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Eckardt-Jassoy, Sophie
Beiträge zu einer Geschichte der Klangveränderungen altfranzösischer Vortonvokale vornehmlich in erster Silbe: aus Texten des Zeitraums von c. 1200-c. 1400 — Darmstadt: G. Otto's Hof-Buchdruckerei, 1904

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.57081#0044
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II. Alle diese Formen scheinen einander zu wider-
sprechen, doch ist es nicht unmöglich sie aus satzphonetischem
Prinzip zu erklären, in der Art, dass man die Formen als
Schnellformen familiärer Rede auffasst, bei denen der Vor-
tonvokal sich entweder dem Tonvokal assimilierte oder von
dem vorangehenden oder folgenden Konsonanten beeinssusst
wurde. So zeigen molaide, volot augenscheinlich Infizierung
durch den vorangehenden labialen Konsonanten, quetorze
vielleicht durch das Ar, melaide, meiri, erriere attrahierenden
Einssuss des Tonvokals. Bezeichnend ist, dass der Vorton-
vokal in der Mehrzahl der Fälle vor den Liquiden l und r
steht, die bekanntlich unter gewissen Umständen sonantisch
werden können; der aus dem Stimmton von l u. s wieder
neu entwickelte Vokal zeigt dann naturgemäss Neigung, sich
an seine Umgebung zu assimilieren. Aus einem mlaide konnte
sich sowohl ein molaide, wie ein melaide entwickeln. Bei
erriere kann derriere1 mitgewirkt haben, ähnlich wie bei evant
das danebenstehende devant. Neben devant ist oft davant
zu belegen, die aus -fi de ab ante eigentlich zu erwartende
Form; man vergleiche mea - > ma.
III. Im Pariser Stadtdialekt2 trat zu der Zeit, als man
gedecktes ar wie er aussprach, dasselbe auch bei ar1 ein;
so sagte man den Damen v. Paris nach, dass sie: „mon meri
est ä la porte de Peris“ sagten; den Damen von Lyon wirft
dagegen Tory vor, dass sie jedes e in a wandelten, um den
häufig zu Besuch kommenden Italienern zu gefallen.
§ 5-
a hinter Palatalis [lat. u. rom. frei].
a) cfrz.
1. Urkunden :
Chevaliers 1260 Livr. de Jost.; chenoineibid. S. 17, S. 13;
chevaux Ord. 421; chevriau M. 326; chever 1463/64 Arch.
Aube reg. 3; chever 1468/69 ibid.; cheval Ord. 352; echerront
Ord. 663.
Anmerkung 1: chanoine Liv. d. Jost. S. 40 2 mal ist
1 Vergl. dazu darriere nach arriere.
2 Siehe Thurot, I, 3.
 
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