die Straße nach Westerkappeln-Lingen
(Natruper Straße-Wersener Straße), am süd-
lichen Fuß des Berges entlang verläuft die
Straße nach Lengerich, Rheine und Münster
(Lotter Straße-Rheiner Landstraße). Darüber
hinaus erschloß eine größere Anzahl von vor-
städtischen Feld- und Verbindungswegen, die
zu den wenigen nahe gelegenen Wohnplät-
zen der Feldmark führten, seit alters her das
Gebiet.
Die Weidegenossenschaften der Natruper,
Heger und Martinianer Leischaft besaßen in
der westlichen Feldmark ihre Wirtschaftsgrün-
de, die gegeneinander abgegrenzte Gebiete
bildeten. Ausgespart blieb im äußersten Nord-
westen der Feldmark das Gut Eversburg, des-
sen Landsitz einen eigenen, innerhalb der
städtischen Landwehr gelegenen Bezirk bil-
dete. Im Südwesten teilte die Martinianer Lei-
schaft die Bewirtschaftung der Wüste mit der
Neustadt. Die alten Leischaftgrenzen lassen
sich zum Teil noch im modernen Stadtgrun-
driß verfolgen. Vom einstigen Grenzverlauf

zwischen Heger und Martinianer Leischafts-
gründen an der Lotter Straße gibt noch ein
alter Grenzstein mit der Aufschrift „Heger Lai-
schaft“ Auskunft, der in die Grundstücksmau-
er von Nr. 49 eingefügt ist. Die Grenze zwi-
schen Martinianer Laischaft und Neustädter
Wüste lag auf der Linie, die heute durch
Schnatgang und Pappelgraben gebildet wird.
Sie stellt eine vom Katharinenkirchturm aus-
gehende Gerade dar, deren Ziel ein Grenz-
stein war, der im 17. Jh. am Südwestrand der
Wüste aufgerichtet wurde. Der Stein befindet
sich heute, allerdings nicht mehr ganz am ur-
sprünglichen Ort, auf dem Grundstück Quell-
wiese 49.
VOR DEM NATRUPER UND HEGER TOR
(ÖSTLICHE WESTERBERGREGION)
Die Muschelkalkhöhen, die hart westlich der
ehemaligen Wallbefestigung der Altstadt an-
steigen, werden nördlich und südlich um-
schrieben von den beiden alten Fernstraßen,
die die Stadt im Westen verlassen. Eine An-
zahl baulicher Anlagen auf den Hängen des
Westerberges zeugen noch von der älteren
Struktur dieser vorstädischen Bergregion vor
ihrer Aufsiedlung seit der zweiten Hälfte des
19. Jh. Wenzel Hollars Stadtplan von 1633
zeigt als besonderes Merkmal des Gebiets die
großen Steinbrüche auf der östlichen Anhöhe
des Westerberges vor dem Natruper Tor. Die
Brüche wurden im 14. Jh. von der Stadt erwor-
ben, gehen jedoch vermutlich mindestens in
das 12. Jh. zurück. In ihnen wurde seit dem
Mittelalter der Muschelkalk gebrochen, der
das wichtigste Baumaterial für die steinernen
Bauten der Stadt war. Noch heute sind die al-
ten Steingruben in größeren Resten vorhan-
den. Auf dem Osthang des Berges, dessen
Nähe für die Verteidigung der Stadt eine Ge-
fahr darstellte, baute man gegen Ende des 13.
Jh. etwa 100 m westlich des Stadtgrabens
zwischen Natruper und Heger Tor die Hohe
Mauer als Teil einer zweiten vorgschobenen
Befestigungslinie im Westen der Stadt (vgl. S.

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