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Kämmerer, Christian [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 32): Stadt Osnabrück — Braunschweig, 1988

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https://doi.org/10.11588/diglit.44440#0163
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sich östlich ein zweigeschossiger Wohntrakt
unseres Jahrhunderts an, die Westseite des
Innenhofs nimmt ein Wohnwirtschaftsflügel
des 18. Jh. ein, der heute durch einen Verbin-
dungsbau an das Torhaus angeschlossen ist.
Der Wirtschaftshof besitzt nach Abbruch der
großen Gutsscheune nur noch ein Ökonomie-
gebäude (1752) aus seinem älteren Baube-
stand. Bruchsteinmauern umfassen Teile des
Gutsbezirks, dessen Einfahrt am Wirtschafts-
hof ein von Sandsteinpfeilern flankiertes Tor
des 18. Jh. betont.
Dem Gut nordöstlich benachbart ist die zuge-
hörige Wassermühle, ein teils in Fachwerk,
teils massiv errichteter Bau wohl aus dem En-
de des 18. Jh. (Am Gut Sandfort 40D).
Ein zweites adliges Gut in Voxtrup war das
kleine Gut Hettlage, dessen Ländereien sich
ehemals am äußersten Westrand südlich der
Meller Landstraße befanden. Das Gut, das
vermutlich im 17. Jh. entstanden war, kam zu
Anfang des 18. Jh. durch Kauf an das Gut
Sandfort. Seine bauliche Gestalt, die kaum
bedeutend gewesen sein kann, ist heute nicht
mehr zu bestimmen, im 18. Jh. bestand es aus
einem zweigeschossigen Wohnhaus, zu dem
Gärten und Teiche gehörten. Das Gutshaus
wurde um die Jahrhundertwende zu einem
Landhause umgebaut, in dem vom Vorgän-
gerbau Teile des alten Bruchsteinmauerwerks
erhalten blieben (Eichenallee 23). Die übrigen
Anlagen des Guts sind unter den Neusiedlun-
gen, die im 20. Jh. in diesem Bereich Voxtrups
entstanden, verschwunden, sein ehemaliger
Landbesitz wurde aufgesiedelt.
Bis um die Jahrhundertwende blieb die alte
Struktur der Landgemeinde fast unverändert.
Zu den ersten baulichen Anlagen, die als Fol-
ge des Anwachsens der nahen Stadt zu An-
fang des 20. Jh. in der Gemarkung entstan-
den, gehört das städtische Wasserwerk in
Düstrup (Wasserwerkstraße). Seit der Ein-
richtung des ersten Wasserwerks an der Min-
dener Straße (vgl. S. 137) war der Wasserbe-
darf Osnabrücks ständig gestiegen. 1907/08
baute die Stadt daher am Nordrand der Ge-
meinde unweit des Haseufers das Düstruper
Werk als Pumpstation für das auf dem Gut
Sandfort anstehende Quellwasser. Zusätzlich
erhielt das Werk eine eigene Brunnenanlage
auf dem Grundstück. Die beträchtlich von der
Straße zurückgesetzte Baugruppe hat sich in
ihren wesentlichen Bestandteilen mit gärtne-
risch gestaltetem Vorplatz und alter Grund-
stücksbegrenzung zur Straße erhalten. In der
Mittelachse befindet sich das in die Tiefe ge-
stellte Gebäude des Pumpwerks mit Portal-
vorbau an der südlichen Schmalseite, links
neben dem Werk das achteckige Brunnen-
haus, beides Putzbauten mit Putzgliederun-
gen, die im Sinne der Bauphase um 1910
unter Anknüpfung an die Epochen des Spät-
barock und Klassizismus qualitätvoll gestaltet
wurden.
Seit den dreißiger Jahren begann die benach-
barte Stadt über ihre Grenzen in die Voxtruper
Gemarkung vorzudringen. An den alten Fern-
straßen und Feldwegen auf der Düstruper und
Steiniger Heide breiteten sich beiderseits von
Düstruper Straße, Meller Landstraße und Hol-
sten-Mündruper Straße Neusiedlungen aus,
die sich heute zu einer großen, geschlosse-
nen Stadtrandsiedlung entwickelt haben.

Kath. St. Antoniuskirche

Für die mit den Neusiedlungen gewachsene
katholische Gemeinde Voxtrups, die ur-
sprünglich zur Stadtpfarre St. Johann und von
1920-34 zur Pfarre St. Josef gehörte, baute
der Kirchenbauverein Voxtrup 1932/34 im
Herzen Voxtrups die St. Antoniuskirche. Der
Architekt Franz Rahe entwarf eine Saalkirche
mit wuchtigem, von einem Pyramidendach
bekrönten östlichen Chorturm, der einen weit-
hin sichtbaren Akzent im Ortsbild darstellt. Der
ganz in Bruchstein ausgeführte Bau ist äußer-
lich schmucklos und bezieht seine Wirkung in
erster Linie aus der Verteilung der Baumas-
sen. Im Inneren wird der Raumeindruck durch
die weitgespannte hochelliptische Wölbung
beherrscht, in die die Fenster mit Stichkappen
einschneiden. Schiff und Chorraum sind
durch einen hohen elliptischen Bogen vonein-
ander geschieden, wie überhaupt das Motiv
der Ellipse den eigenwilligen Bau allenthalben
beherrscht und auch am Außenbau, in der Ge-
staltung von Fenstern und Türen, vielfach wie-
der anklingt.

Voxtrup, Gut Sandfort, Herrenhaus


Voxtrup, Gut Sandfort, Wirtschaftsgebäude, 1752


Voxtrup, Wasserwerkstraße, Wasserwerk Düstrup, 1907/08


Voxtrup, Antoniuskirche, 1932-34,
Architekt F. Rahe



Voxtrup, Antoniuskirche, Blick zum Chor

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