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bei Littre und Bonnier], Wahrscheinlich ist die Erscheinung,
dass prothetisches e öfters als a erscheint, unter den gleichen
Gesichtspunkt zu stellen. Der Vorgang selbst findet sich im
Osten, Westen und Zentrum, ist also nicht dialektischer Natur.
Belege finden sich in dem schon zitierten Buch von Küppers,
Volkssprache in Kalvados und Orne, S. 26 und bei Haarseim,
Vokalismus im Oxforder Psalter R. St. IV S. 285; vergl. auch
Neumann, Laut- und Flexionslehre S. 4 und Z. R. Ph. II
S. 159, ferner § 8, Anmerkung 5, wo ich weitere Belege gebe.
III. Eine zweite Gruppe bilden Worte wie: pesser,
lesser, pesture, quesser, leschier, die sich zahlreich im Ypozet
finden, eine letzte Worte mit arK hinter Nichtpalatalis,
die dieses ar in er wandeln. Auch hier sind die Belege
besonders zahlreich aus Metz und im Ypozet, wo wir berbu,
Merlin, merdi, merrie, pertir u. s. w. finden. In beiden Gruppen
tritt augenscheinlich eine mundartliche Eigentümlichkeit in der
Artikulation von a zu Tage, die sich besonders stark vor
folgendem s und r1 bemerklich macht. Dass a stark palatal
artikuliert wird, ist auch deutschen Mundarten nicht fremd,
man denke an die hannöversche. In dem Zeitraum des 16. und
17. Jhs. macht sich diese Neigung im Pariser Stadtdialekt2
geltend. Die Sucht alle a wie e auszusprechen wird von den Gram-
matikern vielfach getadelt, besonders an Damen und Müssig-
gängern, was für das Zeitalter der „Precieuses ridicules“
recht charakteristisch ist. Einige unter ihnen, wie Vangelas,
1 Haben wir die im Lothringischen, namentlich in Schriftstücken
Metzer Ursprungs, so häufig vorkommenden Schreibungen mit ai als
umgekehrte Schreibung aufzusassen, was aber noch nicht ganz aufgeklärt
scheint, — Keuffer S. 461 glaubt allerdings, dass ai der Aussprache eines
e ev. mit ANachschlag gleich gekommen wäre — dann könnte man wohl
von einer im Osten durchgehenden, auch vor anderen Konsonanten wie
s und r auftretenden Neigung, vortoniges a] zu e werden zu lassen,
sprechen, s. S. 401 die reiche Beispielsammlung bei K. — Goerlich meint,
dass in Burgund das ai den Lautwert eines a mit i-Nachschlag gehabt
hätte (s. Frz. St. VII S. 25).
2 s. Thurot. De la prononc. frgse. I S. 3; 12; 18; 19. Das Volk
sprach in dem Zeitraum des 14. bis 16. Jhs, alle erK wie ar, was aus
Reimen bei Rutebeuf, Villon, Marot u. s. w. zu ersehen ist; auch die
Moliere’schen Bauern reden so. Vergl. bei Dammeier S. 49—51.
bei Littre und Bonnier], Wahrscheinlich ist die Erscheinung,
dass prothetisches e öfters als a erscheint, unter den gleichen
Gesichtspunkt zu stellen. Der Vorgang selbst findet sich im
Osten, Westen und Zentrum, ist also nicht dialektischer Natur.
Belege finden sich in dem schon zitierten Buch von Küppers,
Volkssprache in Kalvados und Orne, S. 26 und bei Haarseim,
Vokalismus im Oxforder Psalter R. St. IV S. 285; vergl. auch
Neumann, Laut- und Flexionslehre S. 4 und Z. R. Ph. II
S. 159, ferner § 8, Anmerkung 5, wo ich weitere Belege gebe.
III. Eine zweite Gruppe bilden Worte wie: pesser,
lesser, pesture, quesser, leschier, die sich zahlreich im Ypozet
finden, eine letzte Worte mit arK hinter Nichtpalatalis,
die dieses ar in er wandeln. Auch hier sind die Belege
besonders zahlreich aus Metz und im Ypozet, wo wir berbu,
Merlin, merdi, merrie, pertir u. s. w. finden. In beiden Gruppen
tritt augenscheinlich eine mundartliche Eigentümlichkeit in der
Artikulation von a zu Tage, die sich besonders stark vor
folgendem s und r1 bemerklich macht. Dass a stark palatal
artikuliert wird, ist auch deutschen Mundarten nicht fremd,
man denke an die hannöversche. In dem Zeitraum des 16. und
17. Jhs. macht sich diese Neigung im Pariser Stadtdialekt2
geltend. Die Sucht alle a wie e auszusprechen wird von den Gram-
matikern vielfach getadelt, besonders an Damen und Müssig-
gängern, was für das Zeitalter der „Precieuses ridicules“
recht charakteristisch ist. Einige unter ihnen, wie Vangelas,
1 Haben wir die im Lothringischen, namentlich in Schriftstücken
Metzer Ursprungs, so häufig vorkommenden Schreibungen mit ai als
umgekehrte Schreibung aufzusassen, was aber noch nicht ganz aufgeklärt
scheint, — Keuffer S. 461 glaubt allerdings, dass ai der Aussprache eines
e ev. mit ANachschlag gleich gekommen wäre — dann könnte man wohl
von einer im Osten durchgehenden, auch vor anderen Konsonanten wie
s und r auftretenden Neigung, vortoniges a] zu e werden zu lassen,
sprechen, s. S. 401 die reiche Beispielsammlung bei K. — Goerlich meint,
dass in Burgund das ai den Lautwert eines a mit i-Nachschlag gehabt
hätte (s. Frz. St. VII S. 25).
2 s. Thurot. De la prononc. frgse. I S. 3; 12; 18; 19. Das Volk
sprach in dem Zeitraum des 14. bis 16. Jhs, alle erK wie ar, was aus
Reimen bei Rutebeuf, Villon, Marot u. s. w. zu ersehen ist; auch die
Moliere’schen Bauern reden so. Vergl. bei Dammeier S. 49—51.