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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0156
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nehmen herangewachsen war. Im Umkreis
der Schachtanlagen entstanden zugleich
eine größere Anzahl von Einrichtungen, die
zum Bergwerksbetrieb gehörten: westlich
der Mündung des Hasestollens die Berg-
werksverwaltung (1870, Glückaufstraße 6)
und der Saalbau des Piesberger Gesell-
schaftshauses (Glückaufstraße 1), auf dem
Berg westlich des Haseschachts das Ledigen-
wohnheim am FürstenauerWeg (Nr. 182) und
schließlich verstreut eine Anzahl von Beam-
tenwohnhäusern in Gestalt bescheidener ein-
geschossiger Doppelhäuser, von denen nur
noch einzelne in ihrer ursprünglichen Gestalt
erhalten geblieben sind (Fürstenauer Weg
165/167; Lechtinger Straße 54/56). In diese
Zeit fällt auch die Errichtung der umfang-
reichen Kolonie für die Piesberger Bergarbei-
ter, die die Stadt auf der Eversheide im be-
nachbarten Eversburg ausführen ließ (s.
S. 132).
Schon bald nach der Errichtung dieser Anla-
gen begann jedoch auch bereits der Nieder-
gang der Zeche. Die wirtschaftlich ungünstige
Entwicklung nach dem Aufschwung der Grün-
derjahre, Wettbewerbsdruck und erhebliche
technische Schwierigkeiten durch immer stär-

Pye, Lechtinger Straße, Stüveschacht, 1873


Pye, Süberweg, ehemalige Kohlenseparation
am Hasestollen, 1880


kere Wasserzugänge im Piesberg bereiteten
das Ende des Unternehmens vor. Die gestie-
genen Qualitätsansprüche der Verbraucher
nötigten die Stadt 1880 zur Errichtung einer
Kohlenwäsche und -Separation am Hasestol-
len, der letzten großen Anlage des Bergwerks.
Aus ihr hat sich das Hauptgebäude, ein lang-
gestreckter, von einem Tonnendach über-
deckter Hallenbau am Süberweg, in seiner ur-
sprünglichen Gestalt erhalten.
1889 übernahm der Georgs-Marien-Berg-
werks- und Hüttenverein das gesamte Berg-
werkseigentum von der Stadt, um die Piesber-
ger Kohle in seinem Hüttenwerk einzusetzen.
Durch die ungünstigen Wasserverhältnisse
verstärkten sich jedoch die Schwierigkeiten
des Bergwerks mehr und mehr. 1898 wurde
die Zeche schließlich aufgegeben und der
Piesberg seitdem nur noch wegen seines
hochwertigen Hartsteins als Steinbruch ge-
nutzt. Die verbliebenen Anlagen des Kohlen-
bergwerks, unverputzte Bruchsteinbauten
des Jahrzehnts 1870/80, bilden in ihrer Ge-
samtheit von Schachtgebäuden, Kohlenmelio-
ration, Verwaltung, Sozialgebäude und an-
geschlossener Arbeitersiedlung eine in den
wesentlichen Teilen überkommene Zechen-

anlage aus den Anfängen des industriellen
Aufschwungs der Stadt Osnabrück. Zugehö-
rig, jedoch außerhalb des Stadtgebiets in der
Gemeinde Wallenhorst gelegen, sind die Ge-
bäude der ehemaligen Lechtinger Niederlage,
die sich an der Mündung des Lechtinger Stol-
lens am Nordfuß des Piesberges befinden.
In den Jahren 1911 ff. wurde der Zweigkanal
vom Mittellandkanal zum Osnabrücker Hafen
erbaut und im Hasetal an der Südwestgrenze
Pyes entlanggeführt, wobei das Hasebett am
Piesberg weiter nach Süden verlegt werden
mußte. Beim alten Zentrum des Bergwerksbe-
triebes unweit des Hasestollens erhielt der
Kanal einen eigenen Hafenanschluß zu den
Industrieanlagen am Fuß des Berges. Mit der
Anlage des Zweigkanals entstanden inner-
halb der Pyer Gemarkung mehrere Brücken-
bauwerke, darunter die gutgestaltete, in Ei-
senfachwerk ausgeführte Straßenbrücke, die
den Kanal südlich der Altsiedlung Pye über-
spannt.

Pye, Glückaufstraße 1, Piesberger
Gesellschaftshaus, um 1875


Pye, FürstenauerWeg 182, ehemaliges Ledigenwohnheim des Piesberger Steinkohlenbergwerks,
um 1875


Pye, Glückaufstraße 6, Bergwerksverwaltung, 1870


Pye, Lechtinger Straße 54/56, Doppelwohnhaus
am Stüveschacht, um 1875


Pye, Brücke überden Zweigkanal bei der
Altsiedlung Pye, um 1915


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